Kapitel 70

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Er setzt mich bei der Couch ab, hält mich fest. Die Anderen sind uns gefolgt. Lisa sitzt wieder bei Mike auf der einen und Sarah bei Stefan auf der anderen Couch. Blake und ich sitzen auf der Dritten. Also eigentlich sitzt nur er auf der Couch, denn ich habe meinen Platz  auf seinem Schoß gefunden, mit dem Rücken zu ihm. So kann ich die Anderen wenigstens noch sehen.

Sarah und Lisa beobachten uns lächelnd, während Mike und Stefan breit grinsen. Ich weiß nicht, was mit ihnen los ist, aber sie scheinen sich wirklich zu freuen. Kindlich, wie ich gerade bin, wende ich mich an Stefan. "Lacht ihr mich aus?" Dabei ziehe ich einen Schmollmund und mache große Kulleraugen. Okay, langsam finde selbst ich diese Stimme süß. Hätte mir früher einmal jemand gesagt, das ich wieder ein kleines Kind werde, hätte ich die Person für verrückt erklärt.

Nun kichern die beiden Mädchen, doch auf Stefans Gesicht macht sich Empörung breit. "Nein Kitten, wir lachen dich nicht aus. Es ist nur so niedlich, wie du dich um Mister Bun kümmerst und dein Daddy sich um dich." Ich lege den Kopf schief. Sollte ich Blake wirklich als meinen 'Daddy' sehen? Ich weiß ja nicht. Irgendwie sträubt es sich ganz leicht in mir, ihn damit anzusprechen.

Mein Griff um den Hasen wird fester, was auch Blake nicht entgeht. Sanft streichelt er über meine Hände, scheint den kleinen Kampf in mir zu spüren und zu wissen worum es geht. "Du musst mich nicht so nennen Kleines. Du kannst auch einfach nur bei Blake bleiben." Skeptisch mustere ich mein Plüschtier. Es würde ihn sicher glücklich machen, wenn ich ihn so nennen würde. Ich überlege. Fühlt es sich für mich so an, als wäre er mein Daddy? Könnte ich mir damit wieder mehr Freiheit erkaufen? Wahrscheinlich nicht. Jetzt wo ich mich wie ein kleines Kind verhalte, wird er mich eh nicht unbeaufsichtigt lassen.

Ich komme zu keinem Ergebnis und seufze resigniert auf. "Ja, wahrscheinlich hast du recht Mister Bun" gebe ich nach einem Moment der Stille von mir. Das dürfte die Anspannung etwas mildern und tatsächlich lockert sich auch mein Griff um das Plüschtier und die Spannung im Raum etwas auf.

"Was hat er denn gesagt?" fragt Sarah. Ich schaue zu ihr und sie sieht mit großen Augen von dem Hasen zu mir. Ich lächle. "Er meinte, ich soll nichts überstürzen und abwarten, was kommt. Wenn es soweit ist, dann ist es soweit." antworte ich ihr. Mike nickt verständnisvoll. "Mister Bun ist sehr klug." Ich lache mit einer glockenhellen Stimme. "Ja und er hat auch gesagt, das er immer auf mich aufpassen wird, egal was kommt." Zufrieden nicke ich zur Bestätigung meiner Worte.

Blakes Hände gleiten von meinen zu meinem Bauch. Dort verschränkt er seine Hände in einander und zieht mich etwas fester an sich. Seine Stimme ist etwas gedämpft, da er seine Lippen in meine Haare drückt. "Das ist gut. Dann muss ich mir keine Sorgen machen, sollte ich einmal nicht da sein um dich zu beschützen." Ich höre das Lächeln aus seiner Stimme. Er wirkt wirklich wie ausgewechselt. Vielleicht hatte nicht nur ich einen Wesenswechsel?

Nach wie vor ist es mir ein Rätsel, wie das passieren konnte. Doch wenn ich genauer darüber nachdenke, ist es vielleicht auch eine Schutzreaktion meines Bewusstseins. Ich meine, Blake hat mir alles genommen und nach dem Albtraum, war ich auf einmal so anders. Ich fühle mich anders. Ich verhalte mich anders. Selbst meine Stimme ist anders. Das alles passt so gar nicht zu mir, dennoch fühlt es sich richtig an. Als wäre ich angekommen. Als wäre ich nun endlich die, die ich wirklich bin.

Ich gähne einmal herzhaft. "Bist du müde Kleines?" fragt Blake mich sanft. Vorsichtig streicht er mir eine Locke aus dem Gesicht. Ich nicke. Er steht auf während Mike ihm ein Kissen reicht und Lisa kommt mit einer flauschigen Decke auf mich zu. "Dann schlaf ein bisschen. Mister Bun wird dich beschützen", flüstert er mir zu. Vorsichtig legt er mich hin, sodass mein Kopf auf dem Kissen landet. Ich drücke den Hasen an meine Brust. Er nimmt Lisa die Decke ab und deckt mich vorsichtig zu. Blake gibt mir noch einen sanften Kuss auf die Stirn, streicht einmal vorsichtig über meinen Kopf. "Schlaf gut Prinzessin" flüstert er mir ins Ohr.

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