Kapitel 95

2.1K 149 4
                                    

Verträumt
Ge. 02- Kapitel 95

Ich drehte mich um und sah zu Savaş. Sein Mund war aufgeklappt und er sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. Schnell sah ich wieder zu der Schülerin. »Leider bin ich noch nicht ganz fertig.«

Savaş kam auf mich zu und musterte mich von oben bis unten. Die Schülerin war in der Zeit schon gegangen.

»Du hast dich sehr verändert«, meinte er und machte mir keine Vorwürfe, dass ich ihn angelogen hatte. Wenn er wollte, sollte er doch. Dann würd ich ihm schon meine Meinung sagen.
»Du nicht«, erwiderte ich. »Okay, du hast dich entschuldigt. Kannst du jetzt gehen.«
»Können wir reden?«
»Ich will nicht mit dir reden!«
»Bitte«
Ich schüttelte den Kopf.

Er sah so verzweifelt aus. »Gülay. Ich- ich weiß echt nicht, was ich sagen soll. Du hast ja Recht. Aber- ich weiß nicht. Vielleicht sollte ich wirklich gehen.«
»Du solltest auf jeden Fall gehen«, stimmte ich zu und sah runter.

Da rief jemand meinen Namen und rannte auf Savaş zu. Es war Herr Bulut. Er schlug auf Savaş ein und ich fing an zu kreischen. Es dauerte nicht lange, bis sich beide todernst prügelten.

»Hört auf!«, kreischte ich. »Hört auf!«
Eine andere Lehrer rief sofort die Polizei an, als sie das mitbekam, während ich versuchte, die beiden auseinander zu bringen.

[Sicht von Tunç]

Nachdem wir eine ganze Zeig lang am Grab waren, vertrugen sich meine und Eces Eltern. Es war wie vergessen, dieser ganze Streit. Eine Freundin zu verlieren muss hart gewesen sein. Einfach nur hart.

Alle hatten sich bei uns in den Wohnzimmer gesetzt. Nur ich und Özlem nicht. Sie wollte mir noch etwas erzählen, hatte sie gesagt.

»Ich wollte dir noch von Selim erzählen«, sagte sie und ich nickte.

»Tunç, Selim ist ein Alptraum. Deine Großeltern wollten ihn zuerst als Mann für deine Mutter-«
»-Was?«
»Bitte! Unterbrich mich nicht! Es, es ist eh schon schwer diese ganze Geschichte mit Selim zu erzählen! Viel zu schwer! Also, sie mochten ihn sehr, aber deine Mutter kannte damals Onur schon, sie hat sich in deinen Vater verliebt und geweigert niemanden Anderen zu heiraten. Selim wurde dadurch gestört, ich meine, seine Psyche hatte schon einen Schaden, weil sein Bruder gestorben war und dass deine Mutter ihn dann nicht wollte, hat ihn krank gemacht. Er hat sie immer wieder belästigt, also hab ich ihn geschlagen und-«
»Du hast ihn geschlagen?«, fragte ich erschrocken und mir kam dann Olcay in die Gedanken. »Wie die Mutter, so die Tochter?«

»Kann man wohl so sagen«, meinte Özlem und lächelte. »Er hat sogar versucht mit dreckigen Tricks, deine Mutter zu bekommen. Sie hat sich das aber nicht gefallen lassen. Deshalb wollte Selim sie töten und Onur auch. Er hat ihr Haus in Flammen gesetzt, als nur sie darin war. Onur ist mit reingesprungen, weil er Merve retten wollte. Danach hat Selim versucht die beiden auf Drogen zu setzen und irgendwann wurde das herausgefunden und er sollte verhaftet werden, doch er ist entkommen. Einfach entkommen, ist das zu fassen?«
»Wie habt ihr das denn bewiesen?«
»Gülay- oder wie ihr sie nennt, Frau Özkan ist die Cousine von Selim. Sie waren wie Geschwister. Na ja, Selim sah das etwas anders, aber sie waren sich halt nahe. Gülay hat deine Eltern gerettet, als er sie unter Drogen gehalten hatte und ihn dann Angezeigt. Ganz einfach.«

»Das ist zu krass. Sind wie hier in einer Serie?«
Sie lachte schwach. »Ich wünschte. Auf jeden Fall ist er entkommen. Nach einigen Jahren wurde uns gemeldet, dass seine Leiche gefunden worden war. Reiner Quatsch. Wir haben denen geglaubt, aber wie kann jemand, der Tod ist wieder gesehen werden? Ich hab es erst letztens herausgefunden.«

Mein Mund klappte auf. Das war mir alles zu viel. Viel zu viel.
»Ich weiß, es ist alles kompliziert. Aber wenn er wieder kommt, dann... dann musst du aufpassen. Vor allem du und Olcay. Selim hat mich schon immer gehasst, weißt du?«
Ich nickte, doch konnte es dennoch nicht alles zusammenkriegen.

[Sicht von Alev]

Wir suchten wirklich überall, aber sie war einfach nirgends zu sehen. Nirgends zu finden. Langsam fing ich an zu verzweifeln, als ich mit Serkan wieder zur Schule ging, um wieder dort zu suchen.

»Wir finden sie«, machte ich ihm Mut. Doch ich wusste, dass diese Worte nichts bewirkten.
»Hey!«, rief Olcay, als sie mich sah und kam auf mich zu.
»Olcay, Ece ist weg! Futsch! Wir waren schon überall!«
»Wie?«, fragte sie sofort.
»Einfach weg! Sie hat mir geschrieben, dass sie heute nicht zur Schule kommt und futsch ist sie verschwunden!«
»Wisst ihr was?«, fragte Olcay. »Ich weiß, dass ist nicht nett und so, aber der erste, der mir da in die Gedanken kommt ist Bekir.«
»Olcay!«, meckerte ich.
»Was!?«, rief sie. »Der Typ wollte mich vergewaltigen. Ich hab den verprügelt.«
»Was!!«, rief ich.
»Hast du ihn gar nicht gesehen, so voller Wunden und so?«

Scheiße, er hatte mich angelogen. Dieses Arschloch.
»Wir teilen uns auf!«, rief ich. »Serkan, du gehst zur Polizei und sagst das mit Bekir, Olcay du suchst Bekir und prügelst ihn, bis er etwas sagt und ich suche hier nach.«
Beide waren einverstanden. Olcay rannte sofort los. Diese Gelegenheit wollte sie keinesfalls verschwenden. Serkan drückte mir einen Kuss auf die Stirn und ging auch.

Somit stand ich alleine hier und suchte. Danach rannte ich zur Haltestelle. Dort erwartete mich auch schon Bekir. Scheiße.

»Alev!«, rief er und kam auf mich zu. Sein Grinsen war sehr breit.
»Wo ist Ece?«, zischte ich und er tat ein auf verwirrt. Seine Augen sahen jedoch etwas trügerisch aus. Schon verraten. »Woher soll ich das wissen?«
»Spuck's raus!«

»Alev!«, zischte er und wurde aggressiv. »Ich hab keinen Plan.«
Er packte mich am Handgelenk und zerrte mich weg. Da wurde er aber auch schon von Olcay gepackt, die vom Nichts aufgetaucht war. Sie schlug ihn zu Boden. Ich hörte Sirenengeräusche. Es war die Polizei.

Sie nahmen uns drei mit. Ich konnte alles gar nicht realisieren. Es passierte einfach zu schnell.

»Ich bin dir gefolgt. Ich wusste, dass er dich findet«, sagte Olcay.
»Ruhe!«, zischte der Polizist und wir stiegen dann aus. Wir berichteten, was passiert war. Serkan kam da auf mich zu und wollte mich umarmen, doch wir wurden auseinander gehalten.

Wir wurden kurz danach alle einzeln untersucht und bei Bekir wurden Drogen gefunden, dazu eine Waffe, was uns alle schockte und er war leicht betrunken.

Wir wurden zum warten in einen Raum gebracht. Serkan nahm mich sofort in den Arm und ich fühlte mich sicher. »Wir werden Ece finden«, sagte ich dieses Mal mit Nachdruck. Dieses Mal spürte ich, dass die Worte etwas bewirkten.

»Macht euren Kitsch wo anders!«, rief Olcay. Ich lachte. »Nur weil du forever Single bist.«
»Halts Maul.«

Das Warten brachte irgendwie alle Hoffnungen zum sterben, bis dann wieder die Polizei kam und uns berichtet wurde, dass man Ece irgendwo gefunden hatte.

VerträumtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt