Das Treffen

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Als Eysa am nächsten Morgen erwachte, lag ihr Blick sofort auf dem Kleid ihrer Mutter, welches sie auf einem Bügel, an die Tür des Kleiderschrankes gehangen hatte.
Aufgeregt wie sie war, versuchte sie etwas dieser überschüssigen Energie beim ihrem üblichen Laufen am Morgen loszuwerden.
Was sonst eine gute Konditions- und Aufwärmübung war, die dem üblichen Zweikampf Training voranging, war an diesem Tag eine Zerreißprobe.
Sie trainierte wie üblich mit Mike und auch wenn sie nicht mehr in der Trainingseinheit waren, taten sie dies noch immer sehr häufig, doch an diesem Tag konnte sie sich kaum konzentrieren.
Immer wieder glitten ihre Gedanken zu dem Kleid, zu dem Fest und Ian.
Sie war aufgeregt und nervös und hoffte sosehr auf einen positiven Ausgang des Abends, das Mike sie immer und immer wieder in den Dreck warf.
Das ging so lange, bis er lachend von ihr abließ und der Meinung war, das es keinen Sinn hätte an diesem Tag weiter zu trainieren.
Fast schon erleichtert, wenn auch unsicher was sie nun in den kommenden Stunden machen sollte, nickte sie ihm zustimmend zu.
Sie entschloss sich daraufhin erst einmal zu Frühstücken, dann ihre Ausrüstung zu waten und zu reinigen, ehe sie damit in den Trainingswald verschwand und dort ihre Klingentaktik zu verbessern, ehe sie sich den Staub und Dreck des Trainings abduschte, sich das Haar zu einem seitlichen Zopf flocht, bei dem die zu kurzen Strähnchen ihr Gesicht umspielten, sich dann das Kleid ihrer Mutter überzog und ihre alten, braunen Halbstiefel, welche bis zu ihren Knöcheln reichten und ihr eine gewisse Wärme bieten würden.
Sie betrachtete sich daraufhin im Spiegel und dachte darüber nach sich zu schminken.
Doch besaß sie gar keine, was nicht hieß das sie sich nicht welche leihen könnte, oder?
Eysa strich sich über die sonnenbraune Haut und die feinen Sommersprossen auf ihrem Nasenrücken und verzog kurz das Gesicht.
Vielleicht störte es ihn ja nicht, wenn sie ungeschminkt war, immerhin mochte nicht jeder Mann Frauen, die sich unter einer Schicht Puder verbargen.
Sofort dachte sie wieder daran, das sie Ian in Trost bei seiner Kaserne abholen würde und blickte auf die Uhr an der Wand.
Sie musste gleich los und ihr Herz schlug heftig in ihrer Brust, während ihre Gedanken vor Aufregung nicht klar funktionierten.
Der Tag hatte sich etwas hingezogen und sie hoffte das der Abend das nicht auch tun würde.
Das es entspannt und einfach nur schön werden würde.
Tief durchatmend vor Aufregung, strich sie sich noch einmal über den Stoff ihres Kleides, nahm eine kleine Handtasche, ebenfalls von ihrer Mutter und verließ ihr Zimmer.
„Oh Teamleiterin", begrüßte sie auf einmal eine angenehm weibliche Stimme und blickte sich zu Hannah um, welche ebenfalls in einem wunderschönen Kleid steckte.
Das Haar trug sie offen und es fiel ihr bis zu den Schultern hinab.
Geschminkt war sie auch kaum, bis auf ihren Lippen, die waren in einem warmen, aufreizenden Rot.
„Sie sehen gut aus. Werden sie auch auf das Frostfest gehen?"
Lächelnd nickte sie: „Ja, du allem Anschein nach auch."
„Ja, allerdings gehe ich mit Mia und einigen anderen Mädchen des Trupps. Wir dachten wir verbringen lieber den Abend unter uns."
„Das ist schön", murmelte Eysa und dachte an Mike, Hanji, Levi und... Erwin.
Sie würde den Abend auch gerne mit ihnen verbringen, doch dann dachte sie an Ian und musste breit grinsen.
Dieser Abend gehörte nur ihnen und darauf freute sie sich genauso sehr.
„Dann will ich sie nicht weiter aufhalten", sagte Hanna strahlend und Eysa nickte: „Ich wünsche euch viel Spaß heute Abend."
„Danke ihnen auch", erwiderte sie und verließ den Hof der Kaserne.

Langsam lief sie durch die Straßen, doch als sie auf die Uhr am Gerichtsgebäude blickte, sah sie mit einem Mal das es bereits 10 vor 7 war und rannte los.
Hatte sie die Zeit so aus den Augen gelassen?
Den ganzen Tag zog sie sich schleppend dahin und dann rannte sie ihr weg?
Sie eilte so schnell durch die Straßen, das sie nur hoffen konnte nicht völlig verschwitzt bei Ian anzukommen und endlich erreichte sie Trost.
5 nach 7 Uhr erreichte sie endlich schwer atmend und sich selbst verfluchend für ihre Unachtsamkeit mit der Zeit, den Haupteingang der Kaserne der Mauergarnison.
Überall standen Soldaten der Garnison und unterhielten sich, sie warteten oder waren im Begriff loszugehen.
Doch wo war Ian?
War er wütend, das sie zu spät gekommen war und ging ohne sie los?
Doch noch während sie das dachte, erblickte sie ihn an die Mauer des Eingangs gelehnt und den Blick betrübt zu Boden geschlagen.
Er trug zivile Kleidung, nicht zu schick, was völlig in Ordnung war, da nicht jeder sich einen Anzug leisten konnte.
Zudem wollte sie auch nicht das er ihretwegen in Kleidung herumlief, die im Grunde nicht zu ihm passen würde.
Als sie näherkam, blickte er auf und seine Augen begannen zu strahlen, als sein Gesicht von betrübt, zu erleichtert und dann zu einem breiten Lächeln wurde: „Ich fürchtete schon , du hast es dir anders überlegt."
Wütend über mich selbst, das er so etwas denken musste, lächelte sie ihm aufmunternd an: „Tut mir leid. Ich habe die Zeit aus den Augen verloren. Ich würde nie jemanden versetzten. Zudem habe ich mich viel zu sehr auf den Tag gefreit, um dich einfach so stehenzulassen."
Nun grinste er breiter: „Das freut mich. Ich habe mich auch sehr gefreut."
Er stand ein wenig verlegen vor ihr und ergriff dann ihre Hand: „Ich habe noch keine Blumen für dich, weil ich dachte es wäre ein wenig unpraktisch damit herumzulaufen. Aber ich habe mir fest vorgenommen, dir nachher welche zu schenken, ehe der Abend zu ende ist."
„Das sagst du mir vorher?", lachte sie auf, als er mit ihr an der Hand loslief.
Er wurde tiefrot: „Nun, ich wollte nicht jetzt schon herüberkommen, wie ein ungehobelter Klotz, nur weil ich noch keine Blumen habe. Alle anderen Paare um uns herum, jedoch schon."
Verwirrt sah sie sich um und bemerkte zu ihrem Erstaunen, das er recht hatte.
Die Männer schenkten ihren Verabredungen fast allen einen Strauß Blumen.
Das hatte sie in ihrer Aufregung nicht einmal bemerkt.
Erneut schlug ihr Herz heftig in ihrer Brust und sie lief mit ihm an der Seite Richtung Mauer Maria.

Broken Wings of FreedomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt