Kapitel 30

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Jolin P.O.V.

"Scar, das ist nicht dein ernst, oder? Was soll ich mit einer Leiche anfangen?"

Sie schaute mich ernst an und ich geriet so allmählich in Panik. Ich hatte gesehen, wie man Menschen getötet hatte, doch eine verweste Leiche ist doch schon was anderes, oder? Also auf jeden Fall macht diese Frau, die da so leblos liegt, mir ziemlich Angst. Ihre Augen sind starr an die Decke gerichtet. Ihre Haut, so blass wie ein Vampir und ihre Lippen sind lila blau, sie sieht so unnatürlich aus. Wie so eine Puppe aus Porzellan. Richtig gruselig.

"Du musst wissen, wo die Schwachstellen des menschlichen Körpers sind. Welche Punkte du treffen musst, um ihn auszuschalten und wo sich welche Organe befinden. Wir machen etwas Biologie, nur auf meine Art und Weise."

Ich schaute sie unglaubwürdig an. Biologie mit einer menschlichen Leiche? Da würde ich lieber einen Frosch aufschlitzen und mir seine Eingeweide ins Gesicht schmieren, als diese vergammelte Frau da anzufassen.

"Ich fass sie nicht an."

Jetzt schaute sie mich streng an. Ich führte ein Blickduell mit ihr, denn dieses Mal werde ich nicht so schnell nach geben. Ich meine, ich soll eine verdammte Leiche aufschlitzen. Einen toten Menschen. Niemals, ich werde das niemals machen. Soll SIE doch, ich glaube sie hat selber schiss.'dann würde sie dir nicht diesen Scheiß anbieten.' Das ist doch pervers oder?Ich behielt entschlossen meinen Blick und stellte mich Scars eiskalten Augen. Sie kriegt mich nicht klein, nicht dieses Mal. Sie seufzte und ihr Blick wurde wieder sanfter. 'I am the Champion'

"Ich weiß, es ist nicht leicht. Aber du wirst bald auch Menschen töten. Oder stark verletzen. Ich will einfach nicht, dass dir etwas passiert. Du bist mein kleiner Schützling und eigentlich dürften wir hier nicht einmal sein. Ich weiß auch nicht, warum Taison Leichen in diesem Raum hat, aber das ist jetzt ein anderes Thema. Viel lieber interessiert es mich zu wissen, wie du einem Menschen ein Messer in Herz rammen willst oder wie du ihm die Kehle durch schneiden willst. Das kannst du nur, wenn du mit Blut und Organen vertraut bist. Und weißt, was genau du treffen musst. Ich musste da auch durch und ich war genauso wie du, angeekelt. Glaub mir."

Sie hatte Recht. Dennoch konnte ich nicht einfach einen toten Menschen anfassen, geschweige denn aufschlitzen und mir seine wunderschönen Organe anglotzen. Das ist... Ich kann es nicht einmal denken, so ekelhaft ist das.

"Und es gibt sogar einen Beruf, der genau das tut, was wir gleich auch tuen."

"Welche kranken Menschen schlitzen denn bitte tote Menschen auf? Und werden dann auch noch dafür bezahlt? Organhändler? Oder Mörder mit gewissen Vorlieben?"

"Nope, Gerichtsmediziner. Sie müssen auch Autopsie-Berichte schreiben und die Todesursache herausfinden."

Ich schüttelte unglaubwürdig den Kopf. Was ist bloß los mit der Menschheit?

"Chirurgen operieren doch auch Menschen und-"

"Ja ich habe es verstanden. Aber ich-"

Dabei zeigte ich mit meinem Finger auf mich selber.

"-fasse dieses Ding da vor mir nicht an."

Mein Finger bewegte sich zu Leiche und zeigte auf sie drauf.
Sie schüttelte den Kopf und seufzte erneut ergeben.

"Okay, heute wirst du zugucken. Ich werde diesen Menschen aber auch nicht aufschlitzen. Es gibt eine gewisse Art, wie man Leichen zu präparieren hat. Und ich habe da einen Experten. Vermutlich sind das auch seine Leichen und nicht die von Taison. Naja egal. Ich gehe ihn rufen und du bleibst in der Zwischenzeit, ehm... Einfach hier."

Damit lief sie aus dem Raum und ließ mich mit diesem Ding, das mal ein Mensch war allein. Je länger ich auf diese Frau starrte, desto öfter kam es mir vor, als wenn sie kurz zu mir blicken würde. Ich bekam eine Gänsehaut, denn Langsam bekam ich Angst, eine viel größere Angst als vorher. Ihre Augen, die sind so...ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. So aufgerissen und starr. Ich dachte immer, dass die Augen der Leichen geschlossen sind. Ich merke gerade, dass ich viel zu oft und viel zu viel denke. Ich hielt weiterhin zehn Meter Abstand und beobachtete sie. Vielleicht steht sie jetzt einfach als Zombie auf und frisst mich. Nee, dass ist unwahrscheinlich. Oder?

"Hallo."

Ich schrie auf und war bereit los zu rennen, da hielten mich zwei Arme an den Schultern. Mein Herz pumpte so stark, dass ich das pulsieren in meinen Ohren spürte. Ein Schweißfilm bedeckt meinen verkrampften Körper und das Adrenalin fließt ohne zu pausieren durch meinen ganzen Körper.

"Beruhig dich. Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich bin Dyan."

Immer noch atemlos versuchte ich mich zu beruhigen und meine Herzfrequenz auf ein normales Level zu bekommen. Ich atmetete ein paar mal ein und aus und beruhigte mich.

"Ich dachte, du wärst- ach vergiss es."

Er lächelte mich charmant an und ließ mich dann los. Er sah gut aus. Ziemlich gut. Auf jeden Fall zu gut, um irgend welche Leichen aufzuschlitzen.

"Ich bin Jolin."

Er lächelte wieder und nickte mir zu.

"Ich weiß. Und du willst diese Leiche begutachten?"

"Ich will nicht. Ich muss."

Er lachte etwas und seine strahlend weißen Zähne kamen zum Vorschein. Ich glaube ich sterbe. Andere in meinem Alter vergöttern Justin Bieber oder One Directon, doch ich finde Leichenaufschlitzer total süß. Was stimmt nicht mit mir?

"Okay. Dann zeig ich dir mal die Stellen, von denen du wissen muss."

Er lief zu Leiche und schaute sie an.

"Das ist Jessica. Sie wurde bei einem Raubüberfall ermordet und auf der Straße liegen gelassen. Wir fanden sie und nahmen sie mit. Ich machte den Autopsie-Bericht und schickte ihn per Post. Natürlich ohne Absender. Ich wollte schon immer Medizin studieren. Doch das Studium war zu teuer für mich, deshalb lernte ich alles selber und fing an Leichen zu präparieren. So ergatterte ich meinen Traumberuf."

Ich nickte ihm zu und bewunderte ihn noch mehr. Er macht auf illegale Weise sein Hobby zum Beruf. Das ist doch mal was. Doch was ist mit seiner Familie? Ich frage lieber nicht, vielleicht ist er aus dem selben Grund wie fast alle Menschen, die nichts mehr zu verlieren hatten, hier.

"Komm mal her."

Ich zögerte und lief zwei Schritte voraus. Doch als ich wieder ihre Augen sah, blieb ich abrupt stehen.

"Ihre Augen."

Er schaute die Leiche an und strich mit der Hand einmal über ihre Augen. Damit zog er ihre Augenlider wie eine Gardine über die Glubscher. Jetzt traute ich mich soweit, dass ich neben ihm stand. Und zur Abwechslung genoss ich seinen Duft, anstelle des Duftes dieser ekligen Frau."

"Also dann, fangen wir mal an."

Er klatschte in die Hände und grinste, während ich ihm mit einem gequälten Gesichtsausdruck anschaute.
'Warum ich!?!'
...
Hey Leute. Ich hoffe es hat euch gefallen.
Was würdet ihr an Jolins Stelle tun? Ich glaube ich würde erst kotzen und dann heulend unter mein Bett kriechen.
Liebe grüsse Susan

Good, Badgirl!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt