Kapitel 15

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Ich rannte schon den ganzen Tag diese scheiss Treppen hoch und runter.
Die Möbel für Jolins Zimmer sind da und wir sind gerade dabei alles hoch zu schleppen. Da der Fahrstuhl aber zu klein ist, muss ich leider Gottes auch mit anpacken.

"Verdammte Scheisse, JONAS, komm hilf mir."

Er kam angerannt und nahm die andere Seite des Regals. Hätte ich doch einfach nur weiter geschlafen. Mit schnellen Schritten, die ich vorwärts machte und mit wackeligen Schritten, die Jonas rückwärts machen muss, stiegen wir diese scheiss Treppen hoch. Das runter laufen geht ja noch, aber hoch? Pure Hölle.

"Beeil dich, ich kann das nicht mehr halten."

"Die durchtrainierte Scar kriegt es nicht auf die Reihe einen Schrank in den 5. Stock hoch zu tragen, bedenke man die Hilfe des älteren Bruders."

"Ach halt die Klappe. Wir wissen beide, dass ich drei Mal so stark bin wie du. Ich mein du verlierst beim Armdrücken gegen ein Mädchen."

"Ach ja? Das sehe ich aber anders. Ich-"

"Halt einfach deine verf**kte Klappe und Lauf weiter oder ich schieb mit einem Ruck den Schrank nach vorne und sorge dafür, dass du nach hinten fällst und dir vermutlich eine Gehirnerschütterung einfängst."

"Du musst doch nicht gleich so aggressiv werden, man kann Probleme doch verbal lösen, kleine Schwester."

"Bei Idioten wie dir ist selbst die Sprache eines Kleinkindes zu anspruchsvoll."

"Ach schnuggi, wir wissen beide, dass ich einfach in allem besser bin."

Ich lachte laut auf und schob den Schrank etwas nach vorne. Mein Bruder kam ins Wanken und doch hielt sich dann.

"Spinnst du?"

"Kommt davon wenn man nicht hört, schnuggi!"

Er schnaubte nur und gemeinsam, naja anders wäre es ja total sinnlos, liefen wir auch die letzten Stufen hoch.
Mit einem lauten schnauben legten wir dieses Regal auf den Boden. Ich hechelte wie ein Hund und meinem Bruder schien es genauso zu gehen. Ich stellte mich wieder aufrecht hin und wollte gerade das nächste Teil hoch schleppen, als ich sah, dass wir schon alles hatten.

"Endlich."

Jonas nickte mir, mit einem erschöpften Gesichtsausdruck, zu. Wir schnappten uns wieder das Regal und brachten sie ins neue Zimmer von Jolin. Das Gute Heute ist, dass ich nicht mehr auf dieser scheiss Couch schlafen muss.
Wir brachten alles ins Zimmer und schoben und stellten es gut 100 mal um, bis wir die perfekten Plätze hatten.
In dem Zimmer gibt es ein Bett, einen Schrank, ein Regal und einen Schreibtisch.
Als wir alles dann wirklich fertig hatten, warfen wir uns auf die Couch und entspannten. Möbel-Schlepper haben ja so was von einen scheiss Beruf. Da werde ich Putzfrau, als jeden Tag Kilo schwere Schränke bis in den 5. Stock hochzutragen. Jolin kam ins Wohnzimmer mit 2 Flaschen Wasser und etwas zu essen. Ich könnte sie dafür abknutschen.

"Danke."

Sagten Jonas und ich gleichzeitig und tranken die Flasche mit einem Zug aus. Ich zerknüllte diese und warf sie dann auf den Tisch. Dann hievte ich meine. Eine auf den Tisch und verschränkte meine Arme über meinen Kopf. So ist das Leben doch schon viel schöner.

"Darf ich es sehen?"

"Kannst gucken gehen."

Ich machte eine Handbewegung, die meine Aussage nochmal unterstreicht und sie hopste fröhlich in ihr neues Zimmer. Keine 5 Minuten sind vergangen, als ihr euphorische Schreie aus ihrer Kehle entweichen. Ich musste lachen usb auch Jonas lachte. Sie kam auf uns zugewannt und sprang auf und rauf. Das erinnerte mich stark an früher.

Rückblende:

"Mami, ich will mein Geschenk jetzt haben."

"Warte doch noch ein bisschen, Papa ist bestimmt gleich da."

"Ich will aber nicht auf Papa es- Papa ist da Papa ist da."

Schrie ich total fröhlich und rannte zur Tür. Vor mir stand mein Vater mit einer riesen Schachtel, die in wunderschönem Geschenkpapier eingewickelt ist. Ich umklammerte sein Bein und grinste übers ganze Gesicht.

"Scar Schätzchen ich hab dich auch lieb, aber darf der Papa das Geschenk zu erst auf den Boden tun, der Karton ist ziemlich schwer."

Ich kicherte und ließ sein Hosenbein los. Als er sich endlich Schuhe und Jacke abgestreift hat, liefen wir zusammen mit dem Geschenk in Wohnzimmer.

"Endlich Schatz, die kleine ist durchgedreht."

"Darf ich es aufmachen?"

Beide nickten lachend und mein Daddy hat seinen Arm um die Schultern seiner Frau gelegt. Dieser Tag war einer der schönsten Tage in meinem Leben.

"Hey Dad."

Kam auch Jonas und in einen Kreis sitzend versuchte ich dieses scheiss Papiere los zu werden. Als ich es dann doch mit Gewalt versucht habe, ging es ratz fatz und ein Pinkes Fahrrad mit Stützrädern blinkte mir in Gesicht.
Ich schrie und sprang durch die Gegend und am Schluss auch auf meine Eltern. Den ganzen Abend verbrachten wir mal wieder seit langer Zeit zusammen.

Rückblende Ende.

Ja mein Leben war nicht nur eine Katastrophe, es gab auch schöne Momente, die mich nicht vergessen lassen, einmal ein Amt normales Kind gewesen zu sein. Doch diese Zeiten des rumhopsens sind vorbei, schon sehr lange.
Wir saßen zu dritt auf dem Sofa und quatschten und alberten rum. Wie so eine kleine Familie. Eine normale Familie. Für einen Moment hat man vergessen, dass man tötet, dass man ein Mentor für ein 9 jährigem Kind ist und man vergisst die Gegenwart und wird wieder in die vor, Vergangenheit katapultiert. Ein Leben vor all das. Cc schaute auf Jolin. Klein, kindlich, süß. Wie soll ich aus ihr eine Killermaschine machen? Wie soll so eine zierliche Person töten? Wie viel hält sie wirklich aus? Ich bin mir sicher, irgendwann wird alles zusammen brechen und ich müsste von vorne anfangen. Sie ist zu jung für all das. Niemand darf mit so jungen Jahren einer solchen Gefahren ausgesetzt werden. Sie wird gejagt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie herausfinden, dass ich sie haben. Dann werden sie alles mögliche tun, um mich und Jolin zu töten.
Doch wie schon gesagt, kampflos gebe ich nicht auf und Jolin auch nicht. Das ist unser Schicksal. Das Leben spielt mit eigenen Regeln, doch diese kannst du geschickt umgehen. Du musst dich damit abfinden, nicht immer das Glück auf deiner Seite zu sehen. Es ist nur eine Frage der Zeit , bis das Glück dich auch allein lässt. So wie es alle bald tun werden.
...
Ich hoffe es hat euch gefallen
Liebe grüsse Susan

Good, Badgirl!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt