Kitten

Kapitel 29

Als ich mit meiner Erzählung fertig bin schauen mich beide mit großen Augen an. "Heilige Scheiße. Das hat er alles letzte Nacht mit dir gemacht? Wie fühlst du dich damit?" Ihre Sorgen sind berechtigt. Es war wirklich viel, aber ich habe das Ganze wirklich gut durchgestanden und fühle mich richtig wohl. Das sage ich den beiden auch und sie grinsen. "Dann ist zumindest geklärt, das der Name 'Kitten' eine sehr gute Wahl war" meint Lisa und wir lachen. Als wir uns wieder beruhigt haben überlege ich kurz. Soll ich sie wirklich fragen? Ich weiß, dass sie loyal ihren Männern gegenüber sind und damit irgendwie auch Blake. Aber nach seiner Aussage das ich nicht in den Keller darf, hat er meine Neugier geweckt. Vielleicht sollte ich es wirklich wagen und mal einen Blick in den Keller werfen. Doch diesen Gedanken verwerfe ich fürs erste.

"Sagt mal", beginne ich. "Was ist eigentlich im Keller?" Beide sehen mich an und sofort ist ein undefinierbarer Blick zu erkennen. Lisa erhebt als erste das Wort. "Wieso möchtest du das wissen Kitten?" Ihre Stimme ist ruhig, aber auch etwas ungehalten. Ich zucke mit den Schultern. "Blake hat gesagt, ich darf mich im Haus frei bewegen, aber ich soll nicht in den Keller gehen." Beide wechseln einen kurzen Blick bevor Sarah antwortet. "Im Keller ist nur altes Gerümpel. Zusammen mit vielen Spinnen. Wahrscheinlich hat er Angst, dass du dich dort unten verletzt. Vor allem, wenn er nicht da ist, wird er hinterher durchdrehen." Dabei lacht sie leise, doch ich mustere sie skeptisch. Einen kurzen Moment später zucke ich erneut mit den Schultern. Irgendetwas ist komisch an ihrem Verhalten. Dann fällt mir etwas anderes ein. "Gibt es hier so etwas wie eine Bibliothek?" Das Haus ist groß, also wäre das durchaus denkbar.

Lisa beginnt zu lächeln und auf Sarahs Gesicht erscheint ein verträumter Ausdruck. "Ohja. Sie ist wunderschön und gar nicht mal so klein. Es gibt dort sogar einen Karmin und eine wunderschöne Sitzecke zum lesen. Also bist du auch eine Leseratte?" Bei ihren Worten bekomme ich ein strahlendes Lächeln im Gesicht und nicke leicht. "So kann man es nennen. Können wir dahin? Ich würde so gerne mal wieder etwas lesen." Sofort springen beide auf und greifen nach meinen Armen. "Geht ihr beide schon einmal vor. Ich räume das Geschirr schnell weg und komme dann nach." Sagt Lisa freudig, doch irgendetwas an dem kurz Blick, den sie Sarah zuwirft, beunruhigt mich. "Okay. Danke", quietscht Sarah und zieht mich mit sich. Wir gehen an der Treppe vorbei und folgen einem schmalen Gang dahinter. Am Ende des Ganges bleiben wir stehen und Sarah öffnet eine große Tür. Als wir den Raum betreten, verschlägt es mir die Sprache.

Bücherregale stehen an den Wänden und mitten im Raum. Sie sind so groß, das ich die oberen Bücher nur mit einer Leiter erreichen kann. Ich sehe auch sofort die Sitzecke und den Karmin. Von der Tür aus kann man alles sehr gut einsehen. Die Bücherregale sind so im Raum verteilt, dass man auch in jeden Gang schauen kann. So ganz verstehe ich die Aufteilung nicht. Sie ist auch eher ungewöhnlich, aber es wird seine Gründe haben. Sarah reißt mich aus meinen Gedanken. "Ich sehe, hier gefällt es dir", sie lächelt dabei ihr strahlendes Lächeln. "Was liest du denn gerne?" Ich überlege kurz. "Eigentlich lese ich alles. Als letztes habe ich viele Krimis und Thriller gelesen. Aber ich hätte mal wieder Lust auf etwas lustiges", eröffne ich und ihr strahlen wird stärker. "Habe ich da gerade was von lustig gehört?" Lisa taucht hinter uns auf und lächelt. Ich nick zur Bestätigung und werde prompt an der Hand in einen der Gänge gezogen.

"Übrigens sind die Männer erst in zwei Tagen wieder da. Das heißt, wir haben sehr viel Zeit für uns. Wir könnten uns zu dritt im Wohnzimmer einnisten. So ist keine allein" lässt Lisa ganz beiläufig fallen. Ich bleibe abrupt stehen und sehe sie entgeistert an. Zwei Tage ohne Blake. Vielleicht bekomme ich ja die Chance herauszufinden was im Keller ist. "Wusstet ihr davon?" Beide sehen verlegen zu Boden. "Ja", flüstert Sarah. "Blake wollte es dir nicht sagen, weil er dachte du würdest das nicht so gut aufnehmen", fügt Lisa hinzu. So ganz falsch war das ja nicht. Ich werde einfach versuchen, das Beste daraus zu machen. Und Blake, wenn er wieder da ist, dafür die Leviten lesen.