Kapitel 67

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Verträumt

Ge. 02- Kapitel 67

»Was?!«, rief Serkan, als er die Nachricht ließ. Ich biss mir auf die Lippe, um nicht wieder loslachen zu müssen. »Ich warte auf eine Antwort.«

»Das- das muss ein Missverständnis sein. Wahrscheinlich hab ich die Nummer falsch eingegeben!«, meinte Serkan und sah wieder zu der Nachricht. Sein Blick war Gold wert.

»Was ist das denn für ein Zufall?«, fragte Tunç. Er sah auch irritiert aus, was mir das verkneifen meines Lachens noch schwerer machte.

»Ist eben keiner«, meinte ich und konnte mir mein Grinsen nicht verkneifen. »Du solltest vielleicht Alev ausnahmsweise Mal vertrauen. Sie spricht ihre Lieblingscousine immer mit askim (Liebling) an.«

Ich grinste breiter und Serkan und Tunç sahen mich geschockt an. »Ihre Cousine?!«

»Ihre Lieblingscousine und da ich das bin, hast du mich hier wohl ohne Grund beleidigen wollen.«

[Sicht von Alev]

Ich kam zu Hause an und rief da auch schon wieder Olcay an. Sie nahm zum Glück ab. Mein Herz schlug schnell und ich hoffte einfach, dass ich alles wieder zusammensetzen konnte. »Äh, Olcay, ich wollte-«

»-Wenn du über die Sache mit Serkan und seinem Missverständnis, dass du einen Freund hast, reden willst, da Thema hab ich geklärt. Keine Sorge.«

»Echt?!«

»Yup und es war sogar ganz lustig.«

Ich musste vor Erleichterung lachen. Der Gedanke, dass Serkan glaubte, ich hätte einen Freund, hatte mir fast schon den Atem geraubt. »Olcay, ich finde es krass, dass du eigentlich nicht lustige Sachen lustig findest.«

»Jaaah, hast du mir schon mal gesagt... Alev, Schatz ich muss auflegen. Ich bin erst neu zu Hause und musste erschrocken feststellen, dass Gülay hier ist. Die macht bestimmt gleich ein Drama aus allem und schimpft.«

»Gülay?«

»Frau Özkan! Naja, muss auflegen, tschau!«

Und schon war sie weg.

»Wie war dein Tag?«, rief meine Mutter mir von der Küche zu.

»Ziemlich anstrengend«, gestand ich. Meine Mutter kam auf mich zu und drückte mir einen Kuss auf die Wange. »Alles okay?«

Ich nickte. Danach ging ich auch schon in mein Zimmer und wollte mich umziehen. Als ich meinen Kleiderschrank aufmachte, stieß mein Blick als erstes auf den Pullover, der Serkan gehörte. Ich nahm ihn mit zittrigen Händen heraus und sah ihn mir an. Es war der Pullover, mit dem er mein Leben gerettet hatte. Die ganze Zeit, alles an ihm, ich liebte es. Ich liebte ihn. Mein Held. Ich drückte den Pullover gegen meine Brust und ließ den Tränen freien Lauf.

Ja, jede meiner Faser liebte ihn und mein Herz schlug langsam vor Trauer, doch mein Verstand gewann die Oberhand. Ich wischte die Tränen weg. Er hatte mich Schlampe genannt und vertraute mir nicht einmal. Ich biss mir die Zähne fest zusammen, als ich merkte, dass nicht einmal diese Tatsachen halfen, dass ich ihn hassen sollte, weil ich ihn nicht hassen konnte, weil ich ihn liebte und weil ich wusste, dass es ein versehen war.

Ich schluckte und rief Ece an. »Ece, könntest du kurz vorbei schauen?«

»Klar, ist alles okay?«

»Ja, ich brauche dich nur gerade.«

Es dauerte nicht lange, bis Ece hierher kam. Wir wohnten schließlich nicht weit voneinander. Als sie kam schmiss ich mich in ihre Arme und wir gingen dann in mein Zimmer. Ich weinte mich bei ihr aus, wie ich es lange nicht gemacht hatte. Die ganzen Probleme in letzter Zeit hatten mir nur noch eins gezeigt, wie sehr ich an Ece gebunden war. Unsere Freundschaft war fest aneinander geflochten. Sie tröstete mich und ich merkte, dass mein Schmerz ihr Schmerz und ihr Schmerz mein Schmerz war.

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