Egal wie sehr ich es hasste, die wackelige Leiter zum Wahrsagenturm hinauf zu klettern - hier war der einzige Ort, an dem ich mich nach dieser Aktion noch verstecken konnte. Der Tratsch hatte sich schneller verbreitet als ein Waldbrand und es mir unmöglich gemacht, meinen Samstag ruhig zu verbringen.
Kaum jemand mochte Wahrsagen und noch weniger Leute, würden ihre Freizeit freiwillig mit Professor Trelawney verbringen.
Die seltsame Frau, die offenbar keine Haarbürste besaß und immer ein bisschen nach Sherry roch, war eigentliche keine schlechte Person. Man musste ihr gegenüber nur offen sein und sie und ihr Fach respektieren, dann kam man gut mit ihr aus.
"Miss Renard", sagte sie mit der typischen Singsangstimme, die sie immer irgendwie abgehoben wirken ließ. "Ich habe Sie erwartet."
Ich lächelte mild und nickte. "Bitte, sagen Sie doch Camille zu mir."
Die Lehrerin lächelte zurück und nickte. "Selbstverständlich. Selbstverständlich."Es war nicht der erste Nachmittag, den ich hier verbrachte. Mittlerweile fragte mich Sybill Trelawney schon nicht mehr, was ich tun wollte oder worauf ich hoffte, denn ich hatte mir einfach nur angewöhnt, die Kristallkugeln zu polieren oder die Teetassen zu sortieren. Manchmal las ich auch eines der vielen Bücher, die achtlos zwischen den Kissen verteilt waren. Bedeutung von Tarotkarten oder Teesatz-Symbole.
Ich war gerade dabei, die verschiedenen Teesorten zu kontrollieren und kochte einen milden Tee, nur um mir selber zum Spaß die Zukunft voraus zu sagen - und vielleicht ein bisschen Ablenkung zu finden. Als hinter mir die Lehrerin untypisch barsch wurde.
"Mister Weasley. Sie sind hier nicht willkommen!"
Sofort fuhr ich auf dem Absatz herum. Um ein Haar hätte ich die Tasse in meiner Hand fallen gelassen. Wieso sah George Weasley so anders aus, wenn er seine Quidditch Sachen trug?Ich räusperte mich und ging schnell dazwischen, bevor Professor Trelawney ihn noch wirklich rauswerfen würde.
"Er ist für mich hier, Professor. Ich muss etwas im Gemeinschaftsraum vergessen haben. Keine Sorge. Ich passe auf, dass er nichts anfasst."Mit einem finsteren Seitenblick auf den Zwilling nickte die Lehrerin mir schließlich zu und verschwand wieder hinter einem der Vorhänge, die ihren privaten Bereich vom Klassenzimmer trennten.
"Wow, sie ist gruseliger, als ich sie in Erinnerung hatte", flüsterte George mir zu und kam mir dabei viel zu nah. Ich roch eine seltsame Mischung aus Besenpflege und etwas Erdigem. War das sein Geruch? Sofort machte ich einen Schritt zurück und bereute im selben Moment, mich so schnell verraten zu haben.
Nur das Pfeifen meines Teekessels rettete mich aus der seltsamen Situation.
Zu mir selbst fluchend flüchtete ich zu meinem kleinen Tischchen. Wieso hatte ich George herausgefordert? Wieso war ich so dumm gewesen, zu denken, ich könnte einen Gewinn aus der Situation ziehen? Hochmütig. Das war ich. Nichts anderes. Mit Schwung goss ich Tee in meine Tasse und schloss beide Hände darum. Die Wärme holte mich ins Hier und Jetzt zurück und ich fasste neuen Mut."Möchtest du auch eine?", bot ich George ebenfalls eine Tasse an und er kam mit den Händen in den Hosentaschen zu mir herüber.
"Nur, wenn du nicht wieder was hinein mischt."
Ich warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, ehe ich ihm auch eine Tasse holte. "Wie hast du mich gefunden?", fragte ich, noch mit dem Rücken zu ihm.
"Ich hab mir schon gedacht, dass du nach der Aktion nicht von hundert Leuten gelöchert werden willst. Also vielen die meisten Räume im Schloss weg." Er nahm die Tasse entgegen und ich schenkte ihm ein. "Und seid Ginny davon erfahren hat, ist selbst der Gryffindor Turm nicht mehr sicher." Er kicherte, während er den ersten Schluck nahm und sich prompt die Zunge verbrannte. "Ich habe gehört, dass wahrsagen dein Ding ist", brachte er eher undeutlich hervor, während er sich kalte Luft auf die Zunge fächerte.
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Weasleys, Pranks and other Curses
FanfictionAls Camilles Eltern an diesem Abend beim Essen eröffnen, dass sie wieder umziehen müssen, kann Camille nur müde seufzen. Mal wieder. Wie immer. Sie hat sich schon beim letzten Mal kaum die Mühe gemacht auszupacken. Ein weiterer Schulwechsel. Dieses...