Kapitel 24

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Scar's p.o.v.

Ich lief hinter Jonas her, der meinen Koffer trug. Ich hatte Jolin an meiner Hand und in der anderen ihren Koffer. Wir müssen für eine lange Zeit untertauchen. Den Kontakt zu Jonas werde ich nicht halten dürfen. Sollten sie meinen Standort finden, so sind wir alle am Arsch. Wir standen nun an unserem Parkplatz und warteten auf die Jungs. Ich tippte nervös mit dem Fuß auf den Boden und kaute auf meiner Unterlippe rum.

"Scar, alles okay?"

Jonas' besorgte Stimme ließ mich noch nervöser werden. Was ist wenn sie ihn finden und dann foltern. Er weiß nicht wo ich steckte, so konnte er ihnen nichts erzählen. Sie werden denken er lügt und dann- ich will mir nicht mal annähernd ausmalen, was diese Schweine mit ihm machen würden. Ich ließ den Koffergriff los und nahm Jonas in den Arm.

"Versprich mir, dass du auf dich aufpasst großer Bruder."

Er strich mir zur Beruhigung über meinen Rücken und flüsterte mir ein leises "versprochen" zu. Wie vereinbart stand nach wenigen Minuten ein schwarzer Audi Q7 vor uns. Ich gab Jonas noch einen kleinen Kuss auf die Wange und nahm die Hand von Jolin. Jonas trug unsere Koffer in den Kofferraum und umarmte mich ein letztes Mal.

"Ich komme wieder."

"Das will ich hoffen."

Er drückte mich noch einmal fest, bevor er mich los ließ. Jolin wollte ihm die Hand geben, doch er zog sie in seine Arme.

"Es tut mir so leid."

Er flüsterte nur und ihm stiegen leichte Tränen in die Augen. Mein Bruder war schon immer etwas emotional, dass hat er von meiner Mum. Ich komme da eher mehr nach meinem Dad. Jolin schluchzte kurz auf, bevor sie sich von Jonas trennte. Er wischte sich eine aufkommende Träne aus dem Augenwinkel und lächelte leicht.

"Mir ist etwas ins Auge geflogen."

Ich schmunzelte, doch auch mir stiegen Tränen in die Augen. Seit meiner Entführung, ist es wieder das erste Mal, dass ich für eine längere Zeit von Jonas getrennt sein werde.

"Bis bald großer Bruder."

"Bis bald kleiner Engel."

Ich setze mich ins Auto und Jolin tat es mir gleich. Das Auto kam ins Rollen und fuhr die Straße entlang. Jonas stand da noch, bis er soweit entfernt war, dass ich ihn nicht mehr sehen konnte. Die Häuser und die Straßen zogen nur so an mir vorbei und ließen mich vollständig in meine Gedanken sinken. Ich war ehrlich, ich hatte Angst. Ich hatte Angst, dass Mike und seine Männer mir weh tun würden. Ich meinte psychisch. Meine größte Angst war es, jemand wichtigen zu verlieren. Zu ihnen zählen Jonas und mittlerweile auch Jolin. Ich wüsste nicht, wie ich mit einem Verlust der beiden umgehen sollte. Ich würde an der Leere, in meinem inneren, ersticken. Ich würde innerlich sterben. Ich wüsste nicht mehr, wo mir der Kopf steht, kurz gesagt, ich wäre aufgeschmissen, verloren. Dann könnte ich sagen, dass ich tatsächlich nichts mehr hatte, was mich an dieses Leben hier band. Ich würde Dinge tun, die ich ohne Schmerz und mit Verstand, nie getan hätte. Ich könnte nicht mehr leben, ich würde nicht mehr leben wollen. Ich würde mich einfach töten und der ganze Schmerz, der auf mich zukommen würde, hätte gar keine Zeit, sich in meinem inneren breit zu machen und so würde ich auch nie schwach werden. Doch auch, wie alle Gedanken zuvor, löschte ich diese auch, denn Keiner von uns wird sterben. Wir werden kämpfen und siegen, Blut wird vergießen, aber nie unser Blut. Wir werden uns gegenseitig den Rücken stärken. Jeder ist für jeden stark.
Wir fuhren nun durch einen langen Tunnel, bei dem wir auf der Hälfte des Weges abbiegen. Diese Abkürzung war so unsichtbar, dass man sie nicht sah, wenn man sie nicht kannte.

"Jetzt rechts."

Gab ich den Jungs die Anweisung, die einfach das taten, was sie sollten. Ich schaute zu Jolin, die ihre Augen alle zwei Sekunden zu lange zu hält und dann wieder vor Schock aufreißt. Sie versucht nämlich krampfhaft nicht einzuschlafen, doch der Sand vom Sandmann war wohl zu wirksam. So hatte es mir meine Mutter erklärt, wenn ich auf bleiben wollte, es aber doch nicht schaffte. Damals, als alles noch normal war, als ich wie jedes Kind in den Kindergarten ging und Spaß hatte. Wir waren eine glückliche Familie und heute, heute bin ich das Problemkind und sie wollen mich nicht mehr. Ich schade den Ruf unserer Familie und beschmutze den Namen der Firma. Solche Worte wurden mir in etwa, bei Streits an den Kopf geworfen. Ich sei eine Schande, die Worte meines Vaters, der mich als Engel und Prinzessin sah. Viele meinen, wenn einem etwas zustößt, seien es Überfälle oder Vergewaltigungen, sind die Eltern für einen da, doch so ist es nicht. Meine Eltern meinten mir, ich sei verschmutzt und kehrten mir, in der schlimmsten Zeit meines Lebens, den Rücken zu. Doch die interessieren mich nicht mehr, ich wollte nicht mehr an sie denken, deshalb bin ich hier. Und keine zwei Monate sind vergangen und schon steckte ich wieder in großen Schwierigkeiten. Wir fuhren den Waldweg entlang, da es schon ziemlich dunkel war, könnte man die Hand vor Augen nicht sehen, wären da nicht die Scheinwerfer des Autos vor uns. Wir blieben mitten im nirgendwo stehen und die Jungs stiegen aus. Ich rüttelte noch Jolin wach, die noch schlaftrunken durch die Gegend schaute, ehe sie wieder bei Sinnen war und wir beide stiegen dann gemeinsam ausstiegen.

"Woher kennt ihr diese Stelle?"

Sie schauten sich alle an und nickten sich gegenseitig zu. Dann ergriff Mason das Wort.

"Wir waren vorher in einer anderen Gang. Bei Big Joe, doch Mike hat uns erpresst, deshalb sind wir dann zu ihm gegangen. Wir mussten und Taison war ein guter Freund von uns."

Ich schaute die drei Jungs vor mir etwas ungläubig an. Big Joe hatte auch hier seine Gang. Wenn er mich wirklich suchen würde, dann hätte er mich bestimmt schon gefunden.
Ich nickte und tastete mit meinem Fuß den Boden ab. An einer Stelle, an der der Matsch und das Moos weicher waren, als der Rest des Bodens, griff ich rein und fand den metallischen Griff. Ich umklammerte diesen und zog die Tür mit einem starken Ruck nach oben. Ein dunkler und tiefer Gang erstreckte sich vor uns. Ich schaute zu den Jungs und kletterte die Leiter runter. Jetzt ist es soweit, hier würde ich ein ganzes Jahr verbringen müssen!
...
Ich hoffe es hat euch gefallen
Liebe grüsse Susan

Good, Badgirl!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt