Kapitel 29

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Jolins P.O.V.

Zwei Monate später

"Raus aus den Federn!"

Das laute und bestimmte Schreien von Taison ließ mich zusammen zucken und aus dem Bett fliegen. Mein Oberkörper schnellt nach oben meine Beine, wie von selbst, legen sich auf die Bettkante und mit einem Ruck stand ich Kerzen gerade vor meinem Mentor.
Dies ist schon zur Routine geworden.

"Fertig machen und antreten."

"Ja Sir."

Er nickte mir zu und ich beeilte mich mit dem umziehen. Schnell eine Shorts und ein top und los geht es. Mit eiligen Schritten lief ich in den Raum, in dem nichts war und wartete auf Taison.

"Heute laufen wir 30 Minuten und dazu kommen noch 10 Liegestützen. Danach gehst du in den Waffenraum. Scar wartet da schon auf dich."

"Ja Sir."

"Ab jetzt."

Langsam ließ ich meine Beine über den Betonboden fliegen. Meine Ausdauer hat sich in den letzten Monaten ziemlich verbessert, sodass eine halbe Stunde für mich keine große Anstrengung mehr war. Ich schaffte es sogar schon 10 Minuten durch zu sprinten. Das wird mir bei dem bevorstehenden Kampf nämlich ziemlich nützlich werden. Eine Frage jedoch schwirrt mir seit meiner Ankunft im Kopf umher. Wie sollen es sechs Männer und drei Frauen mit einer Gang von über hundert Leuten aufnehmen? Mike hat viele Kontakte geknüpft und ist vermutlich auf jeden unserer Angriffe vorberietet. Doch ich habe Vertrauen in Scar und auch in das, was sie tut. Wie es wohl Jonas geht? Ich glaube es ist alles andere als leicht, sich so eine lange Zeit von seinem Bruder zu trennen. Jeder hat doch eine gewisse Person, an die er sich festhalten kann. ich hatte eine sehr lange Zeit niemanden. Alles an das ich mich jemals festgehalten hatte oder Vertrauen hatte, ließ mich allein oder hintergang mich. Ich war nie ein Mädchen, dass das Leben genossen hat. Wie denn auch, wenn man auf Beton schläft und nur alle zwei Tage ein Stück Brot und Wasser bekam. Ich fragte mich immer, wie Mike auf mich kam. Wenn man jemanden entführt, muss man doch sicher sein, dass die Familie etwas zu bieten hatte. Doch meine Eltern sind gestorben und so weit ich weiß, hatte ich keine Geschwister. Ich lebte ein Leben, dass ich niemandem wünschen würde. Höllenqualen, Misshandlungen und andere schlimme Dinge wurden mir zugefügt. Doch ich kann froh sei , dass Mike mich nicht den gierigen Männern ausgeliefert hatte. Durch diese Erfahrung, bin ich Scar um so dankbarer, dass sie mich gefunden und aufgenommen hatte. Ich war froh hier zu sein. Ich bin nicht in eine Schule gegangen, hatte nie so wirklich Freunde, doch ich habe hier meine eigene kleine Familie.

"Jetzt mach die Liegestützen."

Ich stoppte, beim nachdenken verliere ich andauernd jegliches Zeitgefühl, was mir das Rennen etwas vereinfacht. Ich atmete wieder regelmäßig und ging in die Liegestützposition. Leider durfte ich nicht selber zählen, was mir das ganze etwas erschwert.
Ich fing an und die ersten sieben verliefen reibungslos. Doch so langsam fingen meine Arme an, unter mir zu zittern, doch das war für mich kein Anzeichen aufzuhören. Als ich den zehnten machte, ließ ich mich auf meinen Bauch fallen und pustete die ganze Luft raus.

"Gut, Scar erwartet doch schon im Waffenraum."

"Verstanden."

Damit erhob ich mich und lief aus dem Raum. Meine Arme fühlen sich an wie Wackelpudding und meine Hände zittern noch von der ganzen Anstrengung im Raum. Ich öffnete die Tür zu dem Waffenraum und erblicke Scar, die da schon stand.

"Fangen wir gleich an. Und konzentrier dich. Nutze deine Wut, doch lass sie nicht die Kontrolle über deinen Körper gewinnen."

Ich über das Messer werfen schon seit zwei Monaten und bis jetzt hat sich noch nichts an meiner Leistung geändert. Doch Scar meinte, dass ich besser gewordene bin und sie wusste, dass ich das kann.
Ich nickte ihr zu und schnappte mir die beiden Messer. Dann stellte ich mich wieder hin und fing an, alle Schritte durchzugehen, ehe ich das erste Messer warf. Wie sonst auch, prallte es am Holz ab und fiel zu Boden.

"Mach weiter und gib nicht auf. Du schaffst das, ich weiß das."

Dieser eine Satz von Scar ermutigte mich weiter zu machen. Doch das zweite fiel auch zu Boden und mit eiligen Schritten hob ich diese auf und warf wieder.

"Nutze deine Wut."

Ich dachte nach und stellte mir vor, dass das vor mir Mike wäre. Mit all meiner Kraft warf ich es und es blieb im Holz stecken. Zwar nicht da, wo ich es haben wollte, aber es funktionierte.

"Jetzt wirf so weiter. Ich will, dass du es hinbekommst, dass die Messer stecken bleiben. Das zielen kann man später noch lernen."

Damit verließ sie den Raum und ich machte weiter. Zu meiner Verwunderung blieben auch die anderen zehn Würfe stecken und so langsam fing ich an vor mich hin zu grinsen. Okay, jetzt aber zum Zielen. Ich wollte den Kopf treffen und hob dem entsprechend auch die Hand. Dann warf ich und tatsächlich, ich traf. Ich versuchte es mit mehreren Würfen mit verschiedenen Zielen und jeder blieb hängen. Das zwei monatige Training und die vielen Fehlwürfe die ich hatte, schienen sich bezahlt zu machen. Scar trat in den Raum und bedachte mich mit skeptischen Blicken.

"In den Kopf."

Ich wusste, was sie wollte und warf. Wie auch die letzten Würfe, traf ich auch hier wieder.

"Linke Brustseite."

Ich warf und traf wieder. Ein leichtes zucken ihrer Mundwinkel machte mir mut. Sie war stolz, das wusste ich, auch wenn sie es nicht zeigen wollte.

"Sehr gut. Komm mit, ich hab da was für dich."

Skeptisch Blicke ich ihr hinterher. Sie drehte sich um und ihr Blick sagte schon alles. Langsam und mit etwas Angst lief ich ihr hinter her. Ich wusste nicht wohin sie geht, der Gang schien mir neu.

"Wohin gehen wir."

Sie antwortete nicht, sondern lief einfach weiter. Dieses unterirdische System ist einzigartig. So muss sich wohl ein Maulwurf fühlen. Ich meine aus jeder Ecke erstreckt sich ein langer dunkler Gang. Nur kleine Neonröhren spendeten spärlich Licht. Scar blieb vor einer riesigen Tür stehen. Sie öffnete diese mit einem Schlüssel und trat ein. Zunächst dachte ich, dass dies hier ein Folterraum wäre, denn hier roch es nach Verwesung und Blut. Der metallische Geruch erfüllt den ganzen Raum und mischt sich mit dem Geruch von verfaultem Fleisch. Automatisch hielt ich mir die Nase zu und lief weiter in den Raum. Vor uns baute sich ein riesiger Schrank auf, mit mehreren Schubladen.

"Zeig auf eine."

Ich wusste nicht, was sich dahinter befindete, doch mein Gefühl sagte mir, dass es nichts spaßiges sein wird.

"Die dritte von Links."

Sie nickte und schob die Schublade auf. Ich hielt mir die Hand vor dem Mund, als ich die Leiche vor mir sah.

"Heute wird seziert."
...
Hey Leute, ich hoffe es hat euch gefallen. Ich wollte mich nochmal bei allen bedanken, die diese Geschichte lesen, Voten und kommentieren. ❤️
Liebe grüsse Susan

Good, Badgirl!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt