Eifersucht

35 3 0
                                    

Zurück in der Kaserne, kümmerte sie sich zuerst um ihr Pferd und ging dann in den Innenhof, welcher immer voller Leben war.
Sie entdeckte Mike, welcher mit Hanji und Moblit sprach.
Levi sah sie auch, welcher mit einer Tasse Tee, so schien es, an einem der Tische saß, die Beine elegant überschlagen und grimmig dreinblickend.
Als Mike sie sah, hob sie die Hand zum Gruß und lief zum zweiten Mal an diesem Tag in jemanden hinein.
Doch ehe sie dieses mal zu Boden stürzen konnte, packte dieser Jemand ihr Handgelenk und brachte sie wieder ins Gleichgewicht.
Verwirrt und Erstaunt sah sie zu Erwin auf, welcher fast schon sanft auf sie hinab lächelte: „Du bist sonst nicht so unachtsam."
Unsicher und mit roten Wangen, wusste sie nicht was sie groß sagen sollte, war dies doch ihr erstes Gespräch, seit ihrer letzten Expedition, blickte sie ausschließlich auf seine Brust.
„Ich habe nur Mike begrüßt, tut mir leid."
„Du musst dich nicht entschuldigen", sprach er leise und sie blickte wieder zu ihm auf, doch sah er nicht so, sondern ihr Handgelenk an.
Noch immer hielt er sie dort fest und sie wusste, er starrte das blaue Band an, welches ihr Ian vorhin umgebunden hatte.
Er ließ seinen Blick von dort, zu ihrem Gesicht zurückgleiten und verzog kurz, fast unmerklich, die Brauen.
„Du gehst also zum Frostfest", stellte er fest und ließ ihre Hand endlich wieder los.
Ihre Haut an dieser Stelle fühlte sich an, als wenn er sie versenkt hätte.
Zaghaft nickte sie: „Ja."
„Mit Mike?"
Erstaunt sah sie zu ihm auf und schüttelte den Kopf: „Nein, ich gehe mit... einem anderen."
Wie kam er auf Mike?
„Kenne ich ihn?", hakte er weiter nach und sie war verwirrt und erstaunt, das es ihn wirklich zu interessieren schien.
„Ich weiß es nicht. Er gehört der Mauergarnison an und war in unserer Trainingseinheit."
Doch sagte Eysa noch immer nicht, wie er hieß.
Ging das Erwin denn überhaupt etwas an?
Waren sie denn überhaupt noch Freunde, das er sie so etwas persönliches Fragen konnte, wenn er wollte?
„Du wirst mir also nicht sagen, wer es ist?"
Es war weniger eine Frage, als vielmehr eine Feststellung, dennoch nickte sie.
Leicht zuckte sein Mundwinkel, als wolle er lächeln, doch wurde er schnell wieder ernst: „Gut, dann wünsche ich dir und deiner Begleitung am Samstag viel Spaß."
Noch ehe sie ihn fragen konnte, ob er auch hinging, wandte er sich von ihr ab und überquerte den Hof, um zu seinem Büro zu gehen, so schien es.
Erwin hatte den Abstand zwischen ihnen herbeigeführt, warum also fühlte sie sich dann jetzt so schlecht?
Sie sah ihm lange einfach nur nach, ehe sie sich endlich abwandte und zu ihrem Zimmer lief.

...

Schlecht gelaunt lief er in seinem Büro auf und ab.
Seit Tagen ging es Ihm schon so und er konnte nicht verstehen wieso.
Er wusste, das es mit Eysa und Ihrer mysteriösen Verabredung zu tun hatte, aber er wusste dennoch nicht, was genau Ihn daran so störte.
Er blieb an seinem Fenster stehen und starrte hinaus, dort erblickte er Mike, Hanji und Levi, aber keine Eysa.
Seit wann waren Eysa und Mike getrennt, oder ging sie mit diesem anderen Mann nur als Freunde zum Frostfest?
Aber nein, niemand ging lediglich als Freunde zu diesem besonderen Fest.
Er ballte die Hände.
War es das, was Ihn so aufregte?
Das sie vielleicht gar nicht mit Mike zusammen war und er sich Jahrelang geirrt hatte, was das zwischen den Beiden betraf?
Er selbst hatte sich aus dieser Konstellation meist herausgehalten, da er der Meinung war, das es nie gut war, wenn ein drittes Rad in einer Beziehung dazwischen hing, aber nun stellte sich heraus, das da allem Anschein nach nichts war, das er nie ein drittes Rad gewesen wäre.
Oder hatten sie sich getrennt?
Er seufzte leise und ergeben.
Er war ein Idiot.
Er hatte sich nicht allein aus diesem Grund ferngehalten, das wusste er doch selbst zu gut.
Die Tatsache jemanden so nahe an sich heranzulassen, den man verlieren konnte, war... unangenehm.
Zudem konnte es auch immer sein, das man selbst derjenige war, der starb, was sollte dann mit dem betreffend anderen passieren?
Leid und Verlust wären Gefühle, die er Eysa nicht wünschte, nicht nachdem sie erst ihre Mutter und dann ihre Schwester verloren hatte.
Gefühle, die er im Grunde keinem seiner Kameraden wünschte.
Er ließ seine Hände wieder locker und verließ sein Büro, um mit Mike zu sprechen.
Als er draußen ankam, lief er geradewegs zu den Dreien und hörte noch, wie Hanji von Titanen schwärmte.
Sie war eine gute Soldatin und wäre er Kommandant, würde er vermutlich Ihre Beweggründe unterstützen, Titanen zu erforschen, aber er war nicht der Kommandant.
Es war schließlich schon ein Wunder, das Shadis Ihn hatte seine Fernaufklärungsformation testen lassen.
„Oi, Erwin", grüße Levi Erwin mit einem kühlen Nicken.
Seit der Sache vor der Mauer und dem Verlust seiner Freunde, hatte Levi wirklich versucht sich Ihm gegenüber loyal und freundlich zu verhalten, auch wenn Erwin Ihm deutlich ansah, das es Ihm oft noch schwerfiel.
Aber das würde schon noch werden.
„Erwin", nickte Mike Ihm mit einem leichten zucken um den Mundwinkeln zu.
„Ah, gut das du da bist, dann werde ich dir auch noch einmal erklären, was ich den Beiden eben versuchte begreiflich zu machen", begann Hanji, doch hob Erwin lächelnd die Hand um abzuwinken: „Später vielleicht Hanji, ich muss kurz mit Mike sprechen."
Verdutzt, aber auch erleichtert, das er es sich später anhören würde, nickte sie, während Mike Ihn fragen musterte, dennoch ohne Kommentar mit Ihm ging.
Zusammen liefen sie über den Hof und Erwin sah Ihn nicht an, während er eher unsubtil sagte: „Mich wundert es, das Eysa nicht bei euch war."
Mikes tiefe Stimme klang wie immer ruhig.
Erwin hatte seinen Freund nie ungehalten oder laut erlebt.
„Sie wollte heute noch einmal zu Ihrem Vater und sich dort ein Kleid für das Frostfest abzuholen."
Abrupt blieb Erwin stehen und sah Mike überrascht an.
Eysa in einem Kleid?
Hatte er sie je in einem Kleid gesehen?
Nein, hatte er nicht.
Sie war stets in Hosen, oder in Ihrer Uniform anzutreffen.
Irgendetwas heißes, saures, breitete sich in seiner Brust aus und er konnte nicht benennen was es war, er wusste nur, das es Ihn ungeheuer störte, das Eysa ein Kleid für einen Ihm fremden anziehen würde und vor Ihm selbst hatte sie das nie getan.
„Ihr... geht also nicht zusammen dorthin?", hakte er nach, da es unsinnig wäre so zu tun, als wenn er nicht wüsste, das sie mit einem Anderen ging.
Mike schüttelte den Kopf: „Nein. Sie hat mir erzählt sie ginge mit einem von der Mauergarnison. Sie wirkte sehr aufgeregt."
Verwirrt runzelte Erwin die Stirn.
War Mike etwa nicht sauer deswegen?
„Ich glaubte immer, du und Eysa, Ihr wärt... zusammen. Deswegen bin ich ziemlich überrascht, das du sie einfach mit einem Anderen gehen lässt."
Nun lag es an Mike Ihn verdutzt anzusehen und dann aufzulachen: „Eysa und ich sind nie zusammen gewesen und werden wohl auch nie zusammenkommen."
„Wieso nicht, magst du sie nicht?", hakte er nach und Mikes Lachen verklang, zurück blieb ein leises Schmunzeln um seine Mundwinkel, als er auf Erwin hinabblickte.
Denn auch wenn Erwin sehr groß war, überragte Mike Ihn dennoch.
„Natürlich mag ich sie, wie du wohl auch. Aber ich liebe sie nicht wie ein Mann eine Frau liebt, die er begehrt. Eysa war für mich immer... wie eine kleine Schwester und auf diese Weise liebe ich sie auch. Also, warum sollte es mich stören, wenn sie glücklich ist, das sie eine Verabredung hat? Vielleicht ist er ja der Richtige und kann sie für den Rest Ihres Lebens glücklich machen."
Erneut kam dieses bittere Gefühl in Ihm auf und er ballte fest die Hände zusammen.
Eysa glücklich in den Armen eines anderen Mannes, machte Ihn irgendwie wütend.
Schon allein die Vorstellung, sie könnte diesen Mann morgen küssen, störte Ihn immens.
„Aber sag mir Erwin, stört es dich denn, das sie eine Verabredung hat?", fragte Mike Ihn eindringlich und Erwin sah seinen Freund verwirrt an.
Er schwieg.
Er schwieg sehr lange und versuchte zu begreifen, was Mike Ihm damit sagen wollte, doch konnte, oder wollte sein sonst so messerscharfer Verstand, Ihn heute nicht begreifen lassen.
„Ich muss wieder los. Es war gut sich mit dir zu unterhalten", damit ließ er Mike ohne Antwort auf seine Frage stehen und lief über den Hof.
Aber so wie er Mike kannte, würde dieser sich wohl schon seine eigene Antwort auf diese Frage geben.
Verdammt, was war nur in Ihn gefahren, das er so wütend auf diesen Fremden wurde?
Was war sein Problem?
Doch abrupt hielt er inne, als er Eysa sah, welche von den Pferdeställen wieder auf den Hof der Kaserne trat.
Sie hielt eine Tasche in der Hand und wirkte richtig glücklich.
Ihr Haar, das sie wie immer in einem geflochtenen, langen Zopf trug, war windzerzaust und Ihre Wangen waren rot vom Reiten.
Die kühle Herbstluft hatte Ihr wohl kräftig um das Gesicht geweht.
Sein Herz zog sich bei Ihrem Anblick zusammen und er wollte schon auf sie zugehen, doch hielt er in seiner Bewegung abrupt inne, als er sah, wie sie das blaue Band an Ihrem Handgelenk zurecht zupfte.
Und endlich,... endlich konnte er das Gefühl in seinem Innern beschreiben und war mehr als wütend über sich selbst, da er Ihr die letzten Jahre nicht ohne Grund aus dem Weg gegangen war.
Er war Eifersüchtig!
Er war eifersüchtig auf den Mann, mit dem sie morgen Abend ausgehen würde.
Mit dem sie tanzen, lachen und den sie vielleicht sogar küssen würde.
Wäre es Ihr erster Kuss, oder hatte sie in diesem und in weiteren Gebieten, bereits Erfahrung gemacht, ohne das er es wusste?
Er hatte sich so lange ferngehalten, das er im Grunde kaum noch etwas über Ihr Privatleben wusste.
Sich selbst zur Räson bringend, wandte er sich ab und lief zurück in sein Büro.
Er musste diesen Gedanken aus seinem Kopf verbannen.
Es stand Ihm nicht zu, so besitzergreifend von Ihr zu denken.
Sie sollte Glücklich sein, egal mit wem und auf welche Art.
Da hatte er kein Mitspracherecht.


Broken Wings of FreedomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt