Kapitel 23

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Jolin p.o.v.

Ich krallte meine Finger in den Stoff, den die Person vor mir an hatte. Meine Nase steckte ich in ihre Halsbeuge und atmete den vertrauten Geruch von Scar ein. Ich war so froh sie zu sehen, das konnte ich nicht in Worte fassen.
Sie strich mir übers Haar, so wie sie es immer tat, wenn ich kurz davor bin zusammen zu brechen und flüsterte mir beruhigenden Worte zu. Meine unaufhaltsamen Tränen flossen wie Wasserfälle auf meinen aufgequollenen Augen und durchnässten ihr ganzes Shirt. Ganz langsam schob sie mich von ihrem Körper weg und schaute in meine Augen.
Als ich ihr Gesicht sah, fiel mir mein Mund auf. Sie hatte ein blaues Auge, aufgeplatzte Lippen und um ihre Nase war alles blau. Ich streckte meine Hand nach ihrem Gesicht aus, da ich nicht glauben kann was ich sehe, doch die, mit blutverschmierte Hand, umschloss meine eiskalte Hand und drückte diese.

"Wa-was ist pa-passiert?"

Sie schaute mich eindringlich an, doch ich wollte nur eine Antwort auf meine Frage, weshalb ich mir mit der anderen Hand über die Augen wischte und ihr stur in die Augen schaute. Sie wirken noch kälter und leerer als vorher, als würde sie nun rein garnichts mehr spüren. Als würde sie sich selber vor etwas schützen wollen, wovor sie Angst hat. Doch das wäre Blödsinn, ich meine, Scarlett Shannon James und Angst, kann man einfach nicht, ohne ein "nie", in einen Satz stecken. Sie durchbohrte mich förmlich mit ihren Blick, ehe sie es aufgab und seufzte.

"Wir müssen weg und zwar schnell."

Ich nickte schnell, da sie ihren Blick einmal nach hinten huschen ließ. Sie scheint gehetzt, als würde sie jemand jagen, jemand, der nicht zurück schreckt sie und mich zu töten. Ich bin mir sicher, dass dieser jemand Mike ist. Sie schnappte sich meine Hand und fing an zu rennen. Ich versuchte mit zu halten und die ersten Meter gelang es mir, doch so langsam verließen mich auch meine Kräfte, weshalb Scar ihr Tempo etwas drosselte.

"Du hast nicht trainiert!"

Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage und ich nickte nur beschämt.

"Ich-durfte-nicht-raus."

Nach jedem Wort das ich sagte, kam ein angestrengtes hecheln und mein Atem stockte, doch ich rannte weiter. Ich konnte das Gebäude schon sehen, und beschleunigte nochmal. Scar schaute mich verblüfft an, ehe sie mir ein leichtes Lächeln schenkte. Ich klingelte und wartete bis Jonas aufmachte. Dann betraten wir das Gebäude und rannten die Treppen hoch. Scarlett klingelte Sturm und ein völlig verzweifelter Jonas machte die Tür auf. Als er Scar sah, wurde er kreidebleich und starr, so wie eine Schlange, wenn sie Winterstarre hält. Er bewegte seinen Arm langsam auf Scar zu und zog sie dann zu sich. Ich wollte nicht stören, deshalb drängte ich mich zwischen Jonas und dem Türrahmen und lief in mein Zimmer. Dort setzte ich mich mit angewinkelten Beinen auf den Boden und starrte die Wand an. Jonas hatte mit allem recht. Würde Scar mich nicht finden, so wäre das alles nicht passiert. Doch würde sie nicht da gewesen sein, dann wäre ich jetzt höchstwahrscheinlich tot. Ich verdanke ihr mein Leben, doch ich kann ihr Leben nicht so aufs Spiel setzen. Ich stand auf und lief im Zimmer hin und her. Ich brauche einen Ausweg. Irgendwas muss ich machen. Nach wenigen Minuten fand ich auch das, wonach ich, seit Scars verschwinden, Gesucht hatte. Ich werde selbstständig sein und allein kämpfen müssen, nie muss jemals wieder ein Mensch wegen mir leiden, außer ich lasse ihn leiden.
Lautes Geschrei aus dem Nebenzimmer ließen mich unwillkürlich zusammen zucken. Ich schüttelte meinen Kopf, wollte gerade nach sehen, was da los war, doch so weit ich weiß, ist Jonas nicht gerade gut zu sprechen, weshalb ich mich nach kurzem hin und her dafür entschied, nicht hin zu gehen. Dadurch, dass die Wohnung klein ist und deren stimmenvolumen enorm groß ist, könnte ich jedes Wort mit hören. Zwar sind die Stimmen dennoch gedämpft, aber gut zu verstehen.

"Verstehst du nicht? Ich muss sie mitnehmen und verschwinden. Sie werden uns alle umbringen. Drei Kumpel sind auch dabei. Jonas du musst mich gehen lassen. Ich bin bei Taison, er wird mich und die anderen gut verstecken und dafür sorgen, dass uns niemand findet."

"Scar, ich habe dich schon mal verloren und echt lange gebraucht um dich wieder zu finden. Sag mir wenigstens wo dieser Taison steckt."

Jetzt war es für eine kurze Sekunde still, zu still.

"Ich kann nicht. Es tut mir leid, aber ich kann nicht Jonas. Ich hab dich liebe und bin bald wieder da, versprochen."

"Scar, ich-"

"Lass Jonas, ich muss mich beeilen."

"Ich hab dich lieb kleine Schwester. Pass bitte auf dich auf."

Dann hört ich nichts mehr. Ich setzte mich auf mein Bett und versuche die Informationen zu verarbeiten. Wir müssen weg, zu einem Kumpel, mit mehreren Kumpel von Scar. Aber warum? Hat Mike sie wirklich gefunden? Scheisse, ich hätte allem einfach ein Ende setzen können, doch ich war so dumm und zog unschuldige Menschen mit in meinen nie endenden Krieg. Die Tür ging auf und Scar stand vor mir. Angespannte Körperhaltung und die dominante Ausstrahlung verleiteten mich, mich auf meine Beine zu stellen und ebenfalls kerzengerade vor ihr zu stehen. Sie hatte sich umgezogen und ihre Wunden verarztet.

"Pack deine Sachen, wir verschwinden."

"Wieso? Wer war das und was ist passiert?"

Sie schaute mich wieder mit Ihrem Pokerface an und sprach diesmal strenger.

"Pack deine Sachen und stell keine Fragen mehr."

Diesmal schaute ich ihr mit einem entschlossenen Blick in die Augen, denn ich war entschlossen zu erfahren, worum es hier ging.

"Nein!"

Sie schaute mich an und kurz darauf zuckten ihr Augenbrauen, ehe sie in die Luft empor stiegen. Ungläubig darüber, dass ich so mit ihr gesprochen habe, fing sie an zu reden.

"Was?"

"Du hast schon richtig gehört, ich will wissen, was passiert ist und wohin wir gehen."

Sie seufzte und setzte sich auf mein Bett. Ein Siegerlächeln schlich sich für Millisekunden auf meine Lippen, doch es verschwand auch so schnell, wie es kam. Ich setzte mich zu ihr und sie fing an zu erzählen.

"-dann habe ich Mike ein Messer ins Bein gerammt und bin mit den Jungs geflüchtet. Jolin sie jagen uns, für diese Menschen sind wir jetzt vogelfrei."
...
Sorry nochmal, dass ich es gestern nicht geschafft habe. Ich hoffe es gefällt euch.
Liebe grüsse Susan

Good, Badgirl!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt