Kapitel 11

9.5K 463 6
                                        

Nervendes piepen dröhnt in mein Ohr. Ich meine Augen auf und suchte nach der Quelle des verstörenden Tones. Als ich mein Handy fand, schaltete ich den Wecker aus und rieb mir die Augen. Ich schlug die dünne Decke von meinem Körper auf die Seite und ließ meine nackten Beine von der Kante der Couch baumeln. Langsam erhob ich mich und streckte mich ausgiebig. Diese scheiss Couch ist einfach zu unbequem. Nachdem alle meine Knochen geknackst haben, mache ich mich auf den Weg ins Bad. Dort machte ich meine morgendliche Routine und lief dann in mein Zimmer. Jolin schläft tief und fest, doch sie hat einen unruhigen Schlaf. Sie windet sich jede Minute mindestens einmal und murmelt etwas vor sich hin. Ich schnappte mir eine Jeans und einen Pulli und lief dann raus aus dem Zimmer. Ich will sie ja nicht wecken. Fertig gestylt gehe ich in die Küche und schnappte mir einen Apfel.

"Morgen Bruderherz."

"Morgen."

Murmelt er schlecht gelaunt.

"Nicht gut geschlafen?"

Er schüttelte den Kopf und gähnte herzhaft. Doch eine Sache fällt mir am meisten auf.

"Du bist noch nicht angezogen."

"Hab mir frei genommen."

Ich nickte und wollte mir gerade meine Schuhe anziehen, als mir was wichtiges einfällt.

"Jonas, kannst du auf Jolin aufpassen, also einfach dafür sorgen, dass sie das Haus nicht verlässt. Solange sie sich nicht wehren kann, ist sie draußen nicht sicher. Und du hast auch nicht gerade Erfahrung mit Kampf-Technik, geschweige denn Waffen."

"Ja kann ich machen. Übrigens kommen Jessica und Lola morgen."

Das ist meine Tante und ihre kleine Tochter.

"Scheisse. Was soll ich ihnen sagen wegen Jolin?"

"Sie ist die kleine Schwester von deiner Freundin, die übers Wochenende zu ihrer Großmutter gefahren ist."

"Du bist ein Genie."

Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange und setzte mir meine Sonnenbrille auf. Im Flur zog ich mir meine Boots an und schnappte mir meinen Rucksack.
Unten lief ich mit schnellen Schritten auf mein Baby zu, setzte mir den Helm auf und fuhr damit zu Schule. Dort parkte ich und stieg ab.
Ich wollte gerade ins Gebäude, als ich wieder diese Männer vor dem Eingang sah. Diesmal waren es nur drei. Sie redeten mit Chace, Mason und Chad. War mir auch egal, deshalb lief ich einfach an denen vorbei. Doch so einfach sollte es mir nicht gemacht werden.

"Scar!"

Ich drehte mich um und sah Mason auf mich zu joggen. Vor mir blieb er stehen und mustert mich erst einmal.

"Wenn du dann fertig bist, kannst du dann auch anfangen zu erzählen? Ich hab nicht ewig Zeit."

"Für wen arbeitest du?"

"Für mich."

Er schaute mich verwirrt an und ich klatschte mir mit der flachen Hand auf die Stirn.

"Junge bist du so dumm oder tust du nur so? Ich habe keine Gang oder wie du es aus nennen magst. Und einen Boss habe ich auch nicht. Ich bin mein eigener Boss."

Er schaute mich immer noch etwas verwirrt an, doch langsam scheint es Klick zu machen. Einfach. Nur. Dumm!

"Gut, dann kann ich dir ja meinen Boss vorstellen, denn er hat Gefallen an dir gefunden und will dich sehen."

"Sorry, kein Interesse."

"Warum? Dein Talent würde sich dann bezahlt machen und du verdienst gut."

"Ich brauch kein Geld und schon garnicht brauche ich eine kleine Gang."

"Warum? Dann hast du eine zweite Familie. Du kannst mit den Scheisse bauen und sie stehen immer hinter dir."

"Das ist es. Wenn du eine Gang hast, hast du Bezugspersonen. Du hast eine kleine Familie. Das heißt wiederum, dass du einen wunden Punkt hast. Diesen werden deine Feinde ausnutzen um dich und deine Gang- Mitglieder zu schwächen. Du wirst psychisch instabil und hast keinen klaren Kopf mehr. Doch wenn du allein bist, kannst du auch niemanden vermissen. Ich glaube du weißt, wie schnell man in diesem Geschäft Freunde und Familie verliert. Und das riskiere ich nicht. Sie lassen Gefühle zu und die darfst du niemals zulassen."

Ich ließ ihn verdattert mit offenem Mund stehen und lief ins Gebäude. Ich habe oft daran gedacht, wie es wäre Freunde zu haben, jedoch darf und kann ich keine haben, wenn diese Leute ihr Leben normal leben wollen.
Mit einem Abstecher an meinem Spind lief ich dann weiter in den Unterricht.
Ich setzte mich in die letzte Reihe und jeder wich meinen Blicken aus. Jeder versucht Abstand zu halten, dass ist auch das beste für alle. Es tut zwar manchmal weh zu wissen, dass man nie ein normales Leben führen kann, doch das ist mein Schicksal und jeder von uns hat eins. Ich werde nie mit meiner besten Freundin Eisessen gehen können und über Jungs quatschen. Ich werde nie Pyjama Partys feiern, auf denen wir uns schminken und Geheimnisse erzählen. Okay, das würde ich auch so nicht machen, aber das Leben eines normalen Teenagers mit normalen Problemen, wie Liebeskummer oder Stress mit einer Freundin, die werde ich nie haben. Meine Probleme sind andere Menschen, die ich töten muss. Und nun habe ich ein neues Ziel. Jolin ausbilden und sie für den Kampf gegen die ungerechte Welt vorbereiten. Sie wird dann meine zweite Hand, jedoch ist sie noch Meilen Weit davon entfernt. Der Lehrer kam und begann mit seinem Unterricht. Ich schrieb alles mit und passte auf, jedoch Schlich sich immer ein Gedanke zwischen den ganzen Worten des Lehrers. Wer hat Jolin entführt? Und wer sind Mason Chace und Chad? Man kennt die Namen von vielen Personen, doch deren Geschichte bleibt dir vorenthalten, bis du dich dafür einschreidest sie dir anzuhören. So ist es auch bei mir. Ich bin immer die Scarlett Shannon James, die Mörderin, jedoch weiß niemand, weshalb oder wen ich alles töte. Diese Menschen haben kein Recht auf Leben. Ich hab zwar kein Recht Gott zu spielen und über Leben und Tod zu entscheiden, jedoch nehme ich es mir einfach. In meinem Leben ist schon zu viel Blut geflossen, doch wenn man einmal Blut leckt, kann man nicht mehr anders. Das ist Routine geworden. Ich habe auch schon seit vielen Jahren keine Menschen mehr getötet, doch die ich töte sind Menschen, von denen Jolin geschlagen wurde. Die schlimmsten Zeiten waren alle bei Big Joe geblieben. Und ich töte auch immer weniger. Damals habe ich sogar gefoltert
, doch das tu ich nicht mehr. Ich habe vieles im Leben gelernt und weiß wo meine Grenzen sind. Doch man soll mich nicht unterschätzen. Ich bin schließlich eine ausgebildete Killermaschine ohne Gnade. Die Klingel riss mich aus meine Gedanken und ich ging in die Pause.

Nach der Schule, fuhr ich wieder nach Hause. Ich muss wissen, wer Jolin das alles angetan hat. Wer dafür verantwortlich ist, dass sie so leer und gefühllos ist. Ich muss herausfinden, wer Jolin gebrochen hat.
...
Hey, ich hoffe es hat euch gefallen.
Liebe grüsse Susan

Good, Badgirl!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt