Kapitel 10

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Wir verließen jetzt den letzten Laden. Mit mehreren Tüten im Schlepptau, laufen wir durch die Straße. Ich hoffe ich konnte sie damit etwas ablenken. Sie war schon den ganzen Tag still, jedoch hatte sie Spaß. Ich konnte sie sogar zum Lachen bringen. Ich mag Kinderlachen. Das ist das einzig ehrliche lachen, was man nicht fälschen kann. Ich schloss die Tür unseres Apartments auf und lief voran. Ich trug mindestens 10 Tüten und Jolin trug 2. Sie drückte für mich den Fahrstuhlknopf und so warteten wir.

In der Wohnung schmiss ich die Tüten in die Ecke meines Zimmers und Jolin tat es mir gleich. Zusammen ließen wir uns auf mein großes Bett fallen und schnaubten.

"Scar, darf ich dich etwas fragen?"

Sagte die zierliche Stimme des kleinen Mädchens.

"Ja klar."

Ich war nicht kalt zu ihr. Mir waren Kinder egal. Menschen waren mir egal, doch so absurd es auch klingt, ich spüre eine gewisse Bindung zu dem Mädchen.

"Warum hilfst du mir?"

Ich setzte mich auf und sie tat es mir gleich. Sie schaute auf ihre Hände und knetete ihre Finger. Sie war nervös und es hat sie viel Überwindung gekostet mich das zu fragen.

"Vor 8 Jahren, als ich 10 war. Da wurde ich entführt..."

Rückblende:

Ich spielte auf der Schaukel in unserem Garten. Mama und Papa Grillen gerade und Jonas war mit seinen Kumpels irgendwo raus gegangen. Wir waren glücklich, die Sonne schien und alles war friedlich. Doch ein ständiges Hämmern an unserer Tür ließ meine Eltern etwas genervt sein und zusammen gingen sie die Tür öffnen. Ich schaukelte weiter. Doch nach 5 weiteren Minuten, in denen meine Eltern noch nicht zurück gekommen sind, machte ich mir langsam Sorgen. Doch ich schaukelte weiter. Ich träumte etwas vor mich hin, als meine Schaukel mit einem Ruck abrupt angehalten wird. Durch das schnelle stoppen, verlor ich mein Gleichgewicht, hatte keine Zeit mehr mich festzuhalten und fiel nach vorne. Mit dem Kopf voran auf den vom Tau noch nassen rasen. Dort lag ich und schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen. Doch diese vermehrten sich und versperrten mir die Sicht. Danach war alles weg.

Rückblende Ende.

"Was ist dann passiert?"

"Das kann ich dir noch nicht sagen."

"Okay."

Sie schaute wieder auf ihren Schoß und spielte mit ihren Fingern. Ich nahm ihre Hände in meine und sie schaute zu mir.

"Hast du Hunger?"

Sie nickte leicht und lächelte. Wir standen auf und liefen in die Küche. Dort schob ich 2 Pizzen in den Ofen und wartete. Als diese endlich fertig sind, holte ich sie raus und lief mit Cola im Schlepptau ins Wohnzimmer, wo sich es Jolin schon auf der Couch gemütlich machte. Ich setzte die Pizzen und die Cola ab und warf mich selber auf die Couch.

"Was magst du gucken?"

Sie zuckte mit den Schultern und ich legte einfach die erste Folge von Supernatural in den DVD Player. Meine absolute Lieblingsserie. Ist zwar nicht wirklich was für Kinder, aber so härte ich sie ab.

"Ist das gruselig?"

"Ein bisschen. Aber du musst es verkraften, so stelle ich dich schonmal mental auf dein Training ein."

"Wie wird mein Training ablaufen?"

"Wir trainieren erst deine Verteidigung und dann deinen Angriff. Der Nahkampf ist das wichtige beim kämpfen. Dann zeig ich dir, wie man mit dem Messer am besten umgeht. Vor allem, wie man eins wirft. Und ganz zum Schluss kommen die Waffen. Ich muss gucken wie geschickt du bist, um dir eine spezielle zu geben."

"Okay, und wo trainieren wir?"

"In einer Halle. Dort werden auch andere Männer sein, aber sie werden dir nichts tun. Übrigens bist du um 5 Uhr morgens schon wach, da gehen wir laufen. Ausdauer ist das a und o."

"Woher weißt du so viel."

"Ich wurde darauf spezialisiert Menschen zu trainieren und zu töten."

Sie nickte nur und schaute wieder auf den Fernseher. Gerade kam die Stelle, wo Sam die Frau in weiß mit dem Auto zu ihr fuhr. Ich nahm mir ein Stück Pizza und aß. Jolin aß auch und konzentrierte sich voll und ganz auf den Film. Ich musste leicht schmunzeln, als sie sich leicht erschreckte und zusammen zuckte. Sie ist noch zu jung, unschuldig, um in so einer Lebenslage aufzuwachsen. Zu leben. Doch je jünger man ist, desto schneller gewöhnt man sich daran. Als ich die 2. Folge anmachen wollte, sah ich, dass Jolin schon tief und fest schlief. Ich schob meine Hand unter ihren Rücken und die andere unter ihre Kniekehle und hievte sie mit einem Ruck auf meine Arme. Mit langsamen und wachsamen Schritten, lief ich in mein Zimmer und legte sie auf mein Bett. Es wird Zeit, dass wir den unbenutzten Raum neben meinem Zimmer zu einem Schlafzimmer umgestalten. Ich zog ihr mein t-Shirt aus und zog ihr die frisch gekaufte Pyjama über. Morgen müsste ich wieder zur Schule und sie wäre allein. Ich kann sie nicht allein lassen. Wer weiß, wann diese Kerle wieder kommen. Doch ich muss. Sie wird hier in Sicherheit sein.
Ich zog mich auch um und lief wieder ins Wohnzimmer. Dort machte ich unseren Dreck sauber und wusch das dreckige Geschirr ab. Dann pflanzte ich mich auf das Sofa und machte meine PlayStation an. Ich legte gerade Black op's 2 in die PlayStation, als ich den Schlüssel in der Tür hörte. Jonas ist gekommen. Ich hörte, wie er den Schlüssel auf die Kommode warf und dann wie er seine Schuhe in die Ecke kickte. Er hat keine gute Laune.

"Hey Jonas, hast du Bock mit zu zocken?"

"Ne lass mal."

"Was ist los?"

Er seufzte und ging sich einmal durch die Haare. Ich klopfte neben mich und wies ihn darauf hin, sich neben mich zu setzen.

"Was ist los großer."

"Mary ist los."

"Was ist passiert?"

"Sie denkt, nur weil wir gestern Nacht etwas Spaß hatten, dass ich mit ihr zusammen bin. Ich hab versucht ihr es zu erklären, aber dann brach sie in Tränen aus und meinte ich sei ein Arschloch und eine billige Schlampe."

Ich musste mir ernsthaft ein Lachen verkneifen, denn das ist wirklich zu komisch.

"Magst du sie?"

"Nein, aber sie tut mir leid. Ich hab mit ihren Gefühlen gespielt und das war nicht richtig."

"Hast du es mit Absicht getan?"

"Nein natürlich nicht."

"Also dann, ist doch alles geklärt. Du scheisst auf sie, weil du nichts falsch gemacht hast. Das ist doch Ihre Schuld, welches Mädchen ist bitte so naiv."

Ich nahm ihn in den Arm und er drückte mich.

"Ja du hast recht. Ich geh mich dann mal aufs Ohr legen, war ein anstrengender Tag. Und du solltest auch schlafen gehen, du hast nämlich morgen Schule."

Seufzend und auch etwas wütend schaltete ich die PlayStation aus und legte mich schlafen. Scheiss Schule.
...
Hey Leute, ich hoffe es hatte euch gefallen.
Liebe grüsse Susan

Good, Badgirl!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt