Der eisige Hauch des Alphawolfs (BoyxBoy)

Seife oder Badekugel

„Joshua, wir sind nun schon mehr als elf Stunden unterwegs. Ich kann nicht mehr," flüsterte ich stöhnend. Mir taten alle Knochen weh, obwohl ich bequem zwischen Decken auf der Rückbank lag, die breit genug war. Aber die amerikanischen Straßen waren furchtbar. Ich spürte jede noch so kleine Querrille der alten maroden Infrastruktur, welche sich mit jedem Stoß mehr in meine schwache, geschundene Muskulatur hineinbohrte, wie als würde ich auf einem Nagelbrett liegen und Schläge mit dem Hammer erhalten. Meine Nervenspitzen waren völlig überreizt und, wenn ich mit den Fingern über meine nackte Haut fuhr, ließ mich dies das Gesicht verziehen.

Ich hatte nicht gewusst, dass es so werden würde. So anstrengend. So schmerzhaft. Was tat ich hier mir gerade an? Wozu das alles? Fragte ich mich.

Die Tage zuvor im Krankenhaus hatte ich immer ein wenig Schmerzmittel bekommen, aber die verloren scheinbar ihre nachhaltige Wirkung und das hatte ich nicht bedacht.

„Sorry, wir Werwölfe haben einfach ein längeres Durchhaltevermögen. Mir macht es nichts aus, noch weiter zu fahren. Wir sind bereits bei Everrett. Ich bin gerade am Boeing Werk vorbeigefahren. Wirklich beeindruckend, diese riesigen Hallen für den Flugzeugbau. Schade, dass wir keine Zeit dafür haben. Die muss ich mir irgendwann mal ansehen. Ich such' uns mal ein vernünftiges Hotelzimmer. - Vermutlich wäre ein heißes, entspannendes Bad für uns beide gut."

Schmerzgepeinigt verzog ich das Gesicht, dass er über die nächste Bodenwelle heizte. So ganz bekam ich nicht mehr mit, was er mit dem Bad meinte. Aber irgendwo einfach sich hinlegen können wäre schon toll dachte ich benommen.

Josuha kam aus der Lobby eines kleinen einstöckigen Motels zurück, welches gepflegt aussah, aber jedoch diskret an der Hauptstraße hinter hohen Wacholderbüschen versteckt lag. Interessanterweise war auf dem Parkplatz zwischen jedem Auto eine Stellwand aufgebaut. 

Er grinste breit: „Lach nicht, ich habe ein Zimmer in diesem ‚Love-Hotel' gefunden. Da konnte ich bar zahlen und wir können richtig baden. Kein Wunder, dass es hier so etwas gibt. Hier im Boeing Werk arbeiten mehr als dreißigtausend Mitarbeiter, die meisten sind Männer. Ich möchte mal wissen, wie viele Puffs es in dieser Stadt gibt. Die Anzahl der Hotels ist hier auf jeden Fall höher als in anderen Städten, in den ich bisher war."

Joshua schaute auf eine kleine Klapp-Pappkarte und holte die Zimmerkarte aus weißem Plastik heraus. Anschließend stieg wieder ins Auto und suchte unseren Einstellplatz und rangierte zwischen den Stellwänden direkt vor unserem Zimmer. Dort parkte er sorgsam ein, hob mich aus dem Auto und trug mich zum Zimmer. 

Lächelnd öffnete er die Tür mit der kleinen Plastikkarte und wir mussten beide gleichzeitig losprusten, als wir die Einrichtung sahen.

Von außen war das Gebäude nur ein schlichter grauer Betonklotz, aber von innen, einfach unglaublich. Solch ein Zimmer hatte ich noch nie gesehen. Wir standen beide mit staunenden Augen im Raum und schauten auf ein übergroßes rundes fluffig aussehendes Bett, welches mit einer schwarz-gelben Tigerdecke und zwei flauschigen roten herzförmigen Kissen verschönert war. Darüber war eine verspiegelte Kassettendecke angebracht. Mitten im Raum stand ein kleiner Whirlpool für zwei Personen, auf dessen Ablage schwarz-goldene Handtücher bereitlagen. Ein knallroter Teppich in Herzform lag auf dem schwarzen Boden davor. Das schmale Fenster, welches so gut wie kein Licht hereinließ, wurde gleichfalls von knallroten Gardinen bedeckt. Die Stehlampe in der Ecke war mit einem roten Stoffrest bedeckt und dämpfte das gesamte Licht im Raum in einen soften roten Ton.

Ich konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Schlimmer ging es nicht mehr. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie hier eine erotische Stimmung aufkommen sollte. Das Zimmer war einfach grauenvoll, übertrieben. Aber wahrscheinlich war dies bei heterosexuellen Paaren möglich oder diese ignorierten einfach die Einrichtung und schauten nur auf sich selbst. Ich hatte extrem das Gefühl in einem Stundenhotel gelandet zu sein und vermutlich war es das auch.