Kapitel 43

638 24 1
                                    

"Das sieht zwar schon besser, aber immer noch übel aus", stellt Mike fest. Lisa verlässt zusammen mit Sarah den Raum. Allerdings sind sie schnell wieder da mit Salben und Verbandszeug.

Die Wunden haben sich zum Glück nicht entzündet. Die kleineren Schnittwunden sind schon fast wieder verheilt, während die Tiefen teilweise noch offen sind. Zumindest tun sie nicht weh, solange man nicht darauf rumdrückt. Ganz vorsichtig trägt Blake die Salben auf die Wunden an meinen Oberschenkeln und an meinem Rücken auf bevor er sie erneut verbindet.

"Ich denke in zwei Tagen können wir die Verbände weglassen. Die Salbe werden wir noch eine Weile länger brauchen", flüstert er mir ins Ohr und streicht sanft über meinen Oberarm. Dort bildet sich eine Gänsehaut und ich nicke nur. Ein leichter Schmerz durchzuckt meinen Unterleib und ich sehe Lisa an. Diese erwidert meinen Blick wissend, schnappt sie die Wärmflasche und verschwindet mit ihr. Mike schaut ihr etwas irritiert hinterher bis er begreift, was sie tut.

"Hier ist noch eine Kühlsalbe für die blauen Flecken." Sarah reicht sie meinem Meister und dieser trägt sie behutsam auf. Mir fällt erst auf, wie schlimm es aussieht, als die meisten Verbände ab sind. Beschämt senke ich den Blick und schaue auf meine Hände. Er kniet sich vor mich hin, umfasst sanft mein Kinn und drückt es vorsichtig hoch, sodass ich ihm in die Augen sehen muss. "Schäm dich nicht Kitten. Die Flecken zeigen nur wie stark du bist. Und nach wie vor: Du bist wunderschön", leicht streicht er mit seinem Daumen meinen Kiefer entlang.

"Er hat recht Kitten. Du bist wunderschön. Und stark. Viel stärker als wir alle", den letzten Satz flüstert Mike nur, doch ich höre es trotzdem. Ich reagiere nicht darauf, tue so, als hätte ich es nicht gehört. In dem Moment kommt Lisa mit der Wärmflasche wieder und reicht sie mir. Vorsichtig platziere ich sie auf meinen Unterleib. Ich hebe meinen Blick und sehe in die Runde. "Und was machen wir heute?" Verdutzt über meine Frage schaue Mike und Stefan mich an. Blake schüttelt leicht den Kopf. Doch Lisa und Sarah sind Feuer und Flamme. Wahrscheinlich verstehen sie, das ich nicht einfach nur herumliegen will.

"Wie wäre es mit dem Garten?" - "Die Bibliothek wäre besser." - "Oh lasst uns doch verstecken spielen", ruft Sarah freudig aus. Ich lächle. Vielleicht wäre das meine Gelegenheit in den Keller zu kommen. Doch Blake macht mir einen Strich durch die Rechnung. Er sieht mir tief in die Augen, bevor er beginnt zu reden. "Der Garten klingt doch gut. Er wird dir bestimmt gefallen. Wir haben sogar einen Abschnitt nur mit Rosen", erklärt er mir. "Ist das nicht ein wenig zu weit für sie. Ich meine, sie hat ihre Tage, wahrscheinlich noch Schmerzen und dann soll sie dahin laufen", fragt Mike. Dafür kassiert er von Lisa einen leichten Schlag auf die Schulter. "Als ob Blake sie so weit laufen lässt." Wissend lächelt sie erst ihn und dann mich an.

Mein Meister steht auf und beugt sich leicht zu mir. "Wenn es weh tut, sag mir sofort bescheid, okay?" Ich nicke nur und lächle leicht. Auch wenn es nicht das ist, was ich wollte, so freue ich mich doch darauf. Vor allem die Rosen interessieren mich. Ich liebe Rose. Für mich sind sie nicht nur die Schönsten Blumen, sondern auch die Stärksten. Ich lege die Wärmflasche zur Seite. Vorsichtig hebt Blake mich hoch und trägt mich durch eine Tür im Gang zur Bibliothek hinaus.

Was soll ich sagen? Der Garten ist wunderschön. Er ist riesig und in der Ferne erkenne ich Tannen. Groß und dunkel stehen sie am Ende, wie Wächter. Blake steuert auf einen kleinen Weg zu. Weiter entfernt erkenne ich einen Pavillon umgeben von einem roten Meer. Meine Augen sind drauf fixiert und ich klammere mich etwas fester an Blake. Ein leises Lachen ertönt neben meinem Ohr. "Gefällt es dir?" Es sieht umwerfend aus. Der weiße Pavillon sticht gerade zu aus dem Rot heraus und wirkt dadurch eher zierlich. Hinter uns höre ich das fröhliche Geplapper von Lisa und Sarah. Doch ich bin so auf die Rosen fixiert, das es nur ein Hintergrundgeräusch ist.

Als wir den Anfang der Rosen erreichen, wird Blake etwas langsamer und ich genieße den Ausblick, der sich mit bietet. Der kleine Unterschlupf steht eher am Anfang des Rosengarten doch dahinter, sehe ich nur rot. Die Farbe reicht weit nach hinten bis zu den dunklen Wächtern. Und ich verliere mich in dem Anblick des kleinen Meeres.

KittenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt