Gefühlschaos

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Einige Zeit später saß Eysa allein an einem Tisch in der Kantine und stocherte, das Kinn auf einer Hand abgestützt, in ihrem Gemüse herum.
Wie konnte sie es schaffen, stärker, oder zumindest schneller zu werden?
Man musste im Grunde nicht wirklich stark sein, um einen größeren Gegner umhauen zu können, doch wirklich gewandt, oder strategisch war sie auch nicht.
Seufzend schob sie sich eine gekochte Karotte in den Mund und bemerkte schließlich einen Schatten, welcher auf ihren Teller fiel.
In Erwartung, es seien die Jungs, blickte sie nicht auf, doch als der Stuhl ihr gegenüber schließlich zurückgezogen wurde und sich dort ein völlig anderer Junge niederließ, sah sie erstaunt zu ihm auf.
„Du bist Eysa, nicht wahr?", lächelte er sympathisch und langsam nickte sie.
„Ich bin Daniel Wright. Ich habe dich heute beim Training gesehen, du bist sehr gut."
Daniel hatte blondes Haar und blaue Augen, doch waren sie nicht so hell wie die von Erwin.
Verwirrt über diesen Gedanken, runzelte sie die Stirn.
Warum verglich sie ihn mir Erwin?
„Ich glaube, dann hast du nicht richtig hingesehen. Ich lag eigentlich nur um Dreck", murrte sie und begann wieder auf ihrem Teller herumzustochern.
Ihre Hand am Kinn ließ sie nun jedoch sinken
„Ich fand deine Taktik sehr beeindruckend. Meiner Meinung nach, bist du das stärkste Mädchen hier."
Eysa sah ihn nun grimmig an.
Das stärkste Mädchen war sie bei weitem nicht, warum also versuchte er sich bei ihr einzuschmeicheln?
Verlegen lächelnd, rieb er sich über den Nacken: „Also, ich wollte dich fragen,..." er räusperte sich, „ja also...", doch plötzlich klopfte ihm Nile auf die Schulter, sodass der arme Junge beinahe vornüber auf den Tisch fiel.
Überrascht sah er in Niles grinsendes Gesicht.
Auch Erwin und Mike standen mit ihren Tabletts in den Händen hinter ihm und setzte sich nun einfach an den Tsich.
„Daniel, richtig?", fragte Nile und Daniel nickte unsicher.
„Versuchst du gerade unsere Eysa zu verführen?"
Sofort verschluckte sie sich bei diesen Worten an einer Erbse und Mike klopfte ihr beherzt, jedoch stillschweigend, auf den Rücken, während Erwin zwischen Eysa und Daniel hin und her sah.
Nile setzte sich nun ebenfalls, jedoch direkt neben Daniel und grinste noch immer breit.
„Du musst wissen, das Eysa nicht wirklich Interesse an Männern hat."
„Warte, was...." hustete sie noch immer leicht, „was redest du da eigentlich?"
Mit überrascht aufgerissenen Augen sah er zu ihr hinüber: „Hast du doch? Nun, ich war der Meinung du bist an Männern nicht interessiert, weil du...", nun räusperte er sich und seine Lippen verzogen sich leicht zu einem erneuten Grinsen, „nun, du hast mir bisher keine schönen Augen gemacht."
Irritiert sah Eysa ihn an: „Ist dir nie in den Sinn gekommen, das ich einfach nur kein Interesse an dir haben könnte?"
„Aber Erwin und Mike siehst du auch nicht so an als würdest du etwas von ihnen wollen", konterte er und Mike neben ihr lächelte sanft, als würde er etwas wissen, das weder Eysa, noch Nile bisher begriffen.
„Vielleicht sind wir auch einfach nicht ihr Typ", sprach Erwin leise, ohne aufzublicken und begann sein Essen zu essen.
„Vermutlich kennt ihr Zwei euch einfach schon zu lange. Wie... Bruder und Schwester!", kommentierte Nile und sah Erwin herausfordernd an.
„Könnt ihr jetzt bitte aufhören über mein Interesse an Männern zu sprechen", dann sah sie direkt Nile an, „oder deren nicht Existenz."
Nile hob abwehrend die Hände: „Schon gut, schon gut."
Unsicher lächelte Daniel nun zu ihr hinüber: „Also, wenn du doch Interesse an Männern hast, dann... würdest du vielleicht mit mir ausgehen?"
Völlig Überfordert mit der Situation und dem ganzen Gerede zuvor, wusste Eysa nicht recht, was sie nun tun sollte.
Einerseits war Daniel bisher sehr nett gewesen, in den fünf Minuten, die sie ihn kannte und dennoch hatte sie nicht wirklich Lust mit ihm auszugehen.
Doch als ihr Blick wieder zu Nile glitt, welcher sie breit angrinste, so als ahnte er bereits, das sie ablehnen würde, nickte sie schließlich: „Gut, gehen wir aus."
Das war wohl der größte Fehler, den sie je begannen hatte.
Nile dieses Aß, lachte nun los, ganz so, als wäre genau das sein Plan gewesen.
Daniel hingegen wurde leicht rot um die Nase und rieb sich wieder verlegen den Nacken.
„Also am Samstag?" Da haben wir alle einen freien Tag."
Wieder nickte sie und er sprang auf: „Toll! Dann gehen wir hier gemeinsam los."
Und noch ehe sie etwas sagen konnte, war er fort.
Völlig verwirrt über das was gerade geschehen war, starrte sie auf ihr Gemüse hinab und fragte sich, wie sie Samstag bloß überstehen sollte?

Als sie zugestimmt hatte mit diesem Jungen auszugehen, zuckte etwas durch ihn hindurch, das er deutlich als Eifersucht erkannte.
Hatte er wirklich so große Angst sie als seine Freundin zu verlieren?
Aber das würde niemals geschehen, selbst wenn sie jemanden kennen und lieben lernte, richtig?
„Vielleicht wird es ja ganz nett", hörte er Mike neben ihr leise sagen und erneut lachte Nile auf: „Ja sicher, immerhin ist er ja jetzt schon so wortgewandt."
Erwin schloss kurz die Augen und ballte fest die Hand um seine Gabel.
Nile strapazierte seine Nerven bei diesem Essen ziemlich stark.
„Gib es doch zu Nile, dieses Gerede darüber, das sie kein Interesse an Männern haben sollte, war von Anfang an nur dazu da, damit Eysa zusagt", gab Erwin nun angespannt von sich und runzelte dabei leicht die Stirn.
Nile grinste verschwörerisch: „Sicher, was dachtest du denn? Eysa soll doch schließlich auch mal ein wenig entspannen dürfen. Immer nur an das Training zu denken, ist nicht gesund."
Wütend sah sie Nile an und Erwin wusste nicht was er davon halten sollte, da sie alle doch nur an das Training dachten, oder nicht?
„Ich wusste es doch! In dem Moment, als ich ihm zusagte und dein dämliches Grinsen sah, habe ich es gewusst! Und ihr habt es geahnt und nichts gesagt!", fuhr sie nun aufgebracht Erwin und Mike an.
Mike aß ruhig weiter und zuckte die Schultern: „Ich empfinde das jetzt nicht als so schlimm, vielleicht hast du ja wirklich etwas Spaß."
Doch Erwin schwieg, was sie dazu veranlasste empört von Mike zu ihm zu blicken: „Und du?"
Er wollte sich nicht anmerken lassen wir sehr ihn störte das sie mit diesem Typen ausgehen würde, obwohl sie es ja im Grunde nicht mal wollte.
Als er sie ansah, wollte er all diese Gefühle aus seinem Blick raushalten und sagte lediglich: „Es war deine Entscheidung mit ja zu antworten."
Pikiert stand sie auf: „Ja, das war es wohl. Und wisst ihr was? Vielleicht habe ich ja einen schönen Tag wie Mike sagt. Und vielleicht, nur vielleicht,... ist er ja so schön, das...", sofort verstummt sie errötend, was Erwin aufhorchen ließ.
„Das,... was?", hakte Nile neugierig nach, wobei Erwin und Mike beharrlich schwiegen.
„Das ich meinen ersten Kuss bekomme", beendete sie hochrot ihren Satz, ergriff ihr Tablett und eilte davon.
Ihren ersten Kuss?
Hatte Eysa noch nie einen Jungen geküsst und warum störte ihn dieser Gedanke so sehr, das sie ihn an diesen Daniel verlieren könnte?
Nachdenklich starrte Nile neben ihm auf den Teller: „War das ein Fehler?", fragte er daraufhin die anderen Zwei.
Mike sah Nile einfach nur schweigend an, doch Erwin blickte noch immer Eysa hinterher, seine Gefühlswelt, ein einziges Chaos.


Broken Wings of FreedomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt