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Jisung

Da war ich nun. Völlig durchfroren und mit müden Augen stand ich vor dem Haus meiner Eltern. Drinnen brannte ein warmes angenehmes gelbliches Licht. Auch wenn ich mich nicht danach sehnte mit meinen Eltern zusammen zu wohnen, so tat dieser Anblick doch ein wenig weh. Am Ende waren wir doch immer noch eine Familie, oder nicht?

Langsam und mit gemischten Gefühlen stieg ich die erste Stufe der kleinen Erhöhung hinauf und betätigte schließlich die kleine silberne Klingel welche die Aufschrift „Han" auf einem kleinen Schild über sich trug. Man hörte ein dumpfes Klingeln hinter den Wänden, was so schnell wieder verschwand wie es gekommen war. Während ich wartete überlegte ich was ich meinen Eltern überhaupt sagen sollte. Mist, vielleicht hätte ich einfach Felix fragen sollen ob er mir Klamotten leiht. Warum war ich so verdammt nervös es waren doch nur meine Eltern!

„Was willst du hier?!" Mit einem genervten Unterton und strenger Mine schaute mich meine Mutter vorwurfsvoll an. Sie trug einen dunkelblauen Pyjama aus Seide, dazu passende Hausschuhe und ihre Haare waren wie immer mit zwei Nadeln hochgesteckt.

„Hallo Mum.." sagte ich mit leiser Stimme während ich meinen Blick langsam zum Boden sinken lies.

„Nenn mich nicht deine Mutter und jetzt sag was du willst oder verschwinde wieder!" Sie war drauf und dran die Tür wieder zu schließen weshalb ich schnell Worte suchte um ihr meine Lage zu erklären.

„Nein warte kurz ich muss nur ein Paar Sachen holen weil ich jetzt erstmal bei Felix wohnen werde falls es euch interessieren sollte-"
„Tut es nicht. Du hast drei Minuten dann verlässt du dieses Grundstück wieder." Ihre Stimme war stark und hinterließ kein bisschen Anzeichen auf irgendwelche Emotionen. Sie trat zurück ins Innere und nach dem ich schnell ins Haus schlüpfte und meine Schuhe auszog, lies ich meinen Blick ins Wohnzimmer schweifen. Meine Eltern saßen auf der Großen Couch am ende des Raumes und tranken Wein. Nebenbei lief leise der Fernseher. Mein Mutter las ein Buch während mein Vater seinen Laptop auf dem Schoß hatte und seinen Blick immer wieder erhob um das Geschehen auf dem Fernseher mitverfolgen zu können. So wie sie da beide Saßen bei dem angenehmen Wohnzimmer Licht schienen sie so friedlich wie noch nie zu sein. Aber wenn ich so an die letzten Wochen zurück dachte dann kam mir das Bild was mir gerade geboten wurde wie ein einziges Schauspiel vor. Vielleicht waren sie ohne mich wirklich glücklicher.

Traurig wendete ich nun meinen Blick ab und ging schnellen Schrittes die Treppe hoch. In meinem Zimmer angekommen schnappte ich mir zügig meinen Rucksack und fing an ein Paar Klamotten reinzustopfen. Nachdem ich die wichtigsten Dinge in dem nun Prall gefüllten Rucksack verstaut hatte lies ich meinen Blick nochmal über mein Zimmer streifen. Vielleicht war das der Ort gewesen wo ich mich wohl fühlte. Ich hatte über die Jahre angefangen die Wände voll mit Fotos und Zeichnungen zu hängen. Die Fensterbank war mit Pflanzen bedeckt und an dem Kopfende meines Bettes hing eine Lichterkette. Dieses Zimmer war immer ein Zufluchtsort für mich gewesen. Umso trauriger machte es mich das ich dieses Ort nun verlassen musste.
Ich spürte eine kleine einzelne Träne meine Wange hinunter laufen. Schniefend wischte ich diese schnell mit dem Jackenärmel weg.
„Kein Grund zu weinen du Heulsuse!" sagte ich leise zu mir selber als ich auch schon durch die Tür trat und diese anschließen mit einem kleinen Klicken zuzog. Langsam und nicht wissend was ich machen sollte wenn ich nicht mehr bei Felix schlafen dürfte, ging ich die Treppe wieder hinab. An der Wand neben mir hing kein einziges Familien Foto. Nur irgendwelche gemalten Landschaften von Künstlern die keiner kannte. Ob ich meinen Eltern das übel nehmen sollte wusste ich nicht so ganz. Vielleicht waren sie einfach keine Fans von Fotos machen.

„Ich geh dann jetzt.." Meine Stimme klang brüchiger als ich wollte und obwohl ich wusste das meine Eltern mich mit Sicherheit gehört hatten, kam keine Antwort von ihnen.

Hoodie Season /Minsung/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt