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Die Gruppe hatte sich nach meiner Erklärung übers Haus verteilt. Alle hatten noch hunderte Fragen, aber Misses Weasley hatte der Neugier schnell einen Riegel vorgeschoben. "Du wirst dir erstmal ein Zimmer mit Ginny und Hermine teilen müssen, Liebes", erklärte sie mir, nachdem die meisten verschwunden waren. "Mit Bills Rückkehr ist es doch etwas enger, als mir lieb ist."
"Oh bitte! Machen Sie sich keine Umstände wegen mir. Ich würde dankbar auf dem Sofa schlafen. Oder im Garten. Ich habe wirklich keine Ansprüche."

"Wer's glaubt, Renard." Fred verdrehte die Augen und schleppte einen Koffer von draußen herein. Meinen Koffer. "Du schleppst mehr mit dir herum, als Hermine und die hat die halbe Bibliothek geklaut."

"Habe ich gar nicht!", kam es vorwurfsvoll aus dem Wohnzimmer.
"Nicht stehen bleiben", unterbrach George die beiden. Er trug zwei weitere Koffer herein, die deutlich bessere Tage gesehen hatten, würdigte mich aber keines Blicks. Ich hatte noch keine Gelegenheit gehabt, mich bei ihm zu bedanken. An seiner Stelle wäre ich auch schlecht auf mich zu sprechen. Immerhin hatte er mir das Leben gerettet.

"Camille, kannst du mal kurz kommen?" Bill stand draußen und schlug den Kofferraum des seltsamen Autos zu, in das wir alle zusammen gepasst hatten.
Ich entschuldigte mich bei Misses Weasley und Ginny und taumelte hinaus. Ich hatte nichts über die Schmerzen gesagt, um nicht schon wieder durch mehr Schlafsirup ausgeknockt zu werden. Es wabberte noch genug von dem Zeug in meinem Kreislauf.

Bill nickte in Richtung des weitläufigen Gartens und ich folgte ihm unsicher.
Erst als uns einige Meter vom Haus trennten, begann er zu sprechen.
"Dumbledore hat mir nur das wichtigste gesagt, aber ich würde gerne diesen Stille-Post-Effekt vermeiden." Er schob die Hände in die Hosentaschen. "Macht es dir was aus, mir mehr als den anderen zu erklären? Zu unserer aller Sicherheit."

Unsicher warf ich einen Blick zurück zum Haus, nur um den Augen einiger neugieriger Weasleys zu begegnen. Bis auf Fred und George duckten sich die anderen alle sofort weg.

"Lass uns noch ein bisschen gehen, okay?"
"Wenn es dir nicht zu anstrengend ist?"
Ich nickte zustimmend, obwohl mir schon die ersten Schweißtropfen auf der Stirn standen. "Vielleicht bis zum Schuppen", gab ich klein bei und wir setzten unseren Weg fort.

"Es war kurz nachdem wir Griechenland verlassen hatten", erzählte ich, jetzt mit dem Rücken gegen die Schuppenwand gelehnt. "Ich hatte den Entschluss gefasst, in die Fußstapfen meiner Eltern zu treten. Ich meine, im Prinzip haben ja alle nur drauf gewartet, dass ich es offen ausspreche." Ich verdrehte die Augen und Bill verschränkte die Arme.

"Du hast nicht nur Talent, du hast von klein auf die Arbeit deiner Eltern mitbekommen. Also war es nie abwegig."

Seufzend stieß ich die Luft aus. Das sagten alle, die meine Eltern kannten und es stimmte. Ich hatte immer Bestnoten in Verteidigung gegen die dunklen Künste. Aber auch nur, weil ich so verzweifelt versucht hatte, meine Eltern zu beeindrucken. Und genau dadurch war dieses ganze Chaos eigentlich erst entstanden.

"Auf jeden Fall." Ich holte Luft. "In Skandinavien waren auch die Guidos mit ihrer Tochter Ellen. Ich weiß nicht, ob du sie kennst, aber Ellen hat in etwa so viel magisches Geschick, wie eine Tomate. Was sie mit ihrem Abenteuergeist immer ausgleichen konnte, wenn ich sie als Kind getroffen habe. Wir haben Räuber und Pirat gespielt und -" Ich schüttelte den Kopf. "Es hatte tagelang gestürmt, was die Ausgrabung deutlich verzögert hat und alle sind unruhig geworden. Sonst hätte man uns nie alleine im Wald spielen lassen." Ich erinnerte mich gut daran, wie die anderen Hexen und Hexer im Camp Rillen in den Boden gelaufen hatten, weil es zu gefährlich gewesen war, zum Grab zurück zukehren. Ich war so froh gewesen, als wir endlich alleine waren.
"Ellen hatte einen Hügel gefunden, den wir als unser Lager benutzt hatten, bevor der Sturm die Bäume ringsum entwurzelt hatte."

Bill lehnte sich mit der Schulter neben mich, um mich weiter ansehen zu können. "Mir schwant nichts gutes. Ich denke, ich habe Gerüchte über den Vorfall gehört, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass du das warst."

Ich zog einen Mundwinkel hoch. "Glaubt mir auch keiner, der mich heute kennenlernt. Die brave, langweilige Camille Renard hat einen geheimen Zugang zu einer verfluchten Grabkammer gefunden und anstatt jemandem Bescheid zu sagen, ist sie selber hinein geklettert. Wie klingt denn das?" Ich schüttelte den Kopf. "Dumm klingt das."

"Ein bisschen", grinste Bill, "wenn man weiß, dass du es besser hättest wissen müssen. Aber auch unendlich mutig."

Ich ließ den Kopf hängen und einige Strähnen meiner Haare fielen wie ein Vorhang um mein Gesicht. "Ich habe den Zugang zur Ruhestätte gefunden. Und den Sarg. Und naja", stammelte ich. "Ich habe den Zauberstab aufgehoben und mit einem Mal ist die Hölle ausgebrochen." Immer wieder schüttelte ich den Kopf. "Ellen hatte zum Glück mehr Verstand als ich und man war mir dicht auf den Fersen gewesen, als der Fluch mich erwischte. Seit dem verfolgt mich dieses Monster und zwingt meine Familie ständig um zu ziehen. Hätte ich doch nur nicht so dringend bewundert werden wollen."

Bill strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.

Und in eben jenem Moment kam jemand um die Ecke. "Du sollst deine Sachen wegräumen", krächzte George seinen Bruder an und erstarrte für den Bruchteil einer Sekunde, als er uns so sah. "Scheint dir ja erstaunlich gut zu gehen", bemerkte er recht trocken, ehe er wieder im Haus verschwand.

Bill grinste plötzlich breit. "Und was ist das für ein offenes Geheimnis?" Er nickte seinem Bruder hinterher und ich wünschte mir, dass sich ein Loch im Boden auftun würde, um mich zu verschlucken. Oder George. Meinetwegen konnte es auch George verschlucken.

"Ich bin immer noch dumm?", versuchte ich einer Erklärung zu entkommen.

"Du warst nie dumm. Vielleicht gefällt ihm das an dir."

Am liebsten hätte ich Bill in die Hecke geschubst, aber das müsste wohl noch eine Weile warten. "So ist das nicht! Es war nur ein Trank!"

Er zog eine seiner roten Augenbrauen hoch. "Trank? Haben die Zwillinge dich in irgendwas rein gezogen?"

Wieder konnte ich nur seufzen. Es war wohl der Tag für Geständnisse. "Nein. Ich habe nicht geglaubt, dass ihr Liebestrank wirkt und ihn herausgefordert, ihn zu trinken."

"Und darauf ist er eingegangen?"

"Nur mit der Bedingung, dass ich ihn auch trinke." Wo blieb das verdammte Loch im Boden? Ich war bereit hinein zu springen!

"Du willst mir sagen, dass die Zwillinge einen funktionierenden Liebestrank brauen konnten und dann habt ihr beide ihn auch noch getrunken?"

Frustriert schnaubte ich, was Bill zu einem herzlichen Lachen verleitete.
"Also seid ihr beide immer noch -?"

Hastig schüttelte ich den Kopf. "Wir wollten eigentlich ein Gegenmittel nehmen, aber dann ist da diese Sache dazwischen gekommen. Ich vermute, er muss mir das Heilmittel irgendwann dazwischen verabreicht haben. Oder die Nahtoderfahrung hat kurzen Prozess damit gemacht. Keine Ahnung."

Bill sah wieder zum Haus zurück. "Interessant."

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1110 Wörter

Kennt ihr das, wenn ihr euch mit jemandem vergleicht, der sehr viel besser schreibt als ihr und dann ist man den Rest des Tages frustriert, weil man auch so gut sein will? Nein? Nur ich? Seufz!

Ich will auch so gut schreiben, wie manche hier auf wattpad, aber irgendwie will es nicht und ich weiß nicht, woran es liegt.

Weasleys, Pranks and other CursesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt