Ich war noch einen Moment draußen geblieben und hatte die Szene auf mich wirken lassen. Das windschiefe Haus, das an allen Ecken und Enden angebaut wurde, versank langsam in der Abenddämmerung. Das Licht im Inneren erhellte das bunte Treiben und ich konnte das Lachen bis hier draußen hören.
Was für eine seltsame Familie.
Sie hatten mich einfach mit hier her genommen, obwohl Dumbledore ihnen gesagt haben musste, dass es gefährlich sein konnte. Und jetzt war sogar Bill extra für mich her gekommen.Ich trat wieder zurück in den Schatten des Schuppens.
Diese Familie gab sich so viel Mühe.
Und meine Eltern waren mal wieder nicht zu erreichen.Mit dem Rücken gegen das morsche Holz ließ ich die Tränen einfach laufen. Ich hätte tot sein können und meine Eltern würden es bis Weihnachten nicht mitbekommen.
Schluchzend rutschte ich ins Gras."Camille?" Ginny war neben mir in die Hocke gegangen. "Tut es weh? Brauchst du Hilfe?", fragte sie unsicher.
Ich schüttelte den Kopf und versuchte schnell die Tränen zu trocknen. "Es geht gleich wieder. Wirklich. Alles gut."
Schweigend setzte sich der Rotschopf neben mich und schlang ihre Arme um ihre Beine. Selbst sie war hier. War bereit meinen Schmerz mit mir zu teilen. Wieso konnten meine Eltern einfach so den Kontinent verlassen, wenn sie doch wussten, in welcher Gefahr ich schwebte?
Lauter und lauter schluchzte ich, bis Ginny mir fürsorglich den Rücken streichelte. "Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Hier bist du in Sicherheit."
"Ich dachte, ich würde sterben", brach es aus mir heraus und ich ließ mich von Ginny in ihre Arme ziehen. "Ich habe gebetet. Das es schnell gehen würde. Das ich den Aufprall nicht mitbekommen würde." Ich musste immer wieder nach Luft schnappen. Aber diese Gefühle, diese Gedanken hatten sich in mir aufgestaut, waren stecken geblieben und warteten auf jede freie Sekunde, die sie sich mir nähern konnten.
"Ich könnte tot sein", heulte ich an Ginnys Schulter, "und meine Eltern sind nicht zu erreichen, weil sie ihre ach so tolle Arbeit machen. Ich hasse sie. Ich hasse sie so sehr."
"Es tut mir so leid", flüsterte Ginny immer wieder, während sie mich wie ein kleines Kind vor und zurück wiegte. "Ich kann mir nicht vorstellen, was du durchmachen musstest."
Mein Zeitgefühl würde noch eine ganz Weile verzehrt bleiben. Aber als ich endlich aufhören konnte, zu heulen, war es dunkel und kalt geworden. Ginny hatte sich die größte Mühe gegeben, ihr Zittern zu verbergen, aber die Kälte war mir ja auch in die Knochen gekrochen.
"Entschuldige. Das war unangemessen." Ich trocknete erst Ginnys Schulter, ehe ich mir das Gesicht mit dem Ärmel trocken wischte. "Es geht schon wieder."
"Du musst nicht stark sein." Ginny half mir auf die Beine und fegte das Gras von meiner Hose. "Nach dem, was dir passiert ist, wäre jeder am Ende."
Ich versuchte mich an einem Lächeln. "Aber schwach sein ändert auch nichts an meiner Situation oder? Ich mag kein Mitleid. Ich habe mir das alles selber eingebrockt."
Ginny sah nicht überzeugt aus, aber sie widersprach mir nicht.
Mister Weasley war mit seinem Sohn Percy aus dem Ministerium zurück gekehrt. Sie sprachen von dem Chaos, dass die Schließung Hogwarts nach sich gezogen hatte, verstummten aber sofort, als ich die Küche betrat.
"Guten Abend", sagte ich sehr höflich und nickte den beiden Männern zu.
"Camille. Wie geht es dir?", fragte der Mann sofort und drehte seinen Stuhl in meine Richtung.
"Den Umständen entsprechend sehr gut danke der Nachfrage." Und dann fügte ich hinzu: "Es tut mir Leid, dass ich Ihre Arbeit umständlicher gemacht habe."
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Weasleys, Pranks and other Curses
FanfictionAls Camilles Eltern an diesem Abend beim Essen eröffnen, dass sie wieder umziehen müssen, kann Camille nur müde seufzen. Mal wieder. Wie immer. Sie hat sich schon beim letzten Mal kaum die Mühe gemacht auszupacken. Ein weiterer Schulwechsel. Dieses...