Annäherung

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Einige Zeit verging, seit Erwin zum Kommandanten ernannt wurde.
Er hatte Mike, Hanji und Eysa zu Abteilungsführern erhoben und jeder von Ihnen bekam dadurch seine eigene Einheit.
Zudem nutzte ab sofort der gesamte Aufklärungstrupp die Fernaufklärungsformation von Erwin, während Shadis sich entschloss zum Ausbilder zu werden und dem aktiven Dienst so den Rücken zu kehren.
Hanjis Einheit bekam zudem noch einmal ein ganz eigenes Aufgabenfeld.
Erwin war der erste Kommandant in der Geschichte der es erlaubte, Titanen zu erforschen und zu diesem Zweck einzufangen.
Levi, welcher als der stärkste Soldat der Menschheit galt, wurde zum Hauptgefreiten ernannt, eine Position, die es zuvor nie gegeben hatte und die allein dazu diente gezielt Soldaten herauszupicken, die seiner Meinung nach gut genug waren, um dann zur „Spezialeinheit" des Aufklärungstrupps unter Levis Führung, zu werden.
Eysa selbst hatte sich weitestgehend wieder gefangen, doch plagten noch immer hin und wieder Albträume Ihre Nächte, oder sie zuckte zusammen, wenn sich jemand von hinten näherte.
Zusammen mit Levi und Mike, saß sie im Lager, sie schwiegen, nahmen Ihre Ausrüstung auseinander, reinigten und wateten diese, ehe sie sie wieder zusammensetzten.
Überall im Lager standen Gasflaschen zum auffüllen, Kisten mit Ersatzteilen und Werkzeug, um die Apparate zu reparieren, in stand zu halten und zu säubern.
Eysa war gerade dabei den Ventilator wieder an Ihren 3D-Manöver Apparat zu schrauben, als ein Schatten über sie fiel, weswegen sie verwirrt den Schraubendreher beiseite legte und aufblickte.
Sie blickte in Erwins helle Augen, welcher ernst auf sie hinabsah.
Nach dem Verbrennen Ihrer Bilder, hatte sie nicht wieder mit Erwin alleine gesprochen und wenn sie sich doch unterhielten, dann nur über mögliche Expeditionen und was als nächstes zu tun wäre.
„Oi Erwin, willst du dich etwa zu uns setzten?", fragte Levi ungerührt und sah ebenfalls zu Ihm auf, genauso wie auch Mike, welcher seinem alten Kameraden begrüßend zunickte.
Langsam schüttelte Ihr Kommandant den Kopf und sah wieder zu Eysa: „Ich möchte mir dir sprechen."
Seine Augen glitten noch einmal zu Levi und Mike, nur um dann wieder auf Ihr zum erliegen zu kommen, „allein."
Verwirrt nickte sie und stand langsam auf.
„Wir machen das hier für dich fertig", gab Mike von sich und deutete auf Ihr fast wieder zusammengesetztes 3D-Manöver Gerät.
Dankbar nickte sie mit einem kleinen Lächeln um den Mund und folgte Erwin dann hinaus auf den Hof der Kaserne, vorbei an der großen Glocke, welche sich in der Mitte des Platzes befand und in das gegenüberliegende Gebäude, wo sich sein neues Büro befand.
Hinter sich schloss Eysa die Tür, während er sich an seinen dunklen Schreibtisch setzte.
Unverhohlen ließ sie Ihren Blick durch den Raum schweifen.
Betrachtete die drei großen Bücherregale an den Wänden, den roten Teppich zu Ihren Füßen, den Jackenständer hinter seinem Tisch, die Kommoden auf der linken Seite, mit Ihren endlos vielen Schubladen, von denen sie nicht einmal ahnte, was sich darin befand und den runden Tisch in einer Ecke, auf dem sich weitere Bücher stapelten und Papiere ausgerollt lagen.
Eysa war zwar schon bei Kommandant Shadis in diesem Raum gewesen, doch hatte der Raum da anders gewirkt.
Oder aber es lag einfach daran, das Erwin Ihn nun mit seiner ganzen autoritären Präsenz ausfüllte.
Sie trat an den Schreibtisch heran und sah zu Ihm hinab, bis er auf den Stuhl Ihm, auf der anderen Seite des Tisches, gegenüber und sie setzte sich.
Sie hatten sich zwar langsam wieder angenähert, aber dennoch war er er nun Ihr Kommandant und sie wusste nicht recht, wie sie sich Ihm gegenüber verhalten sollte.
Angespannt wartete sie, was er Ihr zu sagen hatte.
Als er sie leicht anlächelte, ließ sie die Luft aus Ihren Lungen entweichen.
Sie hatte bis dahin nicht einmal bemerkt, wie verkrampft sie diese angehalten hatte.
„Entspann dich. Ich denke nicht, das ich schlechte Nachrichten für dich habe. Zumindest hoffe ich das. Ich habe eher eine Bitte an dich und würde mich freuen, wenn du es tun würdest", sprach er in seinem üblich ruhigen Ton und Eysa spürte, wie Ihre Gelenke sich immer mehr entspannten.
Das hier war Erwin, nicht einfach nur ein Kommandant.
Er war ein... Freund.
„Was für eine Bitte?", fragte sie leise und er atmete tief ein, als würde es Ihm schwerfallen sie überhaupt auszusprechen.
„Zuerst einmal, du musst es nicht machen, auch wenn ich es mir wünschen würde. Es ist kein Zwang, oder Befehl. Und zum anderen...", er stand wieder auf, stellte sich etwas seitlich, mit dem Rücken, zu Ihr und blickte aus dem Fenster hinaus, „weiß ich, das es eine undankbare Position ist und ich dir damit viel abverlangen würde, doch ich denke, das du die beste Wahl bist. Du bist klug, kannst strategisch Denken, weißt wie man andere führt und hast das Herz am richtigen Fleck."
Bei diesen Worten wurde Ihr ganz warm und sie senkte verlegen und gleichzeitig ein wenig stolz, das Gesicht.
„Zudem vertraue ich dir von allen Kameraden am meisten."
Überrascht sah sie sofort wieder zu Ihm auf und starrte sein Gesicht, welches leicht im Profil lag, an und musterte seine ernsten Züge.
„Von welcher... Position sprechen wir hier genau?", fragte sie gespielt ruhig, da alles in Ihr aufgewühlt durch seine Worte war.
„Von der Position meiner Stellvertretung. Meine rechte Hand und Beraterin", damit wandte er sich Ihr wieder zu und blickte sie ernst an.
Erstaunt stand Ihr Mund ein wenig offen, doch fing sie sich schnell wieder, schluckte und sagte nachdem sie sich geräuspert hatte: „Und du... bist sicher, das du mich dafür willst?"
Er nickte: „Ja."
Kurz und knapp, ohne Missverständnisse.
Langsam nickte Eysa: „Gut... wenn du das wirklich willst, dann... werde ich an deiner Seite stehen."
Obwohl sie das im Grunde immer getan hatte.
Es würde sich nicht viel verändern, außer, das er sie bei wichtigen Gesprächen dabei haben würde und das sie Ihm beim austüfteln der Pläne und Formationen über die Schulter blicken durfte, um eventuell etwas dazu beizutragen.
„Wenn du das nicht möchtest, musste du es nicht tun, es ist...", begann er, doch unterbrach sie Ihn: „Ich möchte. Wirklich."
Noch einmal atmete Erwin deutlich aus und entspannte sich, ehe sich erneut das leichte Lächeln auf seine Lippen schlich: „Danke, das bedeutet mir viel."
Nun begann auch Eysa vorsichtig zu lächeln und fühlte sich sogleich viel besser.
„Das bedeutet natürlich auch, das du die nächste Kommandantin wirst, sollte ich fallen", setzte er noch dran und klang dabei fast schon ein wenig sarkastisch.
Eysas Augen weiteten sich erschrocken bei diesen Worten.
Nicht, das sie es sich nicht zutrauen würde, doch der Gedanke, Erwin... tot.
Nein, sie konnte nur hoffen, das es nie soweit kommen würde.
„Ich.... denke nicht das du... so schnell stirbst", murmelte sie leise und wandte den Blick ab.
Sie hörte ein kurzes auflachen, fast als wenn er die Luft durch die Lungen entlassen würde, nachdem sich diese dort angestaut hatte.
Ihr Herz schlug schneller und sie fragte sich warum das auf einmal so war.
„Nun, wollen wir es hoffen", antwortete er, obwohl Ihre Worte keiner Antwort bedurften.
Langsam lief Erwin wieder zu seinem Stuhl hinter dem Arbeitstisch und setzte sich.
Lange sah er sie einfach nur schweigend an und Eysa wusste nicht recht, ob sie nun gehen, oder ob sie die Stille mit Worten füllen sollte.
Aber selbst wenn sie das tun sollte, welche Worte sollte sie wählen?
„Du... schläfst Nachts nun besser?", fragte er, als wisse er nicht recht, ob er Ihr eine solch private Frage stellen durfte.
Sofort sah sie wieder zu Ihm auf, blieb in seinen himmelblauen Augen hängen und nickte: „Ja, schon viel besser. Auch wenn es Nachts, noch hin und wieder Ausnahmen gibt. Aber nachdem ich die Bilder verbrannte,... ist es viel besser geworden. Levi gibt ganz offensichtlich gute Ratschläge", verlegen nestelte sie dabei mit Ihrer Hand am Saum Ihres Hemdsärmels.
„Ja, das tut er wohl", murmelte Erwin, „fast schon schade, da du so nun keinen Grund mehr hast Nachts zu mir zu kommen."
Heftig errötete sie und spürte wie Ihre Atmung sich beschleunigte, als sie in sein Schalk geprägtes Gesicht sah.
„Ich... das ist ein... Scherz?", fragte sie nach, da sie es nicht wirklich sagen konnte.
„Nein, ganz und gar nicht. Ich mochte deine Anwesenheit in meinem Zimmer. Ich habe dadurch auch deutlich besser geschlafen", gestand er und Eysa spürte noch mehr Hitze in Ihre Wangen schießen, sollte das überhaupt möglich sein.
„A...Aber... ich...", stotterte sie und wusste einfach nicht mehr was sie sagen sollte, woraufhin Erwin sich erhob und um den Tisch herum auf sie zulief.
Dicht vor Ihrem Stuhl blieb er stehen und sah auf sie hinab, reichte Ihr seine Hand, welche sie nur zögerlich ergriff und ließ sich von Ihm aufhelfen.
Da Erwin nicht zurückgetreten war, wie es üblich gewesen wäre, wenn sich jemand unmittelbar vor einem erhob, stand sie nun mehr als dicht vor Ihm.
So dicht, das sie den Kopf heben musste, um Ihm nicht bloß auf die Brust, sondern wieder ins Gesicht sehen zu können.
Zögerlich ließ sie seine Hand wieder los und stand unsicher vor Ihm.
Lange sagte er nichts, sah einfach nur auf sie hinab, von Ihren Augen, ein Stück tiefer, zu Ihrem Mund und dann wieder hoch zu Ihren Augen.
„Ich würde mich freuen, wenn ich dich hin und wieder dazu überreden könnte, die Nacht bei mir zu verbringen", sagte er rau und Eysa spürte wie Ihr drohte das Herz in der Brust zu zerspringen.
Unsicher geworden, wich sie schnell eine Schritt zurück, stolperte über Ihren Stuhl und blickte dann wieder verlegen zu Ihm auf, als sie es geschafft hatte sich und den Stuhl aufrecht zu halten.: „Sicher...", stotterte sie, „ich... also ich... könnte ja... heute Abend... also...", „Gern", lächelte er bloß und sie sah sofort wieder in seine Augen und fragte sich, was sie denken sollte.
Erwin bat sie bei Ihm zu übernachten, weil er auch nicht gut schlafen konnte.
Er hatte Ihr nicht gesagt, das er sie begehrte, oder mit Ihr schlafen wollte.
Was sie niemals tun würde.
Immerhin war dies Erwin!
Und sie fühlte sich nach der Sache... nach der Befreiung nicht wohl bei einem solchen Gedanken.
Doch... ein kleiner Teil in Ihr hatte auf seine Nähe reagiert, oder nicht?
Doch noch ehe sie sich darüber weiter Gedanken machen konnte, wurde die Tür mit Schwung aufgerissen und Eld Jinn, ein Soldat aus Levis neuer Spezialeinheit, sah sie mit großen Augen panisch an: „Kommandant Erwin! Es... es...", er schluckte schwer und Erwin wandte sich dem keuchenden Mann zu, welcher allem Anschein nach, bis zu Ihnen gerannt war.
„Beruhige dich erst einmal, was ist passiert?", fragte Erwin beruhigend.
„Mauer Maria... ist... ist... Mauer Maria ist gefallen!", keuchte er und Eysa, sowie Erwin sahen Ihn geschockt an.


Broken Wings of FreedomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt