Walküre

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Irgendwo, in den Tiefen der unendlichen Katakomben der Anstalt, war der stetige dumpfe Aufprall von Wassertropfen, die auf Gestein trafen zu vernehmen. Ein sehr feiner Geruch von Moder, lag in der Luft, der sicherlich darauf zurück zuführen war, dass die Reste seiner Mahlzeiten, achtlos in die dunkle Brühe, die ihn umgab, geworfen wurden. Man machte sich nicht die Mühe seine Behausung, mehr als es nötig war, in Stand zu halten. Wozu auch? Er war ein Monster, ein Tier und hatte auch als ein solches zu Leben, alles andere wäre pure Zeit- und Geldverschwendung. Außerdem, schien ihn dieses Leben nicht sonderlich zu stören. Beschwert hatte er sich nie, er war ein Einzelgänger, der die Ruhe vorzog, anstatt die Hektik der Menschen.

Jeden Wärter, der so töricht wäre, sich ihm zu nähern, würde er, ohne mit der Wimper zu zucken, in Abermillionen Stücke reißen. Er würde ihr Blut trinken, sich an ihrem Leid ergötzen und mitansehen wie das Leben aus ihren Blicken wich. Denn in seinen Augen, waren es nur nervige, unruhige Wesen, die er schon lange nicht mehr verstand, die nicht einmal als vernünftige Nahrungsquelle dienen konnten. Ihre Körper waren zu knochig, zu sehnig, mal von dem Geschrei ganz abgesehen, das sie jedes Mal verbreiteten, wenn sie seiner gewahr wurden.

In all der Zeit, in der er in dieser Anstalt vor sich hin vegetierte, in die Batman ihn vor all den Jahren verfrachtet hatte, hatte er nicht eines dieser menschlichen Wesen, in seiner Nähe geduldet. Nur eines, hatte die Begegnung mit ihm überlebt und sie war auch jetzt hier bei ihm. Seine Krallen gruben sich nicht in ihr Fleisch, sondern in das einer riesigen rohen Rinderkeule in die er herzhaft hinein biss. Das frische Blut, lief an seinem Kinn hinab, das er mit seiner rauen Zunge gierig fort leckte, alles andere wäre eine Verschwendung gewesen. Es war eine Ewigkeit her, seit dem er so gutes Fleisch zwischen die Zähne bekommen hatte. Das, was er sonst bekam, verdiente kaum mehr diesen Namen, es war häufig so zäh, so sehnig oder vergammelt, dass er es angewidert stehen ließ.

,,Schmeckt es Ihnen?'', fragte jene junge Frau, der er dieses Prachtexemplar an saftigem Fleisch zu verdanken hatte.

Sie saß nur wenige Schritte von ihm entfernt und hatte selbst ein Tablett neben sich liegen, auf dem die leeren Teller blitzen, auf ihrem Schoß hatte sie eine große Schüssel mit einer braunen Pampe darin, die nach Croc's Meinung, einfach ekelhaft aussah und noch ekelerregender roch. So süßlich und schwer, dass er sich nicht vorstellen konnte, auch nur einen Bissen davon runter zu bekommen, aber die junge Therapeutin, löffelte das Zeug fröhlich weg, als gäbe es nichts besseres auf dieser Welt.

Das Reptil knurrte als Antwort auf ihre Frage und es klang so unbeschreiblich sanft, dass es ihr mitteilte, dass es ihm äußerst gut schmeckte.

,,Das freut mich'', meinte sie, ,,und das sollte es auch, denn der Schlachter hat mir versichert, dass es von einem seiner besten Kühen wäre.''

Das Lächeln, das sie ihm daraufhin schenkte, war so warm und herzlich, dass er beinahe das Schlucken vergaß. Seine gelben Augen huschten von ihr fort, als er wissen wollte, warum sie das Alles tat, seine Stimme klang außergewöhnlich rau und nachdenklich. Schmunzelnd, verschwand der letzte Rest des Schokoladen Puddings in ihrem Mund, denn eben diese Frage, hatte ihr auch der Riddler, bei ihrer ersten Begegnung gestellt und auch jetzt, würde sie dem Riesen keine bessere Antwort liefern können, als jene, die er bekommen hatte.

,,Einfach so, weil ich es möchte'', gab sie zurück, doch dann ein wenig melancholischer: ,,Wissen Sie Waylon, manchmal sind es gerade die Menschen, die im Schatten verborgen leben, die so sehr damit verschmolzen sind, dass sie gar nichts anderes mehr kennen, die das meiste Licht brauchen.''

Ihre blauen Augen, die genau auf jene Stelle verweilten, an der sich das Krokodil befand, schienen wie zwei blaue Kristalle in der Dunkelheit zu schimmern.

DämmerungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt