Bleib bei mir

736 31 4
                                    

Mittagspause. Zufrieden summte Julian vor sich hin, aber er hatte keinen Hunger. Er aß nichts, während er Kai in die Kantine begleitete. "Hast du auch Hungen? Ich geb' aus!", brachte Kai hervor. Leicht schüttelte Julian den Kopf, "Nein, aber danke!"
Kai kramte etwas Kleingeld aus der Hosentasche und kaufte sich ein belegtes Brötchen. Ein braunhaariges Mädchen fiel Kai um den Hals.. Sophia, sie war einer der besten Studenten, die Julian unterrichtete.
Grinsend drehte Julian sich um und ging zu seinem Büro zurück. Er dachte nach. Aber über viel konnte er nicht nachdenken, denn der braunen Lockenkopf spukte durch seinen Kopf. Die schokobraunen Locken und aufgeweckte, sowie neugierige, Augen machten Julian ganz wuschig.
Um seine Gedanken wieder zu sammeln, nahm er sich ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber. Julian kritzelte einfach drauf los, ohne wirklich zu wissen, was genau er zeichnete.
"Jule?", fragte Caroline. Julian sah auf und hielt das Bild zu. Dafür erntete er einen skeptischen Blick, "Zeig mal!" Caro riss ihm das Blatt unter den Armen weg und grinste dreckig, als sie das Bild erblickte. "Du hast dich wohl verguckt?" "Mh?", brummte Julian. "Havertz hat nicht so volle Lippen", bemerkte Caro etwas kritisch die Zeichnung und legte ihm das Bild wieder auf den Tisch. "Du scheinst ihn ja auch recht genau beobachtet zu haben", stellte Julian fest.
Caro grinste, "Oh ja! Irgendwie musste ich den Kerl anschauen, nachdem du ihn angehimmelt hast." "Caro!", ermahnte Julian, "Spinnst du eigentlich?" Seine Hände begannen das Papier, auf dem er gezeichnet hatte, zu knüllen, doch Caroline nahm ihm das Blatt weg. "Wenn du das wegschmeißt, dann nehm' ich das lieber. So ein Bild kann man doch nicht in die Tonne kloppen!" Sie strich das Bild wieder glatt. "Ja, dann nimm es doch! Ich brach es nicht", schnaubte Julian genervt.
Es klopfte an der Tür. Die blonde Dame öffnete sie und sah Kai. Caro machte Julian kurz auf ihn aufmerksam und ging dann. "Hey...", sagte Kai ruhig. "Na? Wie gefällt dir die Uni bis jetzt?", fragte Julian gelassen, doch in ihm kochte die Wut. Wut auf sich und Caro. Klar, Julian und sie waren sehr gute Freunde, aber die Provokation nervte Jule allmählig, ständig machte sie Andeutungen zu gewissen Personen, mit denen Julian sich einfach gut verstand.
Doch heute war es etwas Anderes. Julian war wütend, weil Caro bemerkte, dass Kai ihn ablenkte. Sie merkte, wie Julian ihn ansah. Julian und Caroline waren schon zu lange befreundet, dass sie dies nicht merken würde, wen Julian jemanden beobachtete, wie sonst niemanden.
„Ganz okay", antwortete Kai knapp. Es war eine ganze Weile still im Büro, bis Kai sich auf den Stuhl vor Julian's Schreibtisch fallen ließ und der Stuhl kurz knackte. Weiteres passierte aber nicht.
Wieder wurde es still. Unangenehme Stille. Kai knetete seine Hände, die etwas schwitzig wurden. Julian lächelte leicht vor sich hin, denn ihm gefiel die Vorstellung, dass er nicht nur wegen dem Lockenkopf nervös wird, sondern dieser auch wegen dem Blondhaarigen.
Doch Kai merkte Julian's schadenfrohes Grinsen, „Was ist so witzig?" Julian sah unsicher auf, „Nicht so wichtig!"

Kai atmete einmal tief ein, „Was halten sie davon, wenn wir nach der Uni etwas trinken gehen?" „Ich glaube, das ist keine gute Idee. Ich bin 25 und...", brach Julian ab. „Und ich bin 22, wo ist das Problem? Außerdem wollen wir doch keine Beziehung eingehen. Ich möchte sie einfach besser kennenlernen, ich möchte mehr über die Uni und die Stadt wissen", rechtfertigte sich Kai, aber Julian reagierte nicht, „Schon gut, hab's verstanden!"
„Das ist es nicht, glaub mir! Ich habe heut schon ein Treffen mit Caro", sagte Julian. Kai verschränkte die Arme vor der Brust, „Caro?" „Die Frau, die gerade in meinem Büro war. Sie will noch einiges mit mir besprechen"
Kai konnte sich vorstellen, was sie bequatschen wollte. In dem Lockenkopf machte sich ein Gefühl breit. Ein Gefühl von... Eifersucht? War Kai eifersüchtig? Aber warum? Sie kannten sich erst seit ein paar Stunden. Eigentlich sollte es Kai nicht interessieren und es sollte ihn kalt lassen, doch das tat es nicht und es nervte ihn. Wieso war es ihm so wichtig, dass Julian sich nicht mit jemandem traf, wenn Kai sich mit ihm doch treffen wollte?

„Kai kommst du?", fragte Julian, der schon an der Tür stand, und riss Kai damit aus den Gedanken. Kai nickte und folgte Julian in den nächsten Saal.

Wieder total in den Gedanken an Jule ging Kai nach Hause, da er sein Auto morgen erst abholen konnte. Kai hatte sich einen weißen Audi ausgesucht. Dem wurde nur noch ein Nummernschild hinzugefügt. KH 1999.
Ohne überhaupt aufzusehen, überquerte Kai die Straße. Ein lautes Hupen. Quietschende Reifen. Ein dumpfer Aufprall.

„Shit!", fluchte Julian und sprang aus dem Auto. Sein Gesicht wurde blass und ihm gefror das Blut in den Adern. „Nein, nein, nein! Kai, bleib bei mir", flehte Julian. Kai entfuhr ein Grinsen, „Ist ja gut! Es ist alles okay. Nur eine große Schürfwunde." Man hörte förmlich, wie den blonden Dozenten ein Stein vom Herzen fiel. Der entsetzte Gesichtsausdruck veränderte sich sofort in einen besorgten.
Wortlos reichte Julian ihm die Hand, half Kai auf und zog ihn mit ins Auto.
„Ich weiß, dass ich das heute noch hundertmal zu dir sage werde, aber: Kai, es tut mir so unglaublich leid! Ich war so in Gedanken, dass ich nicht auf die Straße geachtet hab. Ich weiß, dass es deine Entscheidung ist, aber könntest du vielleicht auf eine Anklage verzichten?" Kai begann zu grinsen, „Es war nicht allein Ihre Schuld und anzeigen werde ich Sie auch nicht." „Ich komme mir so dumm vor Ich hätte dich ernsthaft verletzen können...", sprach Julian sich selbst schuldig. „Haben sie...", brach Kai ab, weil Julian in unterbrach, „Nenn' mich Julian!" Kai setzte wieder an, „Du hast mich aber nicht ernsthaft verletzt! Die Schürfwunde verheilt wieder, außerdem könnte ich dir lange sowieso nicht böse sein..."

Ich hoffe ihr hattet ein schönes Osterfest!
Was haltet ihr davon, wenn ich zu meiner letzten Bravertz Story eine Fortsetzung schreibe? An die, die die Story gelesen haben.

Und dann kamst du... ||Bravertz FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt