Kapitel 39

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Kurze Zeit später sind wir versorgt mit Schokolade, Eis, Tee und ich habe noch eine Wärmflasche. Wenn man bedenkt, wie brutal Blake noch vor ein paar Stunden war, ist es kaum zu glauben, wie er sich jetzt verhält. Er scheint sich wirklich Sorgen zu machen. Auch wurden mir Schmerzmittel angeboten, die habe ich aber abgelehnt. Ich ziehe es vor die Schmerzen auszusitzen. Warum auch immer. 

Die Männer kommen immer wieder rein und schauen nach uns. Als ob wir uns jeden Moment gegenseitig umbringen würden, während sie Vorbereitungen treffen. Bei dem Gedanken schüttle ich belustigt den Kopf. "So", ertönt Mikes Stimme hinter uns. "Und was schauen wir zuerst?" Wir schauen uns alle sechs fragend an. "Wie wäre es mit Disneyfilmen?", schlage ich vor. Sofort ertönt ein erfreutes Quietschen neben mir. Ja, Sarah passt definitiv in die kindliche Rolle. Lisa und ich sehen uns schmunzelnd an. "Aber dann ist immer noch die Frage: Mit welchem Film fangen wir an?", erwidert Stefan darauf. Wieder herrscht kurzes Schweigen. Die tiefe Stimme von Blake reißt mich aus meinen Überlegungen. "Wie wäre es mit Alice im Wunderland?" Mein Kopf schnellt zu ihm. Diese Bewegung ist schmerzhaft, deswegen verziehe ich auch leicht das Gesicht. Doch keine Sekunde später habe ich ein breites Grinsen auf den Lippen und meine Augen funkeln wahrscheinlich. Er beobachtet mich und lächelt, als er meinen Blick sieht. "Dann haben wir zumindest einen Anfang", kichert Lisa.

Natürlich haben alle meine Reaktion bemerkt. Ich liebe diesen Film. Aber nur die Zeichentrickversion. So oft habe ich mir schon vorgestellt, an ihrer Stelle zu sein und diese kleinen Abenteuer zu erleben. Mike schaltet den Film ein und setzt sich mit den anderen beiden auf eines der anderen Sofas. Die Mädchen benutzen mich als Kopfkissen, allerdings sehr vorsichtig und mit Bedacht aufgrund der Wunden und Schmerzen. Nebenbei halten wir Händchen.

Irgendwie ist die ganze Situation absurd. Aber ich habe mich selten so wohl gefühlt, glaube ich zumindest. Und ich genieße den Augenblick. Es dauert auch nicht lange und wir drei sind völlig gebannt von dem Film. Nur am Rand nehme ich wahr, wie die Männer uns beobachten und leise reden. Als der Abspann anfängt, schauen wir drei uns kurz an. "Disney-Marathon", rufen wir gleichzeitig und brechen in schallendes Gelächter aus. Wir beginnen wild durcheinander zu reden und zählen die Filme auf, die wir unbedingt sehen wollen.

"Mädchen!", ruft Stefan. Wir verstummen schlagartig und schauen zu ihm. "Langsam. Immer eins nach dem anderen", gibt nun Mike von sich. Blake sitzt zurückgelehnt auf dem Sofa und beobachtet uns amüsiert. Sein Blick landet auf mir. Ich vergesse, dass wir gerade in einer Filmdebatte sind. Mir stockt kurz der Atem als seine Augen meinen Blick fangen. Langsam setzte er sich auf, beugt sich nach vorn, sodass er seine Unterarme auf seine Oberschenkel abstützen kann. "Die Schöne und das Biest?", er sieht mich fragend an, ich nicke nur, traue meiner Stimme mal wieder nicht. Ich weiß nicht warum, aber sein Anblick fesselt mich gerade zu sehr. "Denk an deinen Tee Kitten", holt er mich zurück in die Realität. Oh stimmt. Ich wende meinen Blick von ihm ab und nehme die Tasse, die Lisa mir reicht entgegen. "Danke", nuschle ich und trinke einen Schluck.

Ich weiß nicht, ob die anderen das gerade mitbekommen haben, aber es ist mir auch egal. Dieser Mann gehört eh mir. Der Tee hat mittlerweile eine gute Temperatur und ich trinke ihn aus. Ich liebe Rosentee. Woher er das nur weiß? Lisa stellt die Tasse wieder ab. Wir lehnen uns zurück und ich wage keinen weiteren Blick zu Blake. Ich werde wieder von den Mädels beschlagnahmt und der Film startet.

Irgendwann in der Mitte merke ich, wie meine Augen schwer werden. Kurze Zeit später bin ich eingeschlafen.

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