Yin und Yang

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,,Sagen Sie es mir.''

Ihre trotzige Antwort, ließ den Clown leicht schmunzeln.

,,Warum überrascht mich das jetzt nicht?'', gab er grinsend zurück, verstärkte dabei ein wenig seinen Griff um ihre Kehle, presste sie noch näher an seinen Körper und bewegte sich ein paar Schritte mit ihr, in Richtung Tür.

Es wirkte beinahe wie ein Tanz zweier Liebenden.

Mit dem feinen Unterschied, dass dies hier tödlicher Ernst war.

Alice war vollkommen klar, dass sie sich in einer brenzligen Situation befand, in die sie sich, mal wieder, durch ihr eigenes kopfloses Handeln gebracht hatte.

Komischerweise hallten nun Sams Worte in ihrem Gedächtnis wieder: Vielleicht versuchst du zur Abwechslung mal, nicht auf seine Provokation einzugehen, ok?

Was würde er wohl sagen, wenn er sie jetzt sehen könnte?

Würde er sie auslachen? Oder gar verhöhnen?

Nein, so ein Mensch war Sam nicht.

Er würde versuchen sie aus den Fängen des Jokers zu befreien, selbst wenn es bedeuten würde, sich selbst in Gefahr zu bringen

Er würde nicht lachen, nicht einmal schmunzeln, er würde im allersten Moment das tun, was nun all ihre Patienten taten: Schockiert und vollkommen regungsloses an Ort und Stelle verharren.

Niemand von ihnen wusste, was er nun tun sollte.

Alle schienen zu Salzsäulen erstarrt zu sein.

Keiner wagte es sich zu bewegen, sich gar, in irgendeiner Form gegen den Joker zu stellen.

Selbst hier, in den beengten Räumen der Anstalt, schien seine schiere Präsenz jeden Zentimeter auszufüllen.

Betrat er einen Raum, wurde es minutenlang still.

Verließ er ihn, ging das Getuschel los.

Er war überall und nirgendwo.

Der einzige, der sich langsam regte, der den Joker nicht fürchtete, war Killer Croc.

Dieser ging leicht in die Hocke und gab dabei ein bedrohliches Knurren von sich, das den Clown, von neuem, in keinster Weise beeindruckte.

,,Ah, ah, ah'', schallt er das Reptil sogleich und ließ seinen Daumen über Alices Kehle streichen, als wollte er ihm damit sagen, dass er sich am besten zurückhalten sollte, wenn er das Leben der jungen Therapeutin nicht auf's Spiel setzten wollte. ,,Ganz ruhig, Kleiner, du wirst doch wohl jetzt nicht den Kopf verlieren, oder?'' Dem folgte ein weiterer Schritt in Richtung Tür. Eine weitere Pirouette am Rande des Wahnsinns. Immer schneller, weiter und höher, bis die Grundzüge der Realität verschwammen. ,,Jetzt, da du, äh, dich gerade so gut machst. Bist ein wahres Musterbeispiel an gutem Benehmen geworden, nicht wahr? Unsere kleine Alice hier'', er schmiegte seine raue Wange an die ihre, ,,hat dich geknackt, hm? Hat dich wie eine kleine Walnuss geöffnet. Knick...knack.''

Leise kicherte er.

Und dennoch ging es Alice durch Mark und Bein.

,,Lass sie los'', hörte sie das menschliche Reptil knurren.

Sein ganzer, riesiger Körper bebte vor unterdrücktem Zorn.

Seine Fänge ragten wie rasiermesserscharfe Klingen aus seinem leicht geöffneten Schlund.

Alice wusste, dass er handeln würde.

Sie konnte seine Wut förmlich in der Luft um sich herum spüren. Und genau das, konnte sie einfach nicht zulassen.

DämmerungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt