Ich hatte die nächsten Stunden in diesem Nebel zwischen Ohnmacht und Bewusstsein verbracht. Immer wieder war ich zurück an die Oberfläche gekommen, nur um festzustellen, dass der Schmerz schlimmer geworden war. Von meinem Hals bis in die Fingerspitzen meiner linken Hand zog sich rostiger Stacheldraht durch meine Adern.
Madame Pomfrey hatte mehrfach versucht, mich und George zu trennen, aber ich hatte diese Diskussion nicht einmal beachtet. George hatte beteuert, dass es ihm gut ging - was ich ihm nicht glaubte, aber wir waren immerhin beide am Leben - und so hatte die Krankenschwester aufgegeben und stattdessen weiter an meinem Arm gearbeitet.
Ein einziges Mal hatte ich einen Blick riskiert und es sofort bereut. Meine Haut klaffte wirklich auseinander wie Wachspapier und ich war mir ziemlich sicher, dass ich Knochen gesehen hatte. Würgend hatte ich mich wieder abgewandt und George hatte lachend seine Hand an meinen Hinterkopf gelegt und mich an sich gedrückt.
"Wenn du das schlimm findest, ist es wirklich besser, wenn du kein Quidditch spielst."
Ich wusste, dass er log. Würden die Schüler sich regelmäßig so schwer verletzen, wäre der Sport sicher schon längst verboten. Trotzdem war ich ihm dankbar. Ich war gerade auf der Suche nach den richtigen Worten, als die Krankenschwester uns unterbrach.
"Wenn Sie wach genug sind für sowas, sind Sie wach genug für Medizin." Sie war immer noch genervt davon, dass ich mich ihr widersetzt hatte, aber gleichzeitig würde sie nicht riskieren, einen schlechten Job zu machen. Sie hielt mir auffordernd einen Löffel Sirup hin und ich öffnete artig den Mund.
Sofort wurde mein Gesicht ganz kribbelig und dann taub. Ah. Mir dämmerte, was jetzt kommen würde und ich vergrub mein Gesicht wieder an Georges Hals.Madame Pomfrey war wirklich geschickt und ich war mir sicher, bei jedem anderen hätte ich den Schmerz nicht ertragen, aber nichts davon änderte etwas an der Tatsache, dass das Nähen der Wunden fast so schlimm war, wie die Krallen des Geiers.
"Ich hab es gleich geschafft", sagte die Frau bestimmt zum fünften Mal, während mir die Tränen übers Gesicht liefen und im Kragen von Georges Quidditch Umhang versickerten. Obwohl mein ganzer Körper so taub war, dass ich schon befürchtete, doch noch verblutet zu sein, konnte ich nicht mehr das Bewusstsein verlieren. Gerade dann, wenn man es brauchen konnte.
Die Krankenschwester verfluchte mich, während sie den letzten Verband um meinen Hals wickelte und George dabei seinen Kopf zurück lehnen musste, um nicht ihre wütende Hand abzubekommen.
In dem Moment ging zum ersten Mal die Tür zum Krankenflügel auf. Ein Schwall von Stimmen drang zu uns herein und verstummte augenblicklich wieder, als der Schulleiter die Tür hinter sich schloss.
"Heiliger Merlin!", kam eine weibliche Stimme hinter Professor Dumbledore hervor. Eine kleine Frau mit rotem Haar kam in mein Sichtfeld und stolperte halb um das Bett herum.
"Es geht mir gut, Mom", maulte George kaum dass seine Mutter sein Gesicht in beide Hände genommen hatte.
Beschämt wollte ich mich doch noch von George lösen, doch sein Arm um meine Schultern machte es mir unmöglich, mich zu bewegen. "Das ist nicht mein Blut, die Schnittwunden sind nicht tief. Alles gut, wirklich", beruhigte er die Frau noch bevor sie etwas sagen konnte.
"Nicht dein Blut?!", rief sie schriller als beabsichtigt, doch dann ging ihr Blick zu mir und ich konnte mir nicht vorstellen, was sie sehen musste. Doch zu meinem Erstaunen stieß Misses Weasley nur erleichtert die Luft aus.
Dumbledore hingegen war nicht so leicht zu besänftigen. Er kam an meine Seite des Bettes und glitt elegant um Madame Pomfrey herum, die meinen Arm fixierte und böse Blicke in meine Richtung warf.
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Weasleys, Pranks and other Curses
FanfictionAls Camilles Eltern an diesem Abend beim Essen eröffnen, dass sie wieder umziehen müssen, kann Camille nur müde seufzen. Mal wieder. Wie immer. Sie hat sich schon beim letzten Mal kaum die Mühe gemacht auszupacken. Ein weiterer Schulwechsel. Dieses...