Kapitel 17

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Genau in dem Moment geht die Haustür auf. Man hört ein leises Fluchen von einer Frau und ein leises Lachen von einem Mann. „Ah Blake", ertönt es hinter uns, „schön, dass du wach bist. Wie geht es Kitten?" Ja, ich bin so klein und zierlich, dass ich hinter Blake nicht auffalle. Dieser lacht zusammen mit Mike und Lisa kurz auf und dreht uns beide dann zu der Stimme. „Hallo Stefan. Frag sie doch selbst." Der amüsierte Unterton ist nicht zu überhören. Ich sehe die Frau mit den schwarzen längeren Haaren. Das ist dann wohl Sarah. Dann wandert mein Blick zu dem jungen Mann hinter ihr. Er ist groß, ähnlich gebaut wie Blake und Mike. Seine Augen haben ein tiefes blau. Seine Haare sind etwas länger, blond und anscheinen zu einem Zopf zusammengebunden. Sein Blick richtet sich von Blake auf mich und er lächelt. Da scheint jemand höchst erfreut. Auch Sarah quiekt kurz auf. „Damit hab ich jetzt nicht gerechnet. Hallo Kitten. Hast du gut geschlafen? Ich bin übrigens Stefan und die Schönheit neben mir ist Sarah, wie du dir vielleicht denken konntest." Ich nicke leicht, lächle ihn an, doch drücke ich mich dabei etwas näher an Blake. Dieser streicht mir beruhigend über Bauch und teilweise Unterleib. „Keine Angst Kleines. Hier wird dir keiner etwas tun." 

Ich starre Stefan an. Ich kenne ihn. Das Unbehagen in mir wird größer, je länger ich ihn ansehe. Er erinnert mich an jemanden. Um genau zu sein, erinnert er mich an IHN. Auch die Anderen scheinen mein immer größer werdendes Unbehagen zu bemerken. Sarah wirft Stefan einen Blick zu, dieser nickt. Langsam kommt sie auf uns zu. „Keine Angst Liebes. Er ist nicht der, für den du ihn hälst." Der Groschen ist also gefallen. Mit kratziger und belegter Stimme antworte ich „was macht dich da so sicher? Er sieht genauso aus wie ER." Lisa steht nun neben mir. „Da stimme ich dir zu. Hör dir aber bitte erst die Geschichte an, bevor du ihn verurteilst." Sie will sanft meinen Arm streicheln, doch sobald ihre Fingerspitzen meine Haut berühren, zucke ich zusammen. Sofort zieht sie ihre Hand zurück. Blake beugt sich zu mir runter und flüstert mir ins Ohr. „Dir wird nichts passieren. Und ich verspreche dir, wir werden es dir erklären. Vertraust du mir?" 

Ich traue meiner Stimme nicht, deswegen nicke ich nur. Langsam löst er sich von mir. Plötzlich liege ich auf seinen Armen. Er trägt mich zu einem der Sofas, setzte sich und platziert mich auf seinem Schoß. Ich spüre etwas in mir. Meine Mauer. Sie ist wieder da und hochgefahren. Auch Lisa scheint es zu sehen, denn sie sieht mich traurig an. „Bitte nicht", flüstert sie. Doch es ist schon zu spät. Die Mauer ist da und ich bin mir nicht einmal sicher, ob Blake sie wieder so einfach einreißen kann. Auch die Anderen setzen sich nun auf die Sofas und als Stefan mir erneut in Gesicht schaut, meine ich Bedauern in seinen Augen sehen zu können. Bedauern und Schock. „Was hat er nur getan", flüstert er mehr zu sich als zu uns. Er erhebt die Stimme und sieht mir direkt in meine nun wieder leeren Augen.

„Also, das Wichtigste vorweg: Ich bin nicht ER" setzt er an und löst dabei seinen Blick nicht von mir. „Der Mann, der dir das alle die Jahre angetan hat, ist mein leiblicher Bruder." Ich ziehe die Luft durch die Zähne ein, was ein zischendes Geräusch hinterlässt. Ich verkrampfe mich. Selbst Blakes beruhigendes Streicheln macht die ganze Situation nicht besser für mich. „Ich wusste nicht, was er macht und mit wem. Ich hatte seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm", fügt er schnell hinzu. „Als wir es aber erfahren haben, durch Lisa, haben wir es so schnell wie möglich" er hält kurz inne, schaut zu Blake. Dieser nickt und beendet den Satz mit einem grollenden „beendet." Ich zucke bei dem Klang seiner Stimme zusammen. Alle Blicke sind nun auf mir. Ich spüre sie und mir drängt sich erneut die Frage auf, was mit IHM passiert ist. Beendet kann vieles bedeuten. Sie haben IHM die Mädchen weggenommen, haben IHN getötet und so weiter. Da ich nur vom Nachdenken keine Antwort erhalten werde, atme ich durch und stelle die Frage. Das meine Stimme dabei emotionslos ist wundert mich nicht im Geringsten. „Was bedeutet ‚beendet'." Meine Stimme ist so kalt, dass die Mädchen zusammenzucken und die Männer inklusive Blake sich kurz versteifen. Kurz herrscht Stille.

„Ich habe Ihn umgebracht", durchbricht Blakes kalte, dominante Stimme die Stille.

KittenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt