Kapitel 5

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Wir beide standen uns gegenüber. Beide bereit zum Angriff und dennoch sind wir zurückhaltend. Ein rufen aus der Ecke lenkte mich ab und somit hatte er die Chance mir einen linken Haken zu geben. Ich schaute zu ihm und lächelte. Dann hob ich meine Hand rieb an meine Kinn und sprach.

"Nicht schlecht."

"Nicht reden, kämpfen."

Kam es jetzt vom Trainer und der Junge lief wieder einen Schritt auf mich zu und hatte meine Nase im Visier. Doch bevor er zu einem Schlag ausholen kann, duckte ich mich und er schlug gegen die Luft. Ich hob meine Oberkörper wieder an und sah, dass seine Deckung gefallen war. Ich holte aus und traf ihn jeweils links und rechts. Er hob die Hände und machte somit seinen Bauch zum Angriffsziel. Ich schlug einmal in die Gegend seiner Rippen und dann mit einem Haken von unten gegen sein Kinn. Er kam ins torkeln und fiel. Nicht umsonst nennt man das Kinn beim Boxen auch Glaskinn. Er versuchte aufzustehen, doch ihm fehlt die Kraft. Die vor kurzem noch grölenden Jungs um uns herum sind so leise geworden, dass ich meinen Atem höre, als würde ein Elefant gerade 100 Meter gesprintet sein. Ich bekam meine Atmung in den Griff und schaute zum Trainer. Er kratzte sich nur nachdenklich am Kinn. Was ist bloß los mit ihm.

"Shit ist die geil."

Brach jetzt einer die Stille und die anderen stimmten ihm zu. Ich lief auf meinen Gegner zu und hockte mich hin.
Er ist immer noch leicht angeschlagen, deshalb erhob ich mich und hielt ihm meine Hand hin. Er zögerte etwas, doch ergriff sie. Er stand jetzt wieder, zwar immer noch etwas benommen aber immerhin stand er.

"Wer und was bist du?"

Kam es wie aus der Pistole geschossen. Diese Frage hat noch nie jemand so, wie soll ich sagen, direkt gefragt. Ich bekam immer nur ein wer bist du, aber das was bist du, ist mir neu.

"Ich bin die Person, die du nie als Feind und nie als Freund haben willst."

Damit ließ ich ihn verwirrt stehen und verließ den Ring und lief zur Umkleide. Ich nahm mir mein Handtuch und wischte den Schweiß von meinem Körper.

"Bei wem hast du gelernt zu kämpfen?"

Ich drehte mich ruckartig um und sah David.

"Wüsste nicht, was dich das zu interessieren hat."

"Ich frage, weil du kämpfst, wie ein alter Freund von mir mal gekämpft hat. Die Techniken den Gegner zu verwirren, seine Schwächen binnen von Sekunden herauszufinden. Ich kannte nur einen, der es so gut konnte wie du."

"Wie hieß er."

"Alle nannten ihn big joe, doch er heißt Joey Black."

Ich weitete meine Augen und schaute ihn ungläubig an. Niemand kannte seinen richtigen Namen. Niemand kannte ihn, doch scheinbar war ich nicht die einzige, die ihn gut kannte.

"Joe war mein Trainer, ja."

"Lebt, lebt er noch?"

Fragte der etwas ältere Mann vor mir und schluckte. Er hatte wirklich Angst, dass ihm was passiert, denn sein Gestotter verrät ihn. Ich nickte nur knapp und packte meine Anziehsachen in die Trainingstasche. Mit Short und top wollte ich die umkleide verlassen, doch er hielt mich auf.

"Woher kennst du ihn?"

Ich schüttelte nur meinen Kopf und er verstand, dass ich nicht darüber reden will. Ich ließ meinen Arm los und ich lief wieder in die große Halle. Laute Diskussionen waren zu hören.

"Sie hat dich eiskalt fertig gemacht."

"Ich war nicht bereit."

"Du hast ihr als erste eine verpasst."

"Aber der war locker. Ich wusste nicht, wie hart ich zu schlagen soll. Sie ist schließlich ein Mädchen."

Ich ergriff das Wort und antwortete.

"Vergleiche niemals Größe mit Schwäche. Denn die Stärke liegt nicht im Körper sondern im Kopf. Du solltest deine Deckung besser trainieren. Denn sobald du ausholst und zu schlägst senkst du deine Schlaghand. Die Führhand jedoch bleibt wo sie ist, so hast du eine Lücke auf deiner rechten Gesichtshälfte."

Er schaute mich etwas skeptisch an. Doch dann kam David und legte eine Hand auf meine Schulter. Reflexartig drehte ich mich und wollte ihn gerade packen, aber hielt mich zurück, als ich sein Gesicht sah.

"Sie hat recht Jungs. Ich vermute mal, wir haben ein neues Mitglied. Nur wenn du auch wirklich willst."

Ich nickte knapp und. Verabschiedete mich von den Jungs und von David. Mein Gegner kam aber angerannt, als ich die Halle verlassen wollte.

"Wo hast du gelernt so zu kämpfen und woher weißt du so viel?"

"Das ist doch egal wo und woher. Ich finde es halt wichtig, dass Mädchen sich verteidigen können."

"Ich bin übrigens Dyan."

"Scar."

Er nickte nur, übergab mir mein Messer, was noch vor kurzem an der Pinnwand hang und sagte bevor er wieder rein ging.

"Ich hoffe wir können das bald mal wiederholen."

Ich nickte lächelnd und setzte mir meine Sonnenbrille auf. Mit meinem bike fuhr ich die dunklen Straßen von L.A. Entlang. Ich parkte mein Baby auf dem Parkplatz und schloss die Tür fürs Gebäude auf. Ich drückte den Fahrstuhl Knopf und wartete. Der braucht mal wieder 100 Jahre. Als das pling Geräusch erklang, stieg ich ein und fuhr in mein Stockwerk. Mit dem Schlüssel aus meiner Trainingstasche schloss ich die Tür auf und vor mir stand ein aufgebrachter Jonas.

"Scheisse Scar, warum schreibst du mir nicht?"

"Was ist denn los?"

"Was los ist? Du kamst von der Schule, nur deine Schultasche liegt auf den Boden. Ich warte 4 Stunden und du meldest dich nicht. Man ich dachte SIE haben dich. Scheisse ich hab mir solche Sorgen gemacht."

Er kam auf mich zu und umarmte mich. Seitdem Vorfall vor 8 Jahren ist mein Bruder ziemlich überfürsorglich. Ich meine ja, damals war ich ein kleines unschuldiges Mädchen, doch mittlerweile sollte er doch bemerkt haben, dass ich ganz gut auch allein klarkomme.

"Ich bin ja hier. Und mir wird so schnell nichts passieren. Diese ganze Geschichte vor 8 Jahren hatte auch was Gutes. Ich kann mich verteidigen und das weißt du."

"Ja, aber dieses Risiko will ich nunmal nicht eingehen."

"Okay. Das nächste Mal schreibe ich dir."

Er ließ meine Schultern los und ich lief in die Küche. Ich aß etwas und dann ab unter die Dusche.
In meinem Zimmer zog ich mir dann Shorts und top an und kuschelte mich in eine Decke. Ich zückte mein Handy und schaute auf mein Bildschirm. Verdammte Scheisse, 30 Anrufe in Abwesenheit und 300 Nachrichten und das alle von Jonas. Er machte sich also wirklich Sorgen. Mit einem Lächeln im Gesicht schlief ich dann auch relativ schnell ein.
...
Ich hoffe es hat euch gefallen.
Liebe grüsse Susan

Good, Badgirl!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt