Die Küche liegt genau gegenüber vom Wohnbereich. Sie ist groß und modern eingerichtet. Die Wände strahlen weiß, während die Möbel und Geräte in einem funkelnden schwarz erstrahlen. Noch immer in Gedanken, merke ich nicht, wie ich von Lisa auf einen Stuhl an der Theke zwischen ihr und Sarah gezogen werde. Ich bemühe mich Stefan nicht anzustarren. Wirklich. Doch es fällt mir so unendlich schwer. Jeder merkt es, doch keiner sagt etwas dazu. Blake beobachtet mich aus wachsamen Augen. Lisa, Sarah und Mike versuchen sich auf ihr Essen zu konzentrieren. Und Stefan? Stefan versucht es mir leichter zu machen. Ab und zu sieht er zu mir, lächelt mich leicht an, bevor er sich wieder seinem Essen und Sarah widmet. Er versucht es mir die Angst und Panik zu nehmen. Mir zu beweisen, dass er nicht wie ER ist. Und ich glaube ihm das auch. Doch sein Aussehen, sein Aussehen löst zu viel in mir aus. Permanent blitzen Bilder von IHM vor meinem inneren Auge auf. Bilder, wie er mich foltert. Bilder, wie er mich vergewaltigt. Bilder, wie er mich mit wutverzerrtem Gesicht anschaut, weil ich nicht reagiere. Ich weiß nicht, wie lange das so geht, vermutlich nicht all zu lange.
Plötzlich habe ich das Gefühl kaum noch Luft zu bekommen. Die Bilder von meinem inneren Auge werden schneller und deutlicher. Es fällt mir schwer, zwischen den Bildern und der Realität zu unterscheiden. Auch die anderen scheinen zu bemerken, dass meine Anspannung mit Sekunde um Sekunde wieder steigt und blicken zu mir. Ich halte das nicht mehr aus, ich muss hier weg. Wie von der Tarantel gestochen springe ich auf und stürme in mein Zimmer. Ich mache schnell die Tür zu und schließe, wie aus einem Reflex, ab. Panisch verkrieche ich mich in eine Ecke des Zimmers und kauere mich dort auf dem Boden zusammen. Ich weine und schluchze. Das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, wird immer stärker. Von Panik ergriffen, versuche ich krampfhaft Luft in meine Lungen zu bekommen, doch es wirkt, als wollte meine Lunge dies gar nicht.
Kurze Zeit später höre ich mehrere Schritte auf dem Flur. Jemand versucht die Tür zu öffnen, doch nicht mit Gewalt. Auf dem Flur wird etwas gemurmelt dann entfernen sich die Schritte. Die Tür ein Zimmer weiter geht auf, kurz danach die Verbindungstür zwischen Blakes Zimmer und meinem. Ich sehe den jungen Mann, durch einen Tränenschleier verschwommen, eintreten. Er schaut sich im Zimmer um und sucht nach der Quelle für das schluchzende Geräusch. Als er mich in der Ecke entdeckt, kommt er mit schnellen Schritten auf mich zu. Langsam geht er vor mir in die Hocke. Mit bedachten Bewegungen streckt er seinen Arm in meine Richtung, um mir seine Hand zu reichen, doch er berührt mich nicht. Er lässt mir die Wahl.
Die Tränen, die nicht aufhören wollen, strömen unaufhaltbar aus meinen Augen über meine Wangen. Sie sammeln sich unter meinem Kinn und tropfen auf den Boden. Ich greife nicht nach seiner Hand, nein. Ich zögere, doch dann werfe ich mich auf ihn. Schlinge meine Arme um seinen Nacken, vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge und presse mich eng an ihn. Langsam hebt er seine Arme, umschließt mich mit dem einen und streicht mit dem anderen beruhigend über meinen Rücken. "Es tut mir leid Kleines. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass es so zu diesem Thema kommen würde." Er spricht leise mit mir. Will mich nicht verschrecken. Vorsichtig steht er auf, ohne mich loszulassen. Ich klammere mich noch enger an ihn, doch mein Schluchzen wird weniger. "Ihr habt damit gerechnet?" Brüchig bringe ich diese Frage an seine Schulter nuschelnd über meine Lippen. Ich spüre sein Nicken. "Eigentlich haben wir damit gerechnet, dass du wegrennst, sobald du ihn siehst. Das die Bilder und Erinnerungen dich viel eher heimsuchen."
Er setzt sich hin, ich vermute aufs Bett, mit mir auf seinem Schoß. Seine Hand, die meinen Rücken gestreichelt hat, legt er an meinen Hinterkopf und drückte ihn fester an seinen Hals. Er senkt langsam seinen Kopf, platziert seine Lippen nahe an meinem Ohr. Sacht streicht er mit ihnen mein Ohrläppchen und meine Ohrmuschel. Sanft und dennoch bestimmend haucht er mir ins Ohr.
"Kitten, er ist tot. Und niemand wird dir je wieder etwas gegen deinen Willen tun. Das verspreche ich dir."
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Kitten
Random"Der erste Peitschenhieb landet auf meinem Rücken, doch ich gebe nicht einen Ton von mir. Das tue ich nie." Sie wird entführt, gefoltert und eingesperrt. Doch gebrochen hat man sie bisher nicht. Sie wird nur von einem Willen getrieben: überleben - u...