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Auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, es ließ mir keine Ruhe, über diese Frage zu spekulieren. Was für eine Frage brauchte einen richtigen Zeitpunkt? Und warum war es so wichtig, dass ich ehrlich antwortete?

Immer wieder erwischte Maddie mich dabei, wie ich mitten im Unterricht gedankenverloren vor mich hin starrte und die Anweisungen der Lehrer nicht mitbekam. „Du bist schlimmer als vorher."

„Vor was?" Wir schoben unsere Aufzeichnungen hektisch in unsere Taschen, um hinaus zu Pflege magischer Geschöpfe zu gehen. Mir war aufgefallen, dass mich immer mehr Schüler begrüßten oder einfach so ansprachen. Es war seltsam.

„Als der Trank noch gewirkt hat." Sie stieß mir den Ellbogen in die Seite und mir schoss das Blut in den Kopf.

„Das ist es nicht! Wirklich!"

„Aber er wirkt eindeutig", bemerkte Maddie nachdenklich.

Ah. Ja. Es hatte alles damit begonnen, dass sie eine Flasche des Liebestranks gekauft hatte und ich den Zwillingen nicht zugtraut hatte, dass sie Amortentia brauen konnten. „Es ist nicht Amortentia selber, aber ja es ist ein funktionierender Liebestrank", gestand ich und wurde immer leiser. „Kannst du mir erklären, was hier los ist?" Ich klammerte mich an Maddies Arm und sah mich skeptisch um. Nicht nur die Gryffindors, auch Schüler aus anderen Häusern sahen mich neugierig an, sagten Hallo oder begannen mit ihren Freunden zu flüstern und in meine Richtung zu zeigen.

Maddie schien es gar nicht aufgefallen zu sein. „Was? Ach das." Aber sie wusste sehr genau, was los war, wie der rosane Schimmer auf ihren Wangen jetzt verriet. „Weißt du", wir wichen entgegen kommenden Ravenclaws aus, „alle wissen, dass die vier Wochen vorbei sind und jetzt wollen alle wissen, wie es weiter geht."

„Wie es weiter geht?" Ich ahnte, worum es ging, aber es konnte doch nicht wirklich so viele Schüler interessieren, wie es in meinem Privatleben aussah?

Gemeinsam suchten wir uns einen Platz möglichst abseits, aber egal wie weit wir uns von der Gruppe entfernen wollten, wir fanden uns immer umgeben von neugierigen Ohren. Erst als Hagrid den Unterricht begann, hatten wir ein wenig Ruhe.

„Es geht ja nicht nur um dich", flüsterte Maddie mir zu, während sie mir zeigte, wie man die wütenden kleinen Feuerfische beruhigen konnte. „Fred und George sind beliebter, als du denkst. Sie brechen gerne die Regeln, aber kommen immer davon. Sie sind im Quidditch-Team von Gryffindor und man hat immer etwas mit ihnen zu lachen."

„Klar, Traumtypen", ich rollte mit den Augen. „Bis man das Opfer ihrer Scherze wird." Ich musste an Neville denken und sofort wurde mir wieder viel zu warm, weil sich auch gleich die Erinnerung an George anschloss. Hätte George sich nicht zusammengerissen, was wäre wohl in dieser Nacht noch passiert?

„Aua!", jaulte ich auf, als einer der Feuerfische meinen Finger erwischte.

„Wo bist du mit deinen Gedanken?", kicherte Maddie, während sie mir schnell half, den Fisch los zu werden, bevor Hagrid meinen Fehler bemerken konnte.

„Du willst mir also sagen, die Weasley-Zwillinge sind sowas wie Promis?" Ich schnaubte ungläubig. In Beauxbaton hätten man solche Unruhestifter sicher nicht so gelobt. Mein Finger pulsierte und ich ließ mir von Maddie eine Kühlsalbe geben.

„Es ist mehr - wie sage ich es. Die meisten sind neugierig, wie weit es die Zwillinge bringen können. Bisher haben sie noch alles geschafft, was sie sich in den Kopf gesetzt haben. Und es wäre schon eine ganz schöne Leistung, wenn sie wirklich einen Liebestrank gebraut hätten, der so erfolgreich ist. Verstehst du? Es würde ihnen bei allen folgenden Projekten eine hohe Vertrauenswürdigkeit bringen."

„Du willst mir sagen, mein Privatleben entscheidet über den Erfolg ihres Unternehmens?"

Maddie zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Irgendwie schon."

Die nächste Sitzung unseres kleinen Clubs war erst in zwei Wochen, doch der Gedanke ließ mich nicht los. Das erste, was ich von den Zwillingen gesehen hatte, war tatsächlich ihre zielstrebige Art. Sie bekamen wirklich immer, was sie wollten. Und bevor ich mich eingemischt hatte, war dieses Ziel Erfolg mit ihren Scherzartikeln gewesen.
Ein Liebestrank passte überhaupt nicht in ihr Sortiment.

Ich versuchte den Zwillingen so gut es ging aus dem Weg zu gehen, während ich mich mit meiner neuen Beliebtheit auseinander setzen musste.

„Hey Camille."

Ertappt schreckte ich von meinen Aufsatz für Verteidigung gegen die Dunklen Künste hoch. „Hermine", stieß ich erleichtert aus. „Du bist's."

Die junge Hexe zog sich einen Stuhl heran. „Kommst du voran?" Wir hatten noch im Fuchsbau einen Plan für mich gemacht, um möglichst viel Stoff aufzuholen und ich musste gestehen, das Hermine wirklich verdammt schlau war. Obwohl sie ein Jahr unter mir war, hatte sie mir mit den meisten Fächern helfen können.

„Ich bin echt nicht der Typ für alles was lebt." Ich tippte mit dem weichen Ende meiner Feder auf die Bücher über Pflanzen- und Tierkunde.

„Wenigstens hast du keine Probleme in Zaubertränke." Sie holte ihre Unterlagen hervor und der Tisch ächzte erbärmlich, als sie sie ablegte. „Snape wäre dir absolut keine Hilfe."
Es stimmte. Der Mann war die Hölle und weckte in mir das dringende Bedürfnis, mir doch noch mal das Sortiment der Zwillinge anzusehen.

„Sagmal, kann ich dich was fragen? Abseits vom Unterricht?"

Hermine sah auf, beendete aber noch ihren Satz, bevor sie sich mir zu wand.

„Die Zwillinge verkaufen doch ausschließlich Scherzartikel. Was hat da ein Liebestrank zu suchen?"

Hermine seufzte und schraubte ihr Tintenfass zu. „Das habe ich sie in den Ferien auch gefragt. Es macht keinen Sinn, wenn nicht irgendeine ihrer verdrehten Ideen dahinter steckt. Aber es stellt sich raus, dass sie es schlicht aus Trotz gemacht haben."

„Trotz?"

Sie nickte. „Sie haben sich wohl über Snapes Unterricht aufgeregt und einer der Slytherins hat sie ausgelacht, dass sie Snape ja nur nicht mögen, weil sie schlecht in Zaubertränke sind."

„Und da ist die offensichtliche Lösung ausgerechnet ein Liebestrank?" Nicht meine erste Wahl, um mein Können zu beweisen. Hätte eine Formwandler-Mixtur nicht mehr Sinn gemacht?

„Das", Hermine verzog genervt das Gesicht und warf einen Blick in die Runde, „war eine rein geschäftliche Entscheidung. Offensichtlich wurden sie schon mehr als einmal gefragt, ob sie sowas nicht anbieten können. Sie haben sehr stolz allen erzählt, wie sie dem Slytherin, der an ihnen gezweifelt hat, etwas davon verabreicht haben und Molly hat sie mit dem Kochlöffel durch die Küche gejagt."

Das konnte ich mir bei der toughen Frau durchaus vorstellen.

„Hat er denn", Hermine lehnte sich näher. „Hat er denn gewirkt? Das ist kein einfacher Trank."

Zähneknirschend nickte ich ihr zu. Ich wusste, dass sie eine der wenigen war, die nicht heiß auf Klatsch war. Man konnte ihr sofort ansehen, dass sie frustriert war.

„Ich muss mich mehr anstrengen", murmelte sie und schraubte sofort ihre Tinte wieder auf.

Weasleys, Pranks and other CursesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt