Scars P.O.V.
Ich atmete tief durch. Schloss meine Augen und konzentriere mich auf meinen Herzschlag. Ich musste mich entscheiden, ich habe mich entschieden. Doch kein einziges Wort wollte über meine Lippen gehen. Die Wörter hielten sich krampfhaft an meiner Zunge fest. Meine Stimmbänder waren, wie aus Metall. Unbewegbar. Schweiß rann mir über die Stirn. Meine Hände wurden zittrig und nass. Ich kaute nervös auf meiner Unterlippe rum. Ich schaute von meinen Füßen hoch zu Big Joe.
Er schaute auf die Uhr. Seinen Blick konnte ich nicht deuten, doch das ständige rumgetippe mit seinem Fuß, ließ mich daraus schließen, dass er ziemlich ungeduldig war."Ich hab nicht ewig Zeit Scar."
Ich hasste seinen stimme. Sie war damals die vertraute Melodie, die ich hören wollte, wenn es mir schlecht ging. Die mich meine Sorgen und Ängste vergessen ließ. Die mir Geborgenheit und ein mehr oder weniger angenehmes Leben gab. Bis zu dem Tag, an dem ich die Wahrheit über ihn erfuhr und mich befreite. Ich schaute zu Jolin. Ihr Blick und ihre Aufmerksamkeit galt dem Boden. Doch sie hörte aufmerksam zu. Ich nahm ihre kleine Hand und umklammerte diese. Ihr Kopf schnellte nach oben und ihre glasigen Augen stachen mich ab.
"Also nimmst du die kleine?"
Jolin sah mich an. Ihr Blick war nicht zu deuten. Langsam bewegte sich etwas in meiner Hand. Ihre Hand rutschte aus meiner. Ihre weiche Haut streichelt meine, bis nur noch kühle Luft kleine Küsse auf meiner Hand verteilte.
"Ich gehe freiwillig mit dir mit. Dafür musst du Scar und ihren Bruder für immer in Ruhe lassen."
Ich weiß, ich hätte es nicht sein dürfen, doch ich war erleichtert.
"Scar, bist du damit einverstanden?"
"Ja"
Ich kniete mich hin und nahm Jolin in den Arm.
"Pass auf dich auf kleine, vergiss bitte niemals wer Freund und wer Feind ist."
Sie nickte und krallte ihre kleinen Finger und den Saum meiner Jacke. Ihr Körper zitterte und Schluchzer sorgten für kleine Beben. Ich ließ von ihr ab und wischte ihr die Tränen weg. Ich war traurig, aber auch glücklich. Ich hatte meinen Bruder wieder und das war mir am wichtigsten. Ich hatte mich auch nicht für Jolin entschieden, sondern für meinen Bruder.
Ich Strich ihr mit meiner Hand übers Haar, bis Big Joes Leute, Jolin einfach mit zogen."Pass auf dich auf kleines und vergiss niemals, was ich dich gelehrt habe."
Sie jedoch beachtete mich nicht. Ihr Blick galt mir, doch sie schaute durch mich hindurch. Sie wird jetzt eine sehr schwere und anstrengende Zeit bei Big Joe haben. Ich denke aber trotzdem, dass sie es schaffen wird. Sie ist eine Kämpferin. Sie ist wie ich.
Ich lief auf Jonas zu und Schnitt ihm die Fesseln ab. Danach nahm ich ihn sachte hoch und stützte ihn. Die haben ihn ganz schön zugerichtet. Immer wieder entwichen ihm kleine Schmerzensgeräusche. Aber war auch verständlich. Niemand will von Big Joes Männern eine Tracht Prügel bekommen."Jetzt gehen wir nach Hause."
Mason Chad und Chace kamen durch die Tür und halfen mir mit Jonas. Ein letztes Mal drehte ich mich um und schaute in die so vertrauten Augen des kleinen Mädchens. Wenn man bedenkt, dass ich sie vor etwa einem Jahr in einer Gasse fand, in der man sie umbringen wollte und wie sie jetzt ist, muss ich mir selber auf die Schulter klopfen. Ich habe dem Mädchen alles beigebracht, was ich zu wissen scheine und irgendwann, ja irgendwann wird sie zurück kommen und dann kann ich von ihr lernen. Ich drehte mich wieder um und war gerade dabei die Tür zu schließen, als ich einen Schuss vernahm. Sofort zog ich meine Waffe heraus und schaute nach hinten. Weitere Schüsse waren zu hören und Schreie. Schmerzerfüllte Schreie füllen den Raum. Schüsse aus allen Richtungen und Blut. Überall Blut. Es kam mir vor, als würde alles in Zeitlupe vergehen. Mason, wie er meinen Arm zog und mich daraus holte. Wie er mich durchschüttelte und versuchte mich aus meiner Trance zu holen. Der Gang, der mir wie ein dunkler Tunnel ohne Licht vorkam. Der stechende Schmerz in meinem Kopf, der mir das denken erschwerte. Meine Füße fühlten sich schlapp und kraftlos an. Ich stolperte nur noch vor mich hin, aber in echt rennen wir. Wir rennen um unser Leben. Buchstäblich. Die einzigen Bilder, die ich vor meinen Augen wahrnahm, waren die Bilder aus dem Raum. Wie Jolin zielte und schoss. Wie die Kugel den Schädel von Big Joe spaltete und vermutlich in seinem Kopf stecken blieb. Wie sie sich nach links drehte und die anderen Männer ausschaltete. Wie Männer von rechts auf sie schossen. Und dann flog die Tür zu. Ich musste sie daraus holen, doch jetzt ist es zu spät. Ich hätte sie an die Hand nehmen und los laufen sollen. Stattdessen tauschte ich sie gegen meinen Bruder aus. Einen Mann, der jegliche Schmerzen verkraften könnte, aber sie war ein Kind. Sie war erst 10.
der Wagen fuhr vor. Wir stiegen ein und verließen diesen Ort. Einzig und allein dumpfe Schüsse, die aus den verschiedensten Waffen ertönten, hallten durch die stille und lautlose Nacht. Bäume zogen an uns vorbei, so verschwommen, dass man sie kaum erkannte. Die Straßen waren leergefegt, Laternen belichteten den engen Weg. Ich war am Ende. Ich schloss meine Augen und versuchte zu atmen. Ein Schwindelgefühl überkam mich. Meine Glieder wurden schwer, mein Atem flacher. Meine Kopfschmerzen unerträglich, doch das Adrenalin, dass durch meine Adern, wie Blut floss, hemmte diese Schmerzen. Ein keuchen entwich meiner Kehle und machte die anderen auf mich aufmerksam. Ich weiß nicht, was los ist, aber ich weiß, dass etwas nicht stimmte."Scar, bleib bei uns. Fahr in ein Krankenhaus."
Die Stimme kam gedämpft an. Meine Wahrnehmungen sind jetzt so eingeschränkt, dass ich mir keine Mühe mehr gab, etwas zu verstehen geschweige denn etwas zu fühlen. Das einzige was ich noch spürte, war dickflüssiges warmes Blut, dass aus meiner Bauchgegend auf meine zittrigen und verschwitzten Hände tropfte. Die Schwärze rannte mir hinterher, holte mich ein, packte mich und wickelte mich ein. Eingepackt in der Schwärze, die mich umgab, schlief ich. Ob es nur der tägliche Schlaf war, wage ich zu bezweifeln.
...
Hey Leute. Ich hoffe es hat euch gefallen.
Es tut mir so leid für die unregelmäßig Updates, aber ich verspreche euch es wieder gut zu machen :)
Liebe grüsse Susan
DU LIEST GERADE
Good, Badgirl!
RandomDas ist der erste Teil, der zweite Teil ist schon draussen! Auszug: "Komm her kleines. Hab keine Angst." Das kleine Mädchen vor mir schüttelte ihren Kopf und versteckte sich in der Dunkelheit. Die Laterne über mir spendet uns nur spärlich Licht. "Bi...