Als ich am nächsten Morgen aufwachte, konnte ich mein Glück kaum fassen. Ich lag auf dem Rücken, alle Viere von mir gestreckt und auf meinem Bauch lag George Weasley. Seine Finger eng verflochten mit meinen.
„Nein", brummte er und kniff die Augen fester zusammen, als ich ihm das Haar aus dem Gesicht strich.
„Leider doch. Wir müssen weg sein, bevor meine Eltern hier auftauchen."
George grummelte immer noch, rappelte sich aber so langsam auf. „Du hast ja Recht", knurrte er und rieb sich das Gesicht.
„Außerdem solltest du dir vielleicht was anderes zum Frühstück anziehen. Ich weiß nicht, was die anderen dazu sagen, wenn du so aus meinem Zimmer kommst." Ich zog eine Augenbraue hoch und dieses Mal scheute ich nicht davor zurück, ihn von Kopf bis Fuß zu bewundern.
Wieder erwachte etwas in mir. Animalisch. Hungrig. Ich wollte ihn mit Haut und Haar verschlingen. Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben, während ich doch weiter dabei zusah, wie George in die Hose schlüpfte und das Hemd ungeknöpft ließ.
Ich wollte gerade etwas darüber sagen, dass ich es mir mit dem Frühstück anders überlegt hatte, als wir beide Gemurmel vom Flur hörten. Wir tauschten einen Blick und ich nickte in Richtung der Tür, während ich rasch wieder in mein Nachthemd schlüpfte.
George riss die Tür ruckartig auf und schon purzelten Ginny, Maddie und Fred der Reihe nach herein.
„Wir haben nicht -"
„Wir wollten nur - "
Und „Uh lala!" war alles, was sie raus brachten, ehe George die Tür hinter ihnen wieder schloss. Zu meinem großen Bedauern knöpfte er jetzt doch zwei Knöpfe seines Hemds.„Was für eine nette Überraschung", murmelte er und sah seinen Bruder skeptisch an.
„Wir wollten nur mal schauen, ob alles okay ist", grinste Ginny breit und kam zu mir ums Bett herum getänzelt. „Sieht okay aus. Wir können wieder gehen, Leute."
„Nicht so schnell!" Ich packte sie am Saum ihres Shirts. „Es ist genau genommen sogar ganz praktisch, dass ihr da seid."
„Ist es das?" George sah das immer noch anders, dann klickte es. „Ah. Ja, ist es."
Er holte den Brief meiner Eltern hervor, während ich den Plan erklärte.
„Ich will nicht hier bleiben!", beschwerte Ginny sich sofort.
„Aber wir brauchen jemanden, der die anderen davon überzeugen kann, dass wir, na du weißt schon, uns verdrückt haben?"
Sie hatte noch immer ihre Arme verschränkt, schien aber langsam ihren Nutzen für uns zu verstehen. „Und Maddie und Fred?"
„Die beiden wollen uns auf frischer Tat ertappen um uns den Rest unseres Lebens damit aufzuziehen." George stieß seinen Bruder an. Das war gar nicht so fern der Realität.
„Na wenn's sein muss", schmollte die jüngste Weasley weiter. „Aber dann sollten wir uns beeilen, bevor Mum und Dad genug Kaffee hatten."
Es fiel mir schwer, mich beim Frühstück normal zu benehmen. In meinem Kopf war ich schon hundert Schritte weiter. Gedankenverloren trank ich meinen Kräutertee, nur um aus allen Wolken zu fallen. Mut. Auseinandersetzung. Zwillingsstern.
Der Teesatz zeigte genau das gleiche wie schon zuvor.
„Was ist?" George lehnte sich zu mir herüber und ich hielt ihm die Tasse hin, obwohl er nichts verstehen würde.
„Ich bekomme seit Wochen das gleiche Ergebnis. Mut. Auseinandersetzung. Zwillingsstern."
„Ich dachte, man soll sich nicht selber etwas voraussagen?"
„Heißt es in neueren Auflagen nicht Doppelstern?" Hermine mochte Wahrsagen zwar nicht, aber das hieß nicht, dass sie nichts darüber gelesen hatte.
„Ist das nicht das gleiche?"
Ausnahmsweise verdrehten Hermine und ich gleichzeitig die Augen über Freds Kommentar.
„Ein Doppelsternsystem besteht aus zwei oder mehr Einzelsternen, die gravitativ aneinander gebunden. Sie umkreisen periodisch den gemeinsamen Schwerpunkt. Sie wirken nach außen wie einer, sind es aber nicht", erklärte Hermine.„Und was sagt dir das?" George reichte mir die Tasse zurück.
„Als ich es das erste Mal gesehen habe, dachte ich, dass ich mit euch aneinander geraten werde", gestand ich kleinlaut. Aber das machte jetzt keinen Sinn mehr. „Oh", stieß ich leise aus, als sich mir ein Gedanke aufdrängte. Doch noch saßen zu viele Leute am Tisch, die nichts von unserem Plan wussten.
„Oh?" Ich mochte Hermine, aber nicht genug, um ihr mehr zu erzählen.
„Ich glaube, ich bekomme meine Tage", log ich schnell, um das Thema zu beenden und schoss die Treppe hoch.
Noch während ich mich umzog, kam George ohne anzuklopfen herein. „Was denkst du?", fragte er und zu meinem Erstaunen war er bereits Abreisefertig.
„Ich denke, dass das bereits Teil des Rätsels ist. Doppelsterne wirken wie eine Einheit, aber in der Astrologie macht es einen großen Unterschied. Ich denke, dass der Tee mir sagen will, dass da mehr dahinter steckt, als ich sehe."
„Schlauer Tee", murmelte George und hielt mir die Tür auf, als ich endlich fertig war.
Wir waren mit den anderen in einem Lesezimmer verabredet. Der einzige Raum, der ebenfalls einen Kamin hatte, den man ans Flonetz anschließen konnte. Ich stopfte mir ein Säckchen des Pulvers in die Jackentasche. „Alle bereit? Ihr dürft auf keinen Fall loslassen. Ich habe nämlich für einige der Kamine, die wir jetzt passieren werden, keine Genehmigung."
Alle nickten. Ich griff nach George und der nach seinem Bruder. Fred packte Maddie, die sich noch ein wenig zierte.
Das Pulver ließ die Flammen höher züngeln, doch ich war entschlossen, dem ganzen Spuk endlich ein Ende zu bereiten. Wir hatten gerade die Schwelle überschritten und ich rief unsere erste Adresse, als im Feuer zwei Gestalten auf uns zu kamen.
„Camille?", riefen sie im vorbeifliegen und ich drückte mich enger an George. Meine Eltern. Sie wussten, dass ich geflohen war und mit großer Wahrscheinlichkeit würden sie wissen wohin.
„Lauft!", schrie ich, kaum das wir am ersten Umschlagspunkt ankamen und riss die drei hinter mir her. Mehrere Reisende mussten uns aus dem Weg springen, als ich auf den nächsten Kamin zuhielt.
„Was ist passiert?", kreischte Maddie, die mehr von Fred gezogen wurde, als das sie selber lief.
„Das waren meine Eltern! Sie dürfen uns nicht einholen!"
„Und jetzt?"
„Ich ändere unsere Route. Gut festhalten." Und schon verschluckte uns das nächste Feuer.
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Weasleys, Pranks and other Curses
FanfictionAls Camilles Eltern an diesem Abend beim Essen eröffnen, dass sie wieder umziehen müssen, kann Camille nur müde seufzen. Mal wieder. Wie immer. Sie hat sich schon beim letzten Mal kaum die Mühe gemacht auszupacken. Ein weiterer Schulwechsel. Dieses...