Kapitel 30

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Es ist nun eine Woche her seit der Trennung. Auch wenn es schmervoll war und immer noch ist, es war die richtige Entscheidung. Dieses Geschäft, in das ich verwickelt wurde, und auch meine Eltern verwickelt waren, das ist nichts für mich. Ich will einfach ein ruhiges und ungefährliches Leben führen. Ich will auch keine Beziehung oder so im Moment. Dem einzige Junge, dem ich mich geöffnet habe, und auch intim wurde, habe ich das Herz gebrochen. Ich habe erfahren dass meine Eltern tot sind. Ich habe es noch nicht einmal richtig realisiert. Es fühlt sich immer noch so an, als würden sie auf einer Geschäftsreise sein. Das ist einfach eine Gewohnheit. Die Schule ist wie immer, es ist genau wie früher nichts hat sich geändert. Mein Bruder ist wie immer bis spät abends unterwegs und mach weiß Gott was, und ich bin in meinem Zimmer und schaue irgendeine Serie. Die Ferien sind wie im Flug vergangen und erholt habe ich mich auch nicht wirklich. Ich habe überlegt mit einem Sport anzufangen, oder einfach ins Fitnessstudio zu gehen. Es tauchen immer mal wieder Freunde von meinem Bruder auf. Deren Blicke nerven einfach nur, und deren Getuschel nervt ungelogen. Der einzige dessen Blicke mich eher in Verlegenheit gebracht haben, waren die von Philipp. Er hat mich nicht so an gegeilt angesehen, er hat mich mit einem leidenschaftlichen und begehrenden Blick angesehen. Anscheinend ist er aus der Stadt verschwunden, oder hat zumindest die Schule gewechselt. Bei dem Gedanken zieht sich meine Brust zusammen, und mein Herz schmerzt. Es hätte anders laufen können. Es sollte anders laufen. Es war aber kein Fehler mich ihm zu öffnen, zumindest bereue ich es bis jetzt nicht. Ich habe vor Psychologie zu studieren und werde mich jetzt voll und ganz auf die Schule konzentrieren, und auf meine Gesundheit. Die Dinge die passiert sind haben mich echt mitgenommen. Ich dachte ich hätte den Abend, an dem ich einen Mann erschossen habe, relativ gut weggesteckt, doch meine Psyche und mein Unterbewusstsein finden das wohl nicht so, denn sie plagen mich mit Alpträumen, und lassen mich Dinge sehen, die eigentlich gar nicht existieren.

Ich muss jetzt mal wieder lernen. Morgen steht eine wichtige Klausur an, die für meinen Schnitt sehr relevant ist.

Es ist Biologie, dass kann ich eigentlich schon, muss nur noch einmal durchgehen.

"Der Zellzyklus ist die Abfolge verschiedener Aktivitätsphasen zwischen den Teilungen eukaryotischer Zellen. Da der DNA -Gehalt einer Zelle bzw. eines Zellkerns bei der Teilung ( Mitose) halbiert wird, muss er vor der nächsten Teilung wieder verdoppelt werden" gehe ich noch einmal im Kopf durch, bevor ich mich auch schon von meinem Schreibtischstuhl erhebe und mich auf mein Bett schmeiße. Das war jetzt genug, ich bin vorbereitet.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es höchste Zeit ist schlafen zu gehen. Ich mache mich fertig und liege im Bett. Ich starre einfach nach oben, denn ich weiß wenn ich jetzt einschlafe, ich wieder Albträume bekomme. Meinem Bruder habe ich davon nichts gesagt, warum auch? Es würde ja nichts ändern, und er würde sich nur unnötig sorgen machen. Ich wünschte Philipp wäre hier. Er hat mich irgendwie immer lockerer gemacht, und hat mich meine Sorgen für eine Zeit vergessen lassen.

Als wir auf dem Familienfest waren zum Beispiel, ich habe mich einfach diesem Abend hingegeben, und ihn genossen, auch wenn er dann eine unerwartete Wendung genommen hat, hat mir bis dahin alles gut getan.

Philipp hat mir gar nicht erzählt was das überhaupt passiert ist. War es sehr schlimm dort?

Ich hoffe nicht. Aber ich denke schon. Es tut mir auch leid, dass Philipp nie eine Wirkliche Kindheit hatte, und quasi in diesem Geschäft großgeworden ist. Ich kann mir das nicht vorstellen.

Wow. Noch nie habe ich so viel über einen Jungen nachgedacht. Und dann kannte ich ihn auch schon aus meiner Kindheit. Das wird ja immer paradoxer. Ich lege mich auf die Seite und suche eine bequeme Position in der ich auch schon recht schnell einschlafe.

Der Tag verlief recht still.

Die Klausur lief auch besser als gedacht. Ich glaube mein schnitt liegt jetzt bei 1,3.

Ich muss mich anstrengen wenn ich 1,0 schaffen will. Meine Lehrer meinten auch, dass ich auf dem besten Weg dahin bin wenn es so weiter geht. Ich muss mich mündlich noch mehr anstrengen, und noch ein paar Referate halten, falls eine Klausur mal nicht ganz nach plan läuft.

Dieses restliche Jahr wird anstrengend werden, aber man muss für seine Träume kämpfen, und das werde ich.

Dieses Jahr wird mich nichts mehr ablenken, ich werde mich voll und ganz auf die Schule konzentrieren.

Ich habe mir außerdem überlegt in einem kleinen und schönen Café zu arbeiten. Ein bisschen Geld schadet ja nie, und dann habe ich wenigstens noch eine gute Beschäftigung.

Mich beworben habe ich schon, in einem Café dass in der Nähe meiner Schule ist, und zu dem ich früher manchmal mit Feli und Lilia hingegangen bin. Es waren schöne Zeiten, noch so sorgenfreie. Lilia und Feli haben sich in letzter Zeit auch zurück gezogen. Sie konzentrieren sich auch auf die Schule und die Zukunft. Ich würde gerne mal wieder was mit ihnen unternehmen, aber gerade ist das nicht so gut. Wir reden zwar noch in der Schule und so, aber das ist nicht das gleiche. Verdammt, mir schwirrt so viel im Kopf herum, was mich von wichtigen Dingen ablenkt.

Jetzt sitze ich gerade an meinen Mathe Hausaufgaben, aber dieser dämliche Stoff will einfach nicht in meinen Kopf rein. Diese blöden Gebrochen-rationale Funktionen wollen einfach nicht in meinen Schädel rein. So ein Mist. Wer hat Math überhaupt erfunden?! Den würde ich gerne mal eine Scheuern. Wegen ihm muss ich mich jetzt mit diesem Mist hier rumplagen, der einfach nicht in meinen Kopf will.

Uh eine Mail. Ich schaue schnell auf mein Handy und klicke auf die Mail App. Ganz oben ist eine Mail mit dem Betreff "Antwort Bewerbung". Ahh, omg ich hoffe auf eine Zusage.

Ja Baby, ich hab nh Zusage. Ich bin drin jaman. Ou yeah ich stehe auf und tanze meinen Freudetanz nachdem ich mir noch einmal die Mail durchlese und stolz mit dem Kopf nicke. Ich werde endlich Geld verdienen können. Das wird mich dann bestimmt auch auf andere Gedanken bringen. Hoffe ich zumindest.

Mafias BabygirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt