Konzentration ist alles

634 32 1
                                    

„Hier trink was!", sagte Julian und gab Kai ein Glas Tee, „Ich hoffe, das ist okay. Aber du kannst auch etwas Anderes haben." „Nein, passt schon. Danke Julian", Kai nahm das Glas an sich und setzte sich.
„Zeig mal deine Wunde!" Kai zog sein Shirt vom Schlüsselbein weg. „Da komm' ich doch nicht ran! Zieh das T-Shirt aus", forderte Julian Kai auf. Zögernd zog Kai sich sein Oberteil über den Kopf.
Nun war Julian deutlich nervöser und Kai wurde immer unsicherer. Der braune Lockenkopf legte sich das Shirt auf den Oberkörper, um diesen zu verdecken. „Schon okay", redete Julian sanft auf Kai ein. Langsam nahm Kai das T-Shirt wieder weg.
Beängstigt sah Kai zu Julian, doch dieser war erstaunt über Kai's durchtrainierte Bauchmuskeln. Julian versuchte seinen Blick abzuwenden und griff nach dem Desinfektionsmittel für Wunden. Tropfen tropften auf ein sauberes Taschentuch. „Jetzt tut es gleich etwas weh", sagte Julian, während er das Blut von Kai's Brust entfernte.
Kai stöhnte schmerzvoll auf, als Julian vorsichtig mit dem getränkten Taschentuch über die Wunde tupfte. Die Finger des Braunhaarigen bohrten sich in den Oberarm des Blonden. Julian riss sich zusammen. Er wollte keine Schwäche zeigen. Nicht gegenüber Kai.
Der Lockenkopf atmete tief ein, als Julian das Tuch endlich entfernte, und schmiss den Kopf in den Nacken.
Jule drehte Kai's Kopf etwas, um ein großes Pflaster auf die Wunde klebte, „Es tut mir leid..." „Psst!", Kai nahm das Gesicht in beide Hände, „Du hast dich so oft entschuldigt, obwohl es nicht deine Schuld war. Wer rennt denn einfach ohne Kopf über die Straße. Ich sollte dir danken, dafür, dass du mich so liebevoll verarztet hast." „Ach! Das war das mindeste, was ich tun konnte!"
„Ich bin froh, dass du es warst, der mich angefahren hat. Wer weiß, was andere gemacht hätten", seufzte Kai. Julian dachte eine ganze Zeit über diese Worte nach.

Unsicher legte Kai seinen Kopf auf Julian's Schulter. Dieser wuschelte ihm kurz durch die Locken. Julian stand auf und machte seine PlayStation an. „Bock zu zocken?", der Blonde hielt Kai einen Controller hin. Stumm nickte Kai.
Während sie zockten, brannte Kai die ganze Zeit eine Frage auf den Mund. Irgendwann hielt Kai es nicht mehr aus, „Was ist eigentlich mit dem Date?" „Wow, ganz schön offensiv, aber warum willst du mit mir auf ein Date?" Kai wurde knallrot, „Also, e-eigentlich meine ich das Date zwischen dir und Caro." Julian lachte leicht, „Achso! Das ist kein Date und übrigens habe ich dir das Treffen vorgelogen."
Zum einen war Kai erleichtert, dass es kein Date war, doch zum anderen zog sich alles in seiner Brust zusammen. Julian hatte ihm das Treffen vorgegaukelt, damit er sich nicht mit ihm treffen musste.

„Ich muss dann auch", sagte Kai und wollte sich zur Tür schleppen, als Julian ihn aufhielt. Einige Sekunden sahen sie sich tief in die Augen, bis Julian seine Arme um Kai schlang und ihn fest an sich drückte.
Kai hätte diese Umarmung nur allzu gern erwidert, doch er musste Julian von sich wegdrücken. Nicht nur weil seine Wunde dadurch schmerzte, sondern auch, weil sein Herz verrückte spielte und sein Kopf total durcheinander war.
Er ließ den enttäuschten Julian in der Wohnung zurück und setzte müde den Heimweg an. Er versuchte sich auf morgen zu konzentrieren und nicht mehr auf den Blonden.

Bei Julian Brandt jedoch kehrte lange keine Ruhe ein. Er beobachtete den Größeren, wie er nach Hause ging, bis er hinter einer Hausecke verschwand. Doch das beruhigte ihn eher weniger, also griff Julian, nachdem er stundenlang wachlegen hatte, nach seinem Handy und rief Marco an.
„Jule?", fragte Marco verschlafen, „Es ist ein Uhr drei! Was rufst du mich an?"
„Naja, ich kann nicht schlafen, weil ich so viel im Kopf habe", seufzte Julian und setzte sich in seinem Bett auf.
„Was spukt dir denn durch den Kopf?", fragte Marco und schien immer besorgter, je länger Julian nicht antwortete.
„Ich hab dir doch von meinem neuen Referendar erzählt, oder? Ich hab ihn am Nachmittag ausversehen angefahren."
„Spinnst du, Julian? Geht es ihm gut? Ist er im Krankenhaus?", Marco war entsetzt.
„Ihm geht es gut. Er hat eine Schürfwunde, die ich verarztet habe", erklärte Jule.
Marco war verwirrt, „Aber, dann versteh' ich dein Problem nicht? Das kann doch nicht das einzige, was dich wach liegen lässt!"
„Das ist am Telefon schwer zu erklären... könntest du morgen Nachmittag vielleicht zu mir kommen?"
„Julian, ich habe Training! Du warst lange nicht mehr beim Trainingsplatz. Komm' doch einfach vorbei, danach könnten wir noch in die Stadt und dann kannst du mit mir drüber reden", schlug Marco vor. Julian willigte etwas missmutig ein und machte das Licht, sowie das Smartphone, aus. Erneut schloss Julian die Augen und versuchte zu schlafen.

Kai war sofort, sobald er im Bett lag, eingeschlafen. Er hatte die Gedanken, die Bände sprachen, einfach abgeschaltet und ignoriert.

Und dann kamst du... ||Bravertz FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt