Kapitel 62

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Verträumt

Ge. 02- Kapitel 62

»Aliye?«, fragte ich und erinnerte mich wage, dass ich den Namen schon einmal irgendwo gehört hatte.

Ich erkannte schon, dass mein Vater das Thema wechseln wollte, doch ich war fest entschlossen. Ich musste es wissen.

»Es ist mir sehr wichtig«, erklärte ich ihm und er sah mir tief in die Augen.

Es war fast so, als ob er meine Lage gut verstehen würde. Als ob er auch so etwas erlebt hatte. War er vielleicht unerwünscht in der Familie meiner Mutter gewesen oder meine Mutter in seiner Familie? Ach Quatsch.

»Okay, setz dich hin«, forderte mich mein Vater auf und ich setzte mich auf den Stuhl, von dem meine Mutter aufgestanden und weggegangen war.

Mein Vater setzte sich vor mich und sah mich prüfend an. »Das ist kein Spiel. Es wird deine Mutter verletzten, aber ich versichere dir, mein Sohn, ich habe keine Ahnung, was zwischen Aliye und Merve gefahren ist.«

Er sah irgendwie fertig aus. Sein Gesicht sah plötzlich so aus, als ob er in ein tiefes Loch gefallen wäre. »Du willst gar nicht wissen, was ich alles mit deiner Mutter erlebt habe und das wäre auch besser so. Ebenso dachte ich, wäre es auch vielleicht besser, wenn ich nichts über Aliye wüsste. Deine Mutter spricht nicht gerne über sie. Man merkt ihr an, dass es etwas Ernstes ist.«

Jetzt stand mein Vater auf und ging ans Fenster. Er sah hindurch und stand nun mit seinem Rücken zu mir gedreht.

»Meinst du jetzt etwa, ich soll aufhören, sie zu befragen?«, fragte ich und hoffte auf ein klares nein.

»Nein«, erwiderte er wie erhofft. »Du meinst, es sei dir ernst und du würdest es nicht bereuen, oder?«

Mit einem leicht geknickten Blick sah mich mein Vater an und ich nickte. »Ich bin sehr ernst. Zu sehr.«

»Es gibt da eine Frau. Sie ist die beste Freundin deiner Mutter. Vielleicht kann sie dir helfen... oder besser gesagt, ist sie die einzige, die dir helfen kann, denn deine sture Mutter wird dir keine Antworten geben.«

»Wo finde ich sie?«

Es war wie ein großer Hoffnungsschimmer. Ich grinste schon breit. Die Wahrheit lag zum Greifen nah.

»Ich weiß es nicht.«

»Was?«

Das grinsen erlosch. Was sollte das bedeuten?

»Sie heißt Özlem Çelik und ist vor mehr als zehn Jahren weggereist, ohne ein Wort zu sagen«, erklärte mein Vater.

»Was? Einfach so? Ohne ihrer besten Freundin etwas zu sagen?!«

»Nein! Gib ja nicht Özlem dafür die Schuld. Dieses Mädchen hat tausend Mal bewiesen, dass wenn sogar der Tod vor ihr stehen würde, sie zu ihren Freunden halten würde. Sie ist auch kein... gewöhnliches Mädchen. Sie ist stark und wer weiß, was sie gezwungen hat, abzureisen.«

Dazu fand ich einfach keine Worte mehr. Ein großer Strudel an Fragen stieg in mir hoch, doch ich musste alle los lassen. Zu aller erst musste ich also eine Özlem finden... aber bloß woher?

»Wie kann ich sie finden?«, fragte ich meinen Vater, doch er schüttelte bloß den Kopf. »Das mit Özlem war eine schlechte Idee. Ja, sie könnte uns helfen, aber wir können sie schließlich nicht finden und das bedeutet einfach, dass es keinen Sinn macht.«

[Sicht von Serkan]

Wir brachten meine Mitter zum Krankenhaus. Sie war wohl wegen zu viel Stress umgekippt und sollte sich ausruhen.

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