Mein Handywecker riss mich aus meinem Schlaf. Mit geschlossenen Augen suchte ich nach meinem Handy, was genau unter meinem Kissen lag. Ich schaute auf die Uhr, 04:55, na toll. Ich stand auf und lief ins Bad. Dort wusch ich mir mein Gesicht und putzte mir die Zähne. Danach ging ich in mein Zimmer, wo Jolin noch fest schlief. So leid es mir auch tut kleine, du musst aufstehen.
Ich knipste das Licht an und lief auf das Bett zu. Mit leichtem rütteln, riss ich sie aus ihrem Schlaf."Aufstehen, wir gehen laufen."
Sie rieb sich die Augen und setzte sich erst einmal hin. Ich lief derweil auf meinen Schrank zu und schnappte mir eine Jogginghose und einen Hoodie, da es doch ziemlich schwül um diese Uhrzeit ist.
"Geh ins Bad, wasch dir dein Gesicht und zieh dich um, ich mache dir ein Frühstück."
Sie murmelte ein okay und lief aus dem Zimmer. Ich kämmte meine Haare und Band sie zu einem strengen Zopf. Dann legte ich Jolin auch eine Jogginghose und einen Hoodie auf das Bett und begab mich dann in die Küche. Ich nahm Brot und schmierte Butter drauf. Dann machte ich welche mit Käse und welche mit Salami. Dann stellte ich den Teller auf den Tisch und machte ihr einen warmen Kakao und mir einen Kaffee. Mit beiden Tassen in der Hand lief ich zum Tisch und stellte diese ab. Nach 5 Minuten kam dann auch Jolin total verschlafen in die Küche und setzte sich.
"Danke."
Ich nickte und nippte an meinem Kaffee. Es tut mir selber weh, so kalt zu sein, jedoch gehört das zu meiner Aufgabe. Niemals soll sie sich darauf verlassen, dass ich ihr nicht weh tue. Denn Schmerz wird sie in den nächsten Wochen genug spüren. Ich schnappte mir ein Brot und biss ab. Jolin hatte schon ihr zweites und ihren halben Kakao leer getrunken. Ich sputete mich etwas mit dem Essen und stellte das dreckige Geschirr danach in die Spüle. Wir liefen in den Flur und zogen uns unsere Laufschuhe an. Ich schnappte mir eine Waffe und steckte sie mir an meine Jogginghose. Der Waffengürtel ist sicher unter meinem Hoodie versteckt. Trotzdem steckte ich mir noch ein Messer in meine Schuhe. Man weiß ja nie. Die Schlüssel legte ich in meine Hosentasche und schloss den Reißverschluss. Zusammen liefen wir mit den Treppen das Gebäude hinunter. So wird man schneller warm. Ich habe mir in den wenigen Tagen schon eine Strecke zum Laufen ausgesucht. Sie beträgt 2 Kilometer und führt durch einen Park. Unten fing ich langsam an zu joggen. Jolin hielt die ersten 500 Meter gut mit, doch langsam muss ich mein Tempo Zügeln. Ich mein, sie ist erst 9, ich muss alles ruhiger angehen. Ich joggte neben ihr her. Ich merkte langsam, dass ihr die Kraft fehlt weiter zu laufen. Einen Kilometer hatten wir geschafft. Schonmal gut für den Anfang, nehme ich mal an. Ich stoppte und sie trottete hinterher. Dann stützte sie ihre Arme auf ihren Oberschenkeln ab und beugte sich nach vorne. Ihr Atem ging stoßweise und auch sehr unkontrolliert.
"Stell dich hin."
Sie schaute etwas hoch, wobei sie ihren Kopf in den Nacken legen musste.
"Hinstellen, hatte ich gesagt."
Sie schnaubte noch einmal und stellte sich hin. Sie schien ihre Beine kaum zu spüren, da sie sehr wackelig auf ihnen steht. Und sie droht mir umzukippen.
"Heb die Arme."
Sie tat was ich sagte und schaute mich mit einem undefinierbaren Blick an.
"Jetzt atme durch die Nase ein und durch den Mund aus, ganz langsam."
Sie tat was ich sagte und bekam somit ihren Atem wieder in den Griff.
"Sobald du merkst, dass du deine Atmung nicht unter Kontrolle hast, machst du genau das, was du gerade gemacht hast."
Sie nickte und sah nachdenklich aus.
"Jetzt dehnen wir uns. Ich glaub nämlich, dass du keine Lust hast, am nächsten Morgen mit einem Muskelkater aufzuwachen."
Sie nickte und ich fing an die ersten Übungen zu machen. Sie machte mir alle nach und blieb dabei sehr leise. Ich war hoffentlich nicht zu streng und ich hoffe, dass sie weiß, dass ich sie trotz alldem noch sehr mag.
"Komm wir gehen zurück."
Sie nickte und ich gab ihre meine Hand. Zusammen spazierten wir durch den Park, der wie ausgestorben wirkt. Die aufgehende Sonne spendete etwas Licht durch die dichten Baumkronen. Die Vögel zwitschern um die Wette und der steinige Sand unter unseren Füßen knirscht bei jedem Schritt. Das ist das schöne an dem Joggen, die Natur und die frische Luft. Im Fitnessstudio und in dieser Halle war alles so stickig, der beißende Geruch von Schweiß, die Anstrengung und der mangelnde Sauerstoff lässt einen viel schneller erschöpfen, als die frische Natur.
Ich schloss die Wohnungstür auf und trat ein. Jolin lief Voraus und legte ihre Schuhe ordentlich in die Ecke, während ich meine einfach an die Seite kickte. Ich lief in die Küche, weil ich da Stimmen hörte. Jonas telefonierte und er sah aus wie einer dieser Businessmänner. Mit schwarzem Anzug und einer Tasse Kaffee in der Hand, telefoniert er mit Geschäftspartnern. Das sah aber gut aus. Ich mein, wer findet Männer in Anzügen nicht attraktiv?
Er lächelte mir zu und ich lief dann wieder raus. Jolin ist duschen gegangen, da ich das Wasser prasseln höre. Ich setzte mich auf die Couch und wartete. Wir sind nur einen Kilometer gelaufen, da bin ich noch lange nicht erschöpft. Mit Big Joe bin ich immer 5 Kilometer gejoggt und 100 Meter gesprintet. Das nannte ich Folter. Aber es hat sich ausgezahlt. Das Wasser stoppte und kurz darauf wurde die Tür geöffnet. Ich lief hin und sah Jolin ihre Haare abtrocknen, aber nicht gerade sonderlich gut. Ich nahm ihr das Handtuch aus der Hand und fing an ihre Haare zu trocknen. Als sie trocken waren, flocht ich diese und fixierte das Ende mit einem Haargummi. Ich schnappte mir aus dem Zimmer Unterwäsche und ging selber duschen.
Als ich fertig war, föhnte ich meine Haare und ließ mich neben Jolin auf der Couch nieder."Bist du nicht müde?"
Sie schüttelte ihren Kopf und schaut wieder den Fernseher an. Jedoch sieht es so aus, als würde sie durch den Fernseher hindurchschauen.
"Alles okay?"
Sie schaute mich wieder an und schüttelte ihren Kopf. Ich nahm sie in den Arm und strich ihr langsam über den etwas nassen Rücken.
"Wann werde ich jemals ein richtiges Leben führen, Scar?"
"Wenn ich ehrlich bin, nie. Du wirst nie ein normales Leben haben, deins wird aufregend und spannend. Ich mein, andere lernen Mathe in der Schule und du lernst, mit Waffen umzugehen. Doch auch dein Leben wird gefährlich süße, deshalb darfst du keine Freunde haben. Du darfst nämlich Menschen, die dir etwas bedeuten nicht in Gefahr bringen. Du musst für dich allein da sein. Du musst stark sein, egal was kommt. Du bist eine Kämpferin und ich weiß, dass du es schaffen wirst."
Ich lächelte ihr aufmunternd zu, doch sie nickte nur traurig. Das Gute ist, dass sie keine einzige Träne aus den Augen verlor, was mich etwas stolz macht. Sie fängt an ihre Emotionen unter den Griff zu bekommen. Sie verschliesst sich und lässt die leere ihr Inneres füllen. Sie wird nur noch ein leere Hülle ihrer selbst sein, so wie ich es auch bin. So werden wir für immer bleiben.
...
Ich hoffe es hat euch gefallen
Liebe grüsse Susan

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Good, Badgirl!
RandomDas ist der erste Teil, der zweite Teil ist schon draussen! Auszug: "Komm her kleines. Hab keine Angst." Das kleine Mädchen vor mir schüttelte ihren Kopf und versteckte sich in der Dunkelheit. Die Laterne über mir spendet uns nur spärlich Licht. "Bi...