Fernhalten

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Fünf Uhr. Julian konnte nicht schlafen. Kai hatte sich zwischen vier und halb fünf um Jule geklammert. Der Blonde hatte sich aus den festen Griff befreit, doch ein paar Minuten später legte Kai seinen Arm wieder ihn. Julian hatte ein tiefen und leises Seufzen losgelassen.
Kein wunder, denn Kai ließ mit dieser Aktion Julian's Herz unbewusst höher schlagen ließ, obwohl der Dozent Abstand von dem Lockenkopf halten wollte. Und jetzt lag er in den Armen des Mannes, von dem er Abstand halten wollte.
Die Sonne ging hinter den Großstädten von Dortmund auf und Jule lag gefesselt durch Kai's Arm in den Sonnenstrahlen, die ihn blendeten. Er schloss gequält die Augen und atmete unruhig vor sich hin.
Der Blonde driftete in seine Gedanken ab und für einen kurzen Moment hatte Julian einen furchtbar reellen Gedanken. Er wollte Kai berühren. Nicht sexuell oder begrabschen. Julian wollte nach seiner Hand greifen und die Ruhe mit ihm genießen. Der Blonde starrte auf die Hand, die auf Kai's Shirt, welches sich Jule zum Schafen aus seinem Kleiderschrank geholt hatte, lag. Sollte er? Sollte er nicht?
Julian's Kopf sank zurück ins Kissen, als er wieder an sein Vorhaben dachte. Abstand und Fernhalten...

"Fuck!", flüsterte Julian zu sich selbst und stieg schließlich aus dem Bett. Es war eine schlechte Idee, dass Jule sich gestern zu dem Lockenkopf ins Bett gelegt hatte. Die Couch wäre wohl die bessere Option gewesen.
Julian zog sich um und legte Kai's T-Shirt auf einen Stuhl. Er wollte gerade gehen.
"Gehst du schon?", fragte Kai. Die raue Stimme von ihm bescherte Julian eine Gänsehaut. Seine Nackenhaare stellten sich auf und er drehte sich um.
„Ja, ich denke es ist besser so." Julian hatte versucht selbstsicher zu wirken, war aber dennoch zum Ende leider geworden. „Ich hatte eigentlich gehofft, dass du nicht aufwachst bevor ich weg bin..."
„Ich war scheiße zu dir und es tut mir leid." Kai's Seufzen war das einzig, was für einen Moment zu hören war. Es war komplett still. Keine Geräusche, nur die zwei Stimmen des Blonden und des Lockenkopfes. „Ich hab dir wehgetan, aber nicht mehr als mir selbst, sorry."
„Hast du dich selbstverletzt? Zeig mir deine Arme!" Darauf bestand Julian. Er zog Kai zu sich und drehte seine Arme, so dass er sie ganz sehen konnte.
„Man Jule, ich hab mich nicht geritzt! Mir ist klar geworden, dass ich dich nicht hätte anschnauzen dürfen. Mir ging es die Tage richtig dreckig und ich dachte, ich hätte unsere noch so junge Freundschaft verloren. Ich stand komplett neben mir nur wegen dir. Ich schätze, ich habe wirklich mehr Gefühle, als ich zugeben möchte."
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf die Lippen von Julian, jedoch wurde seine Miene schnell wieder ernst. „Was bedeutet das?"
„Was soll das denn schon bedeutet?"
„Na, was bedeutet das für uns? Ich meine das mit dir und mir. Ich würde dich jetzt zu gern küssen, aber ich habe mir geschworen, dass ich mich von dir fernhalte", Julians Blicke trafen auf die von Kai.
„Fernhalten...", murmelte Kai, „Ich kann mich aber nicht von dir fernhalten..." Kais Stimme war nur noch ein Hauch von einem Ton.
Der Lockenkopf überraschte Julian damit, dass sein Gesicht dicht dem anderen gegenüber war. Wollen und dürfen war etwas total unterschiedliches und trotzdem: Kai wollte das Gefühl verspüren, Jule küssen zu dürfen.
Dem Blonden blieb der Atem weg, während seine Augen das Gesicht des jüngeren Mannes analysieren zu versuchten. Aber nichts hatte sich verändert. Die grün-blauen Augen waren wach, jedoch deuteten die leichten Augenringe auf Müdigkeit hin.
Bevor Julian überhaupt einen Versuch unternahm, seinen Atem wieder zu regeln, war Kai schon dabei Julians Herz zum explodieren zu bringen und Julian konnte nur noch unregelmäßig atmen.
„Der Abstand wird uns beide umbringen", stellte Kai fest und Julian war nur zu Nicken fähig. Für Kai war dieses Nicken, wie eine Erlaubnis ihre Lippen vereinen zu dürfen. Der Lockenkopf ging seiner Feststellung nach und presse seine Lippen mit einer gewaltigen Wucht auf den Mund seines Gegenübers. Julian zuckte kurz zusammen, erwiderte dann aber den Kuss gierig und verlangend.
Der Blonde löste sich wieder und holte tief Luft, „Mach das nie wieder oder ich kann mich nicht mehr bei Verstand halten!"
Er drehte sich um und ließ Kai stehen, der erstmal seine Gedanken ordnen musste.
Langsam fuhr sich Kai mit den Händen übers Gesicht. Kurzerhand verschwand Kai im Badezimmer und knallte die Tür hinter sich zu.

Frohe Weihnachten euch! Aber erstmal dickes Sorry, weil das vorherige Kapitel weg ist. Damit keine Lücke entsteht, hier eine kurze Zusammenfassung:

* Kai war nun schon deutlich betrunkener als angetrunken. Julian ging zu ihm hinüber, jedoch nicht mit der Absicht zu reden. Er brauchte Nähe von Kai. Als der Blonde bei der Bar ankam, merkte er schnell, dass Kai deutlich nach Hause musste. Also erklärte Julian sich bereit ihn nach Hause zubringen.*

Von dort an setzt die Story wieder ein. Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht so übel. Tut mir leid, nochmal.

Und dann kamst du... ||Bravertz FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt