Kapitel 4

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Verträumt:

Ge. 02- Kapitel 04

[Sicht von Tunç ]

Der Tag war voll versaut. Ich hatte bei der Klausur total versagt. Wenigstens würde mich das Essen in der Mensa aufheitern, aber zum lächeln bringen? Keine Chance!

Ich ging Gedanken versunken durch die Mensa und stoß mit einem Mädchen zusammen.

Sie hatte in der Hand eine Schale mit Ananas, welche aus ihrer Hand fiel.

Die Ananasstückchen fielen auf ihre Bluse und dann mitsammt der Schale auf den Boden. Ihr Mund klappte auf. Scheiße! Mädchen machen doch immer Terror, wenn ihre Kleider beschmutzt wurden.

Sie sah zu mir hoch. I h erstarrte als ich in ihr Gesicht sah. Sie war so wunderschön und so... anders. Ihr Augen funkelten so unglaublich... aber nein. Sie war hundert Prozent wie alle anderen Weiber.

Sie schmollte schon. Hab ich es nichts gesagt? Die heult doch jetzt, von wegen ihr Outfit ist beschmutzt und so. Doch dieses Schmollen machte mich schwach. Sie war so... KOMM ZU DİR TUNÇ!

»Sorry.«

Ich kniete mich hin und sammelte die Scherben auf. Sie quiekte kurz. Was sollte das denn?

Ich sah zu ihr auf. Sie heulte nicht. Keine Einzige Träne floss. Sie sah nicht einmal traurig aus, doch sie machte Geräusche. Es war irgendwie eine Mischung aus Quietschen total gespielter Schluchzereilerei. Dabei schmollte sie immer noch. Diese gespielte Schluchzerei war null Prozent realistisch! Wollte die denn nur Aufmerksamkeit?

»Ich wollte doch noch Ananas essen«, schmollte sie. WAS?

Ich war irgendwie schockiert. Ihr Bluse war schmutzig und sie als MÄDCHEN denkt sie ans Essen?

»Bist du nicht traurig wegen deiner Bluse?«, platzte es aus mir heraus.

Sie blinzelte und guckte mich komisch an. »Die kann ich doch waschen.«

Mir klappte der Mund auf.

Dann schmollte sie wieder und sah auf den Boden, wo die Ananasstückchen noch lagen. Wieder mit dieser gespielten Heulstimme sagte sie: »Ananas!«

Dann fuchtelte sie noch mit den Armen. Sie war schräg. Aber irgendwie gefiel es mir.

Ein Mädchen kam zu uns rüber. »Geht's dir gut?«, fragte sie das Mädchen.

Das Mädchen schmollte noch, redete aber in einer vernünftigen Stimme. »ja, Eylem.«

Wie gern hätte ich sie gefragt, wie sie hieß, doch ich war zu beschäftigt damit, sie zu beobachten. Sie beachtete mich nicht mehr richtig.

Ihr Blickschweifte durch die Mensa.

[Sicht von Ece ]

Erst als mich Eylem ansprach, bemerkte ich, dass Bekir weg war. Scheiße!

Wenn er Alev etwas antut, sorge ich dafür, dass er um kommt!

Ich rannte aus der Mensa und suchte im Hof. Weder Alev noch Bekir waren zu sehen.

Dann rannte ich zur Pausenhalle. Aus der Puste sah ich, wie Bekir in das Mädchenklo wollte.

»Bekir?!«, rief ich ziemlich laut. »Willst du zum Mädchenklo?«

Allaha şükürler olsun (Gott sei dank) reagierte eine Lehrerin sofort.

»Bekir, was machst du da?«, schrie sie. Sie unterhielt sich kurz mit ihm und dann gingen sie hoch. Wahrscheinlich zum Sekreteriat.

Ich rannte in die Mädchentoilette und hörte jemanden schluchzen.

»Alev, mach auf. Ich bin es!«

Alev öffnete die Tür. Als ich sie sah zersplitterte mein Herz. Es tat so schrecklich weh. Ich nahm sie in den Arm.

»Ich bin so schwach, Scheiße. Du hättest nicht so bekloppt rumgeheult.«, murmelte sie. Ich spürte, wie schnell ihr Herz schlug.

»Doch, hätte ich. «, gab ich zu.

»Alev, der Typ ist ständig in Streitereien verwickelt. Er kann so gut kämpfen, dass er es gleich mit mehreren aufnimmt!«

»Du bist so toll. Du bist immer für mich da«, schluchzte Alev.

Ich tätschelte sie. Ich fühlte mich gar nicht toll, wie ich angeblich sein soll. Eher beschissen.

Ich hatte da um Ananas getrauert, während sie Angst hatte- furchtbare Angst vor einem Kerl, der gestört war.

»Es tut mir leid«, murmelte ich. Alev sah mich stirnrunzelnd an. »Wofür? «

Ich erzählte ihr, dass ich auf Bekir geachtet hatte. Ich habe zwar keine Ahnung warum, aber er sprach Alev nicht einmal an, wenn ich in ihrer Nähe war. Ich erzählte ihr dann, dass ich mich ablenken lassen habe. Ich hatte zu sehr um die Ananas getrauert.

Alev schüttelte den Kopf. »Es ist okay, Schatz. Du wolltest auf mich aufpassen. Das ist das wichtigste.«

»Ich habe aber versagt.«

Alev lächelte mich an. »Ist gut, askım (Liebling). «

Dann grinste sie bis über beide Ohren.

»Was?«, fragte ich. ich hatte so ein komisches Gefühl.

»Sah der Typ denn gut aus? «

Ich zuckte mit den Schultern. »Glaubst du, ich achte auf so etwas? Ich war voller Kummer, weil meine Ananasstückchen gestorben sind. Da interessiert mich doch nicht irgendein Typ.«

Alev kicherte. Ich liebte ihr kichern so sehr. Da musste ich gleich lächeln.

»Und?«, fragte sie mich gespannt.

»Er hatte dunkelbraunes Haar wie das von Serkan. Seine Augenfarbe war braun.«

Ich stöhnte. Sie hatte es wieder geschafft mich zum reden zu bringen.

Seine Augen gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Scheiße! Alles wegen Alev.

Mein Bruder hatte im Gegensatz zu ihm grüne Augen. So wie die von mir halt.

»Was ist?«, fragte mich Alev und sah mich komisch an. »Bist du etwa verliebt, Ece?«

Sie fing an zu grinsen.

»In einen Typen, den ich gerade erst gesehen hab? Nein!«, rief ich.

»Doch! Doch! Ece denkt an ihren Lover!«

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