Als Eysa erwachte, befand sie sich in einem dunklen Raum, jedoch nicht so düster, das sie nichts erkennen könnte.
Ihre Hände waren auf dem Rücken zusammengebunden, während ihre Fußknöchel es ebenfalls waren.
Hände und Füße waren schon eiskalt, was darauf hindeutete, das sie schon länger in dieser Position verharrte.
Und sie war nicht allein.
Da saßen noch 5 andere Mädchen und Frauen auf dem Boden und waren ebenfalls gefesselt und geknebelt, wie sie es war.
Auch sie waren wach, in ihren Augen spiegelte sich Angst und sie wusste, egal wo man sie hinbrachte, sie waren noch nicht da, denn der Raum in dem sie sich befanden, ruckelte, was bedeute, das sie sich vermutlich in einer Lastenkutsche befanden.
Die Kutsche war überdacht, die Wände waren mit den typischen Leinenstoffen überzogen, sodass man sie von der Straße aus nicht sehen konnte.
Wenn sie also nur genug Krach machen würden... doch während sie dies dachte, hielt die Kutsche bereits an und sie vernahm Stimmen: „Die übliche Ware?"
Die Stimme klang kratzig und nach einem älteren Mann.
„Ja, dieses Mal sind sehr hübsche aus dem Militärdienst dabei. Wenn die dich interessieren, kannst du gerne in drei Tagen herkommen und dir wir üblich eine aussuchen."
„Also ist eure Versteigerung schon in zwei Tagen? Das ging schnell, was ist der Grund für die Eile?", fragte die kratzige Stimme und der andere antwortete mit einem Lachen: „Wie gesagt, die sind vom Militär. Wenn wir die nicht schnell wieder loswerden, könnte man uns auf die Spur kommen."
Es klang als würden Hände gereicht werden und mit einem Mal wurde das Leinentuch am Ende der Kutsche aufgerissen und das Licht der Sonne blendete Eysa, sodass sie die Augen zusammenkneifen musste.
Es war schon helllichter Tag, was bedeutete, das sie die ganze Nacht, oder länger gefahren sein mussten.
Das bedeutete, das sie praktisch überall innerhalb von Mauer Maria sein konnten.
Ihr Hirn fühlte sich durch die Betäubung wie benebelt und ihr war schlecht, doch versuchte sie so klare Gedankengänge wie möglich zu fassen.
„So meine hübschen, hier geht's raus", grinste der Mann am Ende der Kutsche schleimig und zwei andere traten an ihm vorbei und stiegen ein.
Der Mann man Eingang der Kutsche hatte schütteres Haar und faule Zähne, soviel konnte sie sehen, ehe die beiden Bulligen ihr die Sicht versperrten und ihnen die Fußfesseln durchtrennten.
Auf die Beine gerissen, wurde sie nach draußen gestoßen, sodass sie beinahe fiel, wenn man ihren Oberarm nicht festhalten würde, der wohl nur dazu diente, das sie nicht weglief.
Ein junges Mädchen, sie hatte rotes Haar und ganz viele Sommersprossen, eine wahre Schönheit, die sie an ihre Schwester erinnerte, fiel aus der Kutsche und keuchte schmerzhaft auf, als sie, ohne sich abfangen zu können, auf dem Boden aufprallte.
Der Mann mit den faulen Zähnen zischte sogleich: „Seid vorsichtiger mit der Ware verdammt! Das hier sind echte Juwelen. Die bringen uns mehr als das übliche Honorar. Also beschädigt sie nicht vorher!"
„Ja Chef", murrte einer der bulligen Kerle in der Kutsche daraufhin.
Als alle 6 vor der Kutsche standen, sah sie sich um und entdeckte ein riesiges, gusseisernes Tor.
Der Eingang zu einem gewaltigen Anwesen, wie es schien.
Eysa runzelte die Stirn, als ihr bewusst wurde das sie sich nicht innerhalb von Maria befanden, sondern irgendwo innerhalb von Rose sein mussten.
Solche Anwesen gab es in Maria nicht.
Die Adligen hatten sich soweit in die inneren Kreise zurückgezogen, um sicher vor den Titanen zu sein, das Maria für sie niemals in Frage kam.
Vor dem Eingang standen zwei Männer mit Uniformen der Militärpolizei, weswegen sie die Welt nicht mehr verstand.
Warum ließen sie das hier zu?
Einer der Männer der Militärpolizei trat näher und musterte alle kritisch, bis er sich an den mit den faulen Zähnen wandte: „Du hast recht. Alle sehr schöne Frauen."
Eysa erkannte sofort die kratzige Stimme von vorhin und begriff, das diese Männer korrupt waren und einen Deal mit diesen Entführern zuhaben schienen.
„Ja nicht wahr? Wie gesagt, 3 Tage. Dann darfst du dir eine aussuchen, oder vielleicht auch mehrere, wenn dir danach beliebt und unser Boss es zulässt."
Ein Grinsen zog sich um die Lippen des Mannes, der seines Amtes keine Ehre machte und man stieß sie zum Eingang des gusseisernen Tores, das man langsam öffnete.
Man führte sie einen endlos langen Weg durch eine Allee von Bäumen, ehe sie ein gewaltiges Gebäude erreichten, bei dem sie die Stufen hinaufstiegen und durch eine Tür geführt wurden.
Ihr Herz pochte heftig in ihrer Brust.
Niemand wusste wo sie waren, nicht einmal Ian hatte eine Ahnung was mit ihr geschehen war.
Unwillkürlich dachte sie an ihren Vater, welcher unter dem Verlust seiner letzten Tochter, gänzlich eingehen würde.
Er würde zerbrechen und damit den letzten Rest Lebenswillen, den er sich nach Ninas Tot wieder aufgebaut hatte, verlieren.
Sie würde ihn nie wiedersehen.
Heftig begann sie zu zittern, als man sie durch eine gewaltige Eingangshalle führte, welche hell erleuchtet war und deren Wände mit riesigen Gemälden verziert waren.
Die Wände waren in tiefen Rot gehalten und die Fenster waren mit dicken Samtvorhängen bedeckt, überall standen Männer vereinzelt mit Feuerwaffen in den Händen und behielten sie im Auge, als wenn die entführten Frauen eine Chance hätten sie zu überwältigen.
Eysa sah einzelne, weiche und komfortable Sitzmöglichkeiten, als man sie noch im Eingangsbereich der Reihe nach aufstellte.
Sie versuchte zu ergründen wo man sie hingebracht hatte, einen Weg raus zu sehen, doch kam im nächsten Moment ein Mann die Treppe hinabgestiegen, woraufhin alle recht still wurden.
Er war wohl vermutlich der Drahtzieher des Ganzen.
Er trug schicke Kleidung und wirkte wie einer von den Adligen, die den Aufklärungstrupp am liebsten aufgelöst sehen würden.
Seine Haut war braun von der Sonne, die Augen grau und kalt, das Haar dunkel und wirr, etwas länger als die Mode, aber nicht so lang das er einen Zopf tragen könnte.
An seinen Fingern steckten mehrere Ringe, verziert mit Edelsteinen, die ganze Bezirke wochenlang am Leben halten würden.
„Antonino, da seit ihr ja endlich. Ich habe euch schon viel eher erwartet", lächelte der Mann kalt und betrachtete den Mann mit den fauligen Zähnen.
„Herr O'Tool", begann Antonino grüßend und sah zu dem hochgewachsenen Mann auf, dessen Name ihr nicht vertraut war, was bedeutete das er kein Adliger oder Politiker war.
Dieser O'Tool sah aus wie ein Mann der bereit war zu töten und er hatte es mit Sicherheit auch schon getan.
„Wir hatten leider ein paar Probleme mit einem der Mädchen. Sie... meine Männer haben sich zu dumm angestellt. Sie konnte fliehen. Wir mussten sie erst einmal wieder einfangen und dann leider beseitigen. Die Leiche musste zudem verschwinden, deswegen hat es so lange gedauert."
Antonino sprach kleinlaut, fast schon ängstlich zu dem Mann den er O'Tool nannte.
„Aber keine Sorge, niemand wird sie finden. Wir haben sie im Baumriesenwald begraben. Da wird man sie suchen."
O'Tool nickte kalt und sein Mund, sowie seine Augenbrauen verzogen sich leicht.
Allem Anschein nach gefiel ihm diese Entwicklung der Dinge nicht.
„Also, was hast du mit mitgebracht?", fragte er, dabei war sich Eysa sicher, das dieser O'Tool die Mädchen bestimmt selbst ausgesucht hatte und daher genau wusste was ihn erwartete.
Immerhin hatte es in der Kutsche vorhin so geklungen, als wenn sie nur Frauen aus dem Militärdienst entführt hätten.
Solch heiße „Ware" würde er sicher nicht wollen, es sei denn er hatte sie in Auftrag gegeben.
Antonino trat an seine Seite und deutete auf das erste Mädchen der Reihe.
Überrascht erkannte Eysa das es Mia Fitzgibbons aus ihrer Einheit war und neben ihr stand Carolina Schulz.
Verbissen ballte sie die Hände hinter ihrem Rücken zu Fäuste und wollte ihnen allen am liebsten die Augen auskratzen.
„Die Beiden hier sind aus dem Aufklärungstrupp", begann Antonino, doch unterbrach O'Tool ihn mit erhobener Hand: „Und das weißt du alles mit Sicherheit?"
Antonino nickte: „Wir haben sie tagelang beobachtet. Ich weiß es mit Sicherheit. Ich habe sie alle Handverlesen. Sie wurden alle unter meinem Befehl hin entführt. Das Frostfest war der perfekte Moment."
O'Tool nickte: „Außer für eine, nicht wahr?", daraufhin befahl er einem seiner bewaffneten Männer, die Knebel der beiden Frauen zu lösen.
„Ein Laut, den ich euch nicht gestatte und sie werden nicht zögern, euch zu töten", sagte er kalt und unglaublich ruhig, fast schon entspannt, als er auf die Männer hinter sich und um sie herum deutete.
„Also, erzählt mit etwas von euch. Namen, Alter und ob ihr wirklich dem Aufklärungstrupp angehört, oder einer anderen Garnison."
Mia raffte entschlossen die Schultern, doch Carolina, welche seit der letzten Mission ohnehin angeschlagen war, schluchzte immer wieder verzweifelt und weinte leise vor sich hin.
„Also?", fragte er noch einmal, doch als keine der Beiden etwas sagte, stieß einer der Männer hinter ihnen Carolina zu Boden, welche erschrocken und ängstlich aufschrie und zielte mit seiner Waffe auf ihren Hinterkopf.
„Wenn du nicht willst, das sie stirbt, dann solltest du nun reden. Ihr alle", wandte er sich an den Rest von ihnen.
„Ich will euch nicht verletzen, ich brauche euch unversehrt. Aber ihr müsst schon kooperieren."
Eysa betrachtete Mia von der Seite, welche verbissen mit sich haderte, doch als Carolina erneut heftig aufschrie, als der Mann hinter ihr mit der Waffe fester an ihren Hinterkopf drückte, sagte sie angespannt: „Mein Name ist Mia Fitzgibbons. Ich bin 24 Jahre alt und ja, ich gehöre dem Aufklärungstrupp an."
O'Tool nickte mit einem schwachen Lächeln: „Geht doch und wer ist sie?", deutete er mit einem Kopfnicken auf Carolinas bebenden Körper hinab.
„Sie ist sicher nicht in der Lage zu antworten und ich will kein Blut auf meinem Boden, also..."
„Das hier ist Carolina Schulz. Sie ist 19 Jahre alt und in meiner Einheit", erklärte Mia ihm stolz aufgerichtet und darauf bedacht ihm keine Schwäche zu zeigen.
„Verstehe."
O'Tool hockte sich vor Carolina nieder, ergriff ihren Kiefer und zwang sie so ihn anzusehen: „Du bist gar nicht mal so hässlich. Wenn diese roten Flecken vom Weinen erst einmal weg sind, könnte ich dich für eine hohe Summer verkaufen."
Er ließ sie wieder los und stand auf, wobei Carolina nur noch heftiger wegen seiner Worte schluchzte.
O'Tool deutete auf das nächste Mädchen, welches man daraufhin entknebelte.
Sie wartete erst gar nicht, das er sie fragte, sondern murmelte leise und schnell: „Ich bin Clara Hawkins, Sir. Ich bin 18 Jahre alt und gehöre zur Mauergarnison."
Er nickte, betrachtete sie kurz, trat auf sie zu, öffnete ihr langes, dunkles Haar, was sie erstarren ließ und drapierte es ihr über die Schultern, sodass es ihr blasses Gesicht umspielte.
„Sehr schön", sprach er leise und lief weiter.
„Ich bin Marion Schustermann, 21 Jahre und gehöre zur Mauergarnison", sagte die nächste in der Reihe knapp und verbissen.
Sie hatte schwarzes Haar, das ihr bis zu den Schultern reichte und einen Pony, der ihre fast schon genauso schwarzen Augen umspielte.
Ihre Haut war weitaus dunkler als die von Eysa selbst und ihre Lippen waren voll und groß.
Sie war wirklich wunderschön und das sah er wohl genauso, denn er nickte und lief wieder weiter.
„Oh, eine Rothaarige. Ich bin im Grunde kein Freund von euch, aber... du bist wirklich ungewöhnlich schön, trotz der vielen Sommersprossen", sagte er interessiert und betrachtete das Mädchen neben ihr ganz genau.
Sie zitterte leicht, reckte jedoch tapfer ihr Kinn, als sie sprach: „Ich bin Brenna McGeralds, ich bin 25 Jahre alt und gehöre ebenfalls zur Mauergarnison."
Eysa blickte zu ihr hinüber und bemerkte hinter Brenna in der Reihe, wie Mia sie auf einmal mit großen Augen ansah.
Auch Carolina blickte mit verquollenen Augen auf, als man die Waffe entfernt hatte und keuchte fast schon erleichtert, als auch sie Eysa erkannte: „Teamleiterin!", rief sie aus, als könnte Eysa sie alle retten.
O'Tools Augen huschten von Carolina zu Eysa und er musterte sie gebannt, trat auf sie zu und entfernte selbst den Knebel aus ihrem Mund.
Doch noch ehe sie etwas sagen konnte, verzog sich sein Gesicht, er packte fast schon sanft ihren Kiefer und drückte ihr Gesicht zur Seite, ehe er Antonino anzischte: „Was ist das? Ich hatte nicht gesagt das ich Mädchen mit Narben will. Wie soll ich die hier teuer verkaufen, wenn sie solch eine Narbe im Gesicht hat?"
Antonino, aber auch Eysa selbst zuckten aufgrund seiner viel zu ruhigen Worte in denen unterschwellige Wut und Drohung mitschwang, zusammen.
Da man die Wunde gut vernäht hatte, war ihre Narbe im Grunde nur noch ein feiner, leicht rötlicher Strich.
Man würde vermutlich mit der Zeit nur noch eine blasse, helle Linie sehen, doch hatte er sie allem Anschein nach durch den Knebel zuvor nicht wahrgenommen und war nun äußerst verärgert.
„I...Ich... ich schwöre, das ich das nicht bemerkt habe. Ich hatte nicht vor ihnen minderwertige Ware zu liefern", stotterte Antonino und schien mehr als verängstigt.
O'Tool wandte sich wieder Eysa zu und drehte ihr Gesicht in seiner Hand hin und her, betrachtete sie eingehend und glitt dann mit dem Daumen über die Narbe, wie als wenn er testen müsste, ob man sie auch unter dem Finger spüren konnte.
Schnell zog Eysa ihr Gesicht fort, sodass seine Hand von ihr abglitt, was ihn zu belustigen schien.
„Nun, minderwertig ist sie durchaus nicht. Sie ist sogar sehr schön. Nichtsdestotrotz bekommst du für sie nur die Hälfte der vereinbarten Summe. Da sie schon beschädigt ist."
„A...Aber... wir hatten einen großen Aufwand, diese Mädchen zu beschaffen und wären beinahe erwischt worden... und...", doch ehe er weitersprechen konnte, hielt ihm einer von O'Tools Männern ein Messer zwischen die Beine und Antonino schluckte schwer, verstummte aber sofort.
„Und ich habe ein Mädchen weniger als versprochen wurde, zudem eine die eine unschöne Narbe im Gesicht hat", erklärte O'Tool kalt, „Den halben Preis und dieses mal warten wir die Untersuchung nicht ab. Wenn du noch etwas dazu zu sagen hast, bekommst du für alle nur den halben Preis und ich mache in Zukunft keine Geschäfte mehr mit dir."
Antonino nickte schnell und abgehakt, der Schweiß war ihm ausgebrochen, doch entspannte er sich wieder etwas, als der Mann sein Messer von seinem Geschlecht nahm.
Erleichtert wischte er sich die Stirn und O'Tool nickte einem anderen zu, welcher Antonino einen prallen Beutel Münzen überreichte.
„D... Danke. Ich warte darauf, wieder von ihnen zu hören", nuschelte er O'Tool zu und wurde von dessen Männern nach draußen geleitet.
O'Tool wandte sich daraufhin wieder Eysa zu und fragte: „Wie heißt du, wie alt bist du und das du zum Aufklärungstrupp gehörst, weiß ich ja nun schon. Teamleiterin", grinste er und Eysa biss fest die Zähne zusammen.
„Mein Name ist Eysa Evergreen und ich bin 21 Jahre alt", presste sie angewidert zwischen den Zähnen hervor.
„Sehr schön", nickte er, stand immer noch dicht vor ihr und hob dann wie bei Clara Hawkins, die Hände an ihr Haar, um dieses zu öffnen.
Die langen, blonden Wellen strich er über eine ihrer Schultern zurück und murmelte: „Du bist sehr zart."
Seine Hände glitten ihre angespannten Schultern entlang, ihre Arme hinab, welche noch immer auf dem Rücken gefesselt waren und legte sie dann auf ihrer Taille ab, woraufhin sie sich versteifte und starr über seine Schulter blickte und betete, das er sich keine Freiheiten herausnahm.
„Dünn und klein. Aber dünn seit ihr Mädchen vom Aufklärungstrupp wohl alle. Jedoch bist du... sehr feingliedrig. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob einer meiner Kunden sich für eine Frau interessiert, die so wenig zu bieten hat."
Federleicht strich er mit einer Hand von ihrer Taille, über ihre Brust, hinauf zu ihrem Hals.
„Wenn dem nicht so wäre, dann hätten sie sicher nicht für mich bezahlt, oder?" gab sie kalt und leise wieder und sah ihm zum ersten Mal direkt in die kalten grauen Augen.
Zuerst wirkte er verdutzt, da sie es wagte ihn anzusprechen, ohne aufgefordert worden zu sein, doch dann lachte er abrupt los und legte seine lange Finger in ihren Nacken: „Da hast du wohl recht. Aber wer sagt dir, das ich nicht selbst Interesse habe, dich in mein Bett zu holen?"
Zittrig holte sie Luft durch ihre Lippen in ihre Lungen und starrte ihn einfach nur an.
Würde er das tun?
Würde ihr dadurch Zeit abhandenkommen, die sie brauchte, um eine Fluchtplan zu erdenken?
Er strich von ihrem Nacken zu ihrer Wange mit der Narbe, strich noch einmal über diese hinweg und trat einen Schritt zurück.
„Keine Angst, als erstes steht Morgen die Untersuchung an. Unser Arzt wird abklären, ob ihr körperlich gesund und unversehrt seid und ob ihr noch Attribute besitzt, die euren Wert erheblich steigern."
„Und welche Attribute sollen das sein?", fragte Mia herablassend, was O'Tool kalt grinsen ließ, als er von Eysa abließ: „Jungfräulichkeit."
Mia wurde blass und auch Eysa wollte am liebsten zu Boden sinken und vor Verzweiflung anfangen zu weinen, doch nicht hier, nicht vor ihm.
„Für euch nin ich ab heute Jered. Wir wollen doch ein wenig Vertrauen aufbauen, oder nicht?", lächelte er und befahl dann seinen Männern mit einem weiteren Kopfnicken, sie von den Handfesseln zu befreien.
Sofort atmete Eysa erleichtert auf und rieb sich die wunden Handgelenke.
Ihre Hände waren noch immer eiskalt, so fest waren sie geschnürt gewesen.
„Meine Männer führen euch nun zu euren Zimmern. Jede wird für die Dauer ihres Aufenthaltes hier, ihr eigenes haben. Fühlt euch dort wie zu Hause. Ihr habt in euren Zimmern auch die Möglichkeit euch zu waschen. Meine Männer lassen jeder von euch ein heißes Bad ein und Kleidung liegt auf den Betten bereit. Keine Angst...", fügte er noch verrucht grinsend hinzu: „Die Kleidung wird euch genauso gut bedecken wie das, was ihr jetzt tragt."
Daraufhin wandte er sich ab und man führte die Mädchen alle die Treppen hinauf.
„Ihr braucht nicht versuchen zu fliehen. Vor euren Türen steht eine Wache und die Fenster sind mit Gittern versehen", sagte einer seiner Männer und führte jede von ihnen in ein eigenes Zimmer.
Als Eysa ihres betrat, sah sie als ersten viel Blau und um das Bett waren schwere, lange Samtvorhänge in der gleichen Farbe wie die Wände.
Sie erblickte ein Fenster, auf das sie sofort zueilte, doch hatte man ihnen die Wahrheit gesagt, dicke Eisenstangen versperrten den Weg hinaus.
Sie sah draußen nur weite Felder, Bäume und Wiese. Es war eindeutig das Grundstück eines reichen Mannes.
Eines Mannes der seinen Reichtum mit Mädchen wie ihr gemacht hatte.
Eysa wandte sich wieder dem Raum zu, musste etwas finden das ihr helfen würde zu fliehen.
Doch alles was sie sofort sah, war die große Zinnwanne, welche mitten im Raum platziert war.
Keine Abgrenzungen, kein Bad.
Sie Thronte einfach neben dem Bett auf einer dafür vorgesehenen Erhöhung, mit der Front zur Zimmertür gerichtet.
Würde jemand reinkommen, während sie darin saß, wäre sie völlig ungeschützt.
Langsam trat sie näher und sah, das bereits Wasser in der Wanne war und das heißer Dampf aufstieg.
„Du wirst das Bad nutzen, so wie alle anderen, sonst kommt einer von uns und hilft dir dabei, verstanden?", murrte der Mann, der sie hergebracht hatte und noch immer in der Tür stand.
Erschrocken nickte sie.
„Gut", zischte er und knallte die Tür hinter sich zu.
Sie hörte keine Riegel die vorgeschoben, oder einen Schlüssel der gedreht wurde, was wohl nicht sein musste, wenn wirklich eine Wache draußen stand.
Beklommen betrachtete Eysa erneut die Wanne.
Alles in ihr widerstrebte sich auszuziehen und diese zu benutzen, aber sie würde es tun, wenn sie dafür verhinderte, das ihr jemand „zur Hilfe" kam.
Langsam trat sie ans Bett und betrachtete das Kleid, welches man für sie bereit gelegt hatte und strich über den feinen Stoff.
Es war wunderschön, mitternachtsblau, mit Puffärmeln, einem herzförmigen Ausschnitt und nach unten hin weitläufig.
Aber das Wichtigste, es würde sie komplett bedecken, wie Jered es gesagt hatte.
Schwer schluckte sie, trat zurück an die Wanne und begann sich zögerlich, immer wieder Blicke zur Tür werfend, zu entkleiden.
Mit einem unguten Gefühl, glitt sie in das heiße Wasser, wusch sich so schnell es ging, um sich auch so schnell wie möglich wieder ankleiden zu können.
Danach saß sie auf dem Bett, trug jedoch wieder das Kleid ihrer Mutter, da sie nicht freiwillig eins dieser Kleider tragen würde und wartete auf das Ungewisse.
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Broken Wings of Freedom
RomanceEysa Evergreen, welche zusammen mit Erwin Smith aufwuchs und aufgrund einer vergangenen Schuld ebenfalls dem Aufklärungstrupp beitrat, entdeckt im Laufe der Jahre ihre Gefühle für den einstigen Kindheitsfreund und Kameraden. Doch können diese Gefühl...