Krank

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Die Zeit verging und der Aufklärungstrupp hatte seit Eysas Eintritt schon einige Expeditionen hinter die Mauern gewagt, doch so sehr sie sich auf bemühten, ihre Leute opferten, sie fanden nichts neues heraus, das ihnen helfen konnte, die Titanen endgültig zu besiegen.
Auch am nächsten Tag fand eine Expedition statt, doch nachdem sich immer mehr Soldaten krank meldeten, war es wohl fraglich, ob die Mission überhaupt stattfinden sollte.
Auch Eysa fühlte sich seit einigen Tagen sehr unwohl, jedoch war es noch nicht so schlimm, das sie ausfallen würde.
Es waren lediglich das Gefühl der Müdigkeit, der Schwäche und sie fühlte sich ziemlich ausgelaugt.
Dennoch entschloss Eysa sich, ihrer Familie in Quinta einen Besuch abzustatten, wie sie es seit ihrer ersten Mission, immer vor einer Expedition tat, da es fraglich war, ob man es immer lebend zurück schaffte.
Doch brach ihr auf dem Weg nach Quinte der kalte Schweiß aus und sie musste mehrmals blinzeln, damit sie nicht auf einmal das Bewusstsein verlor und vom Pferd fiel.
Um ungestört reisen zu können, hatte sie auf eine Uniform verzichtet und trug lediglich eine lockere Hose und einen dunklen Pullover.
Es war sicherer, denn wenn man als jemand von Aufklärungstrupp reiste und das auch noch alleine, dann war man nicht immer vor Bewohnern der Städte geschützt, welche sich über die rausgeschmissenen Steuergelder beschwerten.
Als sie endlich ihr Elternhaus erreichte, verschwamm ihre Sicht immer mehr und ihr wurde heiß und kalt zugleich.
Langsam, zittrig und vor allem schwerfällig, glitt sie vom Rücken ihres Pferdes und band es am Zaun vor dem Haus fest.
Schwer atmend, lehnte sie gefühlt eine Ewigkeit mit der Stirn an der Seite des Pferdes und versuchte den Schwindel zu bekämpfen, der in ihr hinaufstieg.
Irgendwann schaffte sie es sich von dem Pferd fort zudrücken und die Türklinke der Bäckerei zu drücken.
Irritierenderweise, funktionierte ihr Hirn noch gut genug, um ihr zu verdeutlichen, das es nicht richtig war, das das Geschäft um diese Zeit geschlossen hatte.
Verwirrt starrte sie auf das Schild am Eingang der Tür, auf dem deutlich „geschlossen" stand und ließ ihre Hand wieder sinken.
„Ah Eysa, schön dich zu sehen", hörte sie eine freundliche Stimme hinter sich und wandte sich um.
Sie erkannte Mrs. Hopkins, welche das Cafè gegenüber betrieb, in dem sie und ihre Schwester neulich saßen.
„Das Geschäft ist seit gestern zu. Ich habe schon bei euch oben geklopft, aber niemand hat aufgemacht. Ich habe angenommen dein Vater und deine Schwester hätten dich besuchen wollen."
Lange betrachtete Eysa die Frau und versuchte zu verstehen.
Hatte ihre Familie sie besuchen wollen?
Hatte sie das nur irgendwie verplant?
Eysa runzelte die Stirn,... nein, selbst als ihre Mutter gestorben war, hatte der Laden nicht geschlossen, auch wenn sie im Grunde diejenige war, die den Laden betrieben hatte.
„Danke Mrs. Hopkins, ich werde dann mal nach oben gehen."
Mrs. Hopkins nickte verwirrt, doch wandte sie sich wieder ihrem Cafè zu, als ein neuer Besucher eintrat.
Eysa lief um das Haus herum und schlurfte schwerfällig, die Hand als stütze an der Wand entlanggleitend, die Treppe zur Haustür hinauf.
Oben angekommen, klopfte sie, doch niemand öffnete.
Besorgt suchte sie mit ihren Fingern, die Ersatzschlüssel über dem Türrahmen.
Ihr Vater hatte stets zu viel Vertrauen in die Menschen dieser Stadt gehabt.
Völlig gleich wie oft Eysa ihn ermahnt hatte, dort keine Schlüssel zu verstecken, er hatte sie immer wieder dorthin gelegt.
So auch dieses mal, was sie ausnahmsweise mit Erleichterung feststellte.
Ihre Finger umschlossen den Schlüssel und sie schloss mit zittrigen Händen das Schloss auf und trat ein.
Schwer atmend und das gesamte Körpergewicht auf dem Türgriff abgestützt, betrachtete sie das dunkle Wohnzimmer.
Alles wirkte so unglaublich leer.
„Papa!", rief sie schwach und sah sich langsam um.
Nichts geschah, kein Laut oder Geräusch war zu hören.
„Nina!", doch auch ihre Schwester erschien nicht, um sie zu begrüßen.
Verdammt, wo waren sie?
Ihre Sicht verschwamm und sie ließ schwerfällig die Klinke der Tür los und wankte in die Wohnung.
Schwer atmend und mit schweißnasser Kleidung, wollte sie sich erst einmal auf dem Sofa niederlassen, ausruhen, wieder zu Kräften kommen und sie dann weiter suchen, doch noch ehe sie das Sofa erreichte, stolperte sie über ihre eigenen Füße.
Zu schwach, um sich auf den Beinen zu halten, fiel sie.
Die Luft wurde hart aus ihren Lungen gepresst und sie schaffte es gerade noch mit Aufbietung ihrer letzten Kraftreserven, sich auf den Rücken zu drehen, ehe sie schwer atmend, die Augen flackernd schloss und in tiefe Dunkelheit versank.


Broken Wings of FreedomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt