Eine Weile sitze ich am Fenster, schaue raus auf den Horizont. Ich habe ihm gesagt, was er tun kann, damit ich mich wohler fühle und er verlangt nun genau das Gegenteil von mir, weil er Angst hat. Ich habe auch Angst, aber das kümmert ihn anscheinend kein bisschen.
Angst, das ich das hier nicht überlebe. Angst, das ich für immer hier gefangen bin. Einfach nur Angst um mich selbst. Das erste Mal seit vier Jahren, habe ich wirklich Angst. Fast schon Todesangst. Als mir das schlagartig bewusst wird, rollen mir bereits Tränen über die Wange. Ein Schluchzer gleitet leise über meine Lippen. Was soll ich nur tun?
Ein Knall reißt mich aus meinen Gedanken. Erschrocken sehe ich mich um, bis mein Blick auf die Verbindungstür und das Schränkchen davor fällt. Ich sagte ja, es ist wirklich schwer und sollte die Tür blockieren. Ich würde sagen, es erfüllt seinen Zweck. Auf der anderen Seite höre ich Blake frustriert fluchen. Es ist leise und man versteht kein Wort, da die Tür wieder geschlossen ist.
Ich stehe auf und laufe zu dem Schränkchen, schiebe es so nah an die Tür, das diese keinen Bewegungsraum mehr hat. Das sollte reichen. Danach führt mich mein Weg zurück zum Fenster. Ich setze mich wieder auf meinen Platz und schaue hinaus. Ich höre Stimmen auf dem Flur. Eine aufgebrachte kann ich als Blakes identifizieren. Doch auch zwei weitere sind aufgebracht. Eine davon ist Stefan und die andere Mike.
Das wundert mich. Ich habe die beiden noch nie aufgebracht gehört. Und schon gar nicht gegenüber Blake. "Was hast du erwartet? Sie möchte mehr Freiraum, damit sie sich hier wohler fühlt und du nimmst ihr den letzten Rest davon! Natürlich zieht sie sich von dir zurück. Und von uns jetzt wahrscheinlich auch!" Das muss Mike sein. Also wissen sie, was passiert ist.
Ein weiteres, dieses Mal lauteres, Schluchzen entkommt mir. Ein lautes Klopfen an meiner Tür lässt mich zusammenzucken. Erschrocken lege ich mir meine Hände auf die Ohren, kneife die Augen zusammen. Mit angezogenen Beinen sitze ich in der Nische und beginne hemmungslos zu weinen. Etwas, was ich nicht einmal getan habe, seit ich hier bin. Nicht so. Doch mittlerweile hat sich so viel angestaut, das ich es nicht mehr zurückhalten kann. All die Emotionen, die ich unterdrückt habe, all die Gefühle finden nun ihren Weg in Form von Tränen an die Oberfläche.
Es ist zu viel. Die ganze Situation überfordert mich. Eine Zeit lang sitze ich so da und gebe mich meinem Gefühlschaos hin. Ich höre nichts, ich sehe nichts. Deswegen schrecke ich auch auf, als ich plötzlich eine Hand auf meinem Rücken fühle. Vor Schreck reiße ich die Augen auf, doch meine Hände drücke ich noch fester auf meine Ohren. Mein Blick schnellt zu der Person, die nun neben mir steht. Es ist Lisa. Langsam setzt sie sich vor mich. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie die Anderen auch im Zimmer stehen. Mike und Stefan schauen finster. Sarah, die sich nun auch in Bewegung und neben mich setzt, schaut mich verständnisvoll an. Blake lehnt im Türrahmen. Doch seinen Blick kann ich aus dieser Position nicht erkennen.
Ich nehme langsam die Hände von meinen Ohren, Lisa breitet ihre Arme aus. Es ist mir egal, was zwischen uns ist oder was sie getan hat. Jetzt gerade brauche ich das, also werfe ich mich regelrecht in ihre Arme und beginne wieder zu weinen. Durch meine Schluchzer höre ich Stefan sagen "Ich hoffe du bist zufrieden." Ich vermute, das es nicht an mich gerichtet ist, sondern an Blake. Lisa verstärkt ihren Griff um mich, während Sarah mir von hinten beruhigend über den Rücken streichelt.
Eine Weile sitzen wir so da. Die Stille wird nur von mir unterbrochen. Nach und nach ebben die Schluchzer ab und ich weine einfach nur noch stumme Tränen. Mein Körper beruhigt sich langsam, das Zittern wird weniger, bis es schließlich ganz aufhört. Ich habe nicht mitbekommen, das die Männer in der Zwischenzeit gegangen sind. Lisas Griff lockert sich, sanft schiebt sie mich von sich und schaut mir ins Gesicht. Meine Stimme ist gebrochen vom vielen weinen. "Danke"
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Kitten
Random"Der erste Peitschenhieb landet auf meinem Rücken, doch ich gebe nicht einen Ton von mir. Das tue ich nie." Sie wird entführt, gefoltert und eingesperrt. Doch gebrochen hat man sie bisher nicht. Sie wird nur von einem Willen getrieben: überleben - u...