Eysa sah Erwin aus dem Versammlungsraum kommen, nachdem Shadis diesen schon kurz zuvor wutentbrannt verlassen hatte, doch anstatt zu ihnen zu kommen und ihnen zu berichten, wie es gelaufen war, lief er einfach an ihnen vorbei.
„Er hat sich verändert", gab Mike leise von sich und Eysa konnte ihm nur zustimmen.
„Das hat er schon vor ein paar Jahren", erwiderte sie leise.
„Das wird spannend, endlich einmal etwas anderes zu versuchen, als immer nur raus zureiten und zu sterben", hörte sie einen Teamleiter und wandte sich zusammen mit Mike diesem zu.
Sie kamen gerade aus dem Versammlungsraum und unterhielten sich miteinander, doch blieben sie abrupt und überrascht stehen, als sie sich vor sie stellten.
„Was meinst du damit, etwas neues probieren?", fragte Eysa ihn direkt und er verzog das Gesicht.
„Nun, ihr erfahrt es nachher doch ohnehin", gab er grinsend von sich.
„Dann kannst du es uns ja jetzt auch sagen", erwiderte Mike unter ihr leise und fast schon bedrohlich.
Sie war überrascht, da Mike normalerweise, der eher freundliche und stille Typ war, doch jetzt....
Seine Größe und seine düstere Ausstrahlung, schienen die Zungen der beiden Soldaten zu lockern, denn der eine stieß den anderen an und nickte.
„Also gut", räusperte er sich, „Abteilungsführer Smith darf eine neue Formation innerhalb seiner Abteilung ausprobieren. So werden wohl mal mehr als nur eine Handvoll lebend zurückkehren."
Überrascht sah Eysa den Soldaten an: „Also hat Kommandant Shadis dem zugestimmt?", das war eine gute Nachricht, was natürlich nicht Erwins abweisende Reaktion erklärte.
„Shadis?", lachte der Soldat auf, „der war rigoros dagegen. Es war Zackly der ihm diese Chance einräumte."
Natürlich war Shadis dagegen gewesen, doch hatte Darius Zackly wohl mehr Potential in Erwin Formationen gesehen, als ihr eigener Kommandant.
War Erwin deshalb so gewesen und war an ihnen vorbeigelaufen?
Aber immerhin hatte er überhaupt eine Berechtigung bekommen.
Mike legte ihr eine Hand auf die Schulter und sie sah zu ihm auf.
Er deutete mit dem Kopf zur Seite und sie folgte ihm, fort von den Anderen, die ohnehin wieder ihre eigene Unterhaltung eingenommen hatten.
„Vielleicht wollte er nur alleine sein?", meinte er und Eysa seufzte leise: „Oder aber, er ist wie eh und je, distanziert", gab sie genervt von sich.
„Mike, was ist passiert? Wir waren alle Freunde, doch dann hat Nile sich für die Militärpolizei entschieden und Erwin begann sich so komisch zu verhalten."
Mike schüttelte den Kopf: „Vielleicht war er schon immer so und wir haben es nur nicht bemerkt. Oder aber er hat es uns nicht sehen lassen."
„Oder er hat sich einfach nur verändert", murmelte sie, da sie Erwin zu lange kannte, um das Glauben zu können.
Was, so ausschlaggebendes war passiert, das er sich so verändert hatte?
Was war geschehen, das er nicht mehr mit ihnen sprechen konnte?
Sie ballte die Hände zu Fäuste: „Weißt du was, vergiss es. Wir brauchen das nicht. Ich brauche das nicht."
Wütend sah sie ihn an: „Er bedeutet mir so viel, genauso wie du, doch das.... so verhält sich kein Freund!"
Völlig egal was für ein schlechter Freund sie damals gewesen war, sie hatte es in den letzten Jahren weiß der Himmel oft genug versucht wieder gut zu machen.
„Eysa, urteile nicht zu hart."
„Warum verteidigst du ihn?", fragte sie ihn aufgebracht.
„Wir wissen nicht was der Grund war, doch eins weiß ich. Es fing nicht mit Marie oder Nile an. Sondern mit dir", erklärte er ihr und sie blickte ihn verständnislos und verwirrt an.
„Mit mir?", fragte sie daher leise und er nickte: „Erwins Verhalten hat sich verändert, seit du Krank warst und drohtest zu sterben. Also entweder es hat mit dir zu tun, oder aber mit dem, was er dort gesehen hat. Er war immerhin nicht die ganze Zeit an meiner Seite, als du geschlafen hast."
Zögerlich nickte sie: „Das weiß ich und kaum war ich wach, hat er sich verzogen und nicht wieder blicken lassen."
Sie war noch immer enttäuscht und wütend deswegen, auch wenn es natürlich sinnvoll klang, was Mike da von sich gab.
Vielleicht hatte Erwin in der Quarantäne wirklich zu viel oder etwas bestimmtes gesehen, das ihn so verändert hatte?
Aber dennoch,... er hatte ihr von Ninas Tot erzählt und dann hatte er nicht schnell genug von ihr fortkommen können, obwohl sie ihn gebraucht hatte.
„Hast du einmal darüber nachgedacht, das er das alles aus reinem Selbstschutz tut?", gab Mike leise zu bedenken und Eysa runzelte die Stirn, „Was meinst du? Wovor sollte er sich schützen?"
Mike seufzte: „Ich kann nur Vermutungen anstellen, doch vielleicht tut er das, weil er Verlustängste hat?"
Verlustängste? Aber das war doch lächerlich.
Verlieren konnte man sich doch ohnehin auf jeder Mission, warum also sich so zurückhalten?
Litt man dadurch nicht noch mehr?
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Broken Wings of Freedom
RomanceEysa Evergreen, welche zusammen mit Erwin Smith aufwuchs und aufgrund einer vergangenen Schuld ebenfalls dem Aufklärungstrupp beitrat, entdeckt im Laufe der Jahre ihre Gefühle für den einstigen Kindheitsfreund und Kameraden. Doch können diese Gefühl...