Kapitel 9

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"Scar...Scarlett...Engel..."

"Hmm..."

War das einzige, was ich raus bekam. Diese nervende Stimme neben meinem Kopf ist kaum auszuhalten. Jetzt fing die Person an mich zu rütteln, als wäre ich tot. Ich schlug meine Augen auf und schaute in das Gesicht von Jonas.

"Endlich. Wer ist das Mädchen in deinem Bett,"

"Dir auch einen wunderschönen guten Morgen."

Sagte ich mies gelaunt, weil ich dachte, dass es etwas wichtiges ist.

"Man das ist nicht witzig, wer ist sie?"

Diesmal setzte ich mich auf und kratzte mir den Schlaf aus den Augen. Ich richtete meine Haare und schaute dann meinen Bruder an.

"Ich erkläre es dir gleich. Ich geh kurz auf Klo. Du machst mir so lange einen Kaffee."

Er nickte und stand auf. Er kniete sich nämlich vor mir hin. Mit schlürfenden Schritten ging ich ins Bad und wusch mein Gesicht. Ich kämmte meine Haare und fühlte mich auch gleich wieder wohler. Danach steuerte ich auf mein Zimmer zu. Ich öffnete die Tür einen Spalt und sah Jolin auf dem Bett sitzen.

"Guten Morgen."

Sie zuckte zusammen und schaute mich dann an. Sie sieht immer noch total fertig aus.

"Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken."

Sie schüttelte nur ihren Kopf und lächelte mich schwach an. Sie ist also immernoch schweigsam. Das einzige Mal, als ich ihre Stimme hörte, war als sie mit ihren Namen sagte und die Schreie in der Gasse. Ich muss sie bald darauf ansprechen, jetzt ist sie aber psychisch instabil.

"Hast du Hunger?"

Sie schaute mich mit ihren leeren Augen an und nickte abwesend.

"Ich gebe dir eine Zahnbürste und dann gehen wir erst einmal Sachen für dich einkaufen okay?"

Sie nickte wieder und stand auf. Ich lief ins Bad und öffnete den Schrank. Da lagen Zahnbürsten und andere Dinge, die man irgendwie immer auf Lager hatte. Ich nahm da eine Zahnbürste raus und zusammen putzten wir unsere Zähne.
Ich lief mit ihr in die Küche, wo Jonas zappelnd auf dem Stuhl sitzt. 2 Kaffeetassen sind schon auf dem Tisch und er ergriff seine gerade, als wir die Küche betreten.

"Setz dich schonmal. Hast du Lust auf Pancakes?"

Sie zuckte mit den Schultern und schaute Löcher in den Tisch. Ihre Blicke erinnern mich sehr an meine. Sie ist kaputt und allein. Das war ich verdammte 5 Jahre auch. Ich schaute Jonas bittend an, da er die am besten machen kann. Er seufzte und stand auf. Er machte sie und ich versuche derweil das kleine Mädchen vor mir zum sprechen zu bringen.

"Jolin, wie alt bist du?"

Sie schaute in mein Gesicht. Eine kleine Träne glitzert auf ihrer Wange. Ihre Augen sehen leer aus, aber in ihnen befinden sich mehr Emotionen als man sich vorstellen kann. Sie hat ein Schleier über ihre Augen gelegt, damit niemand sieht, wie zerbrechlich sie ist. Es ist komisch, denn ich habe lange gebraucht um die Hoffnung auf ein freies Leben aufzugeben und nach 3 Jahren waren alle meine Hoffnungen wie in Luft aufgelöst. Ihr müsste es schon viel länger schlecht gehen.
Ihre zerbrechliche Stimme unterbrach meinen Gedankengang und ich konzentrierte mich wieder auf das hier und jetzt.

"9."

Ihre Antwort war knapp und ihre Stimme drohte den Geist aufzugeben, trotzdem versucht sie stark zu bleiben.

"Was ist passiert?"

Sie schaute mich an und schüttelte den Kopf. Sie ist mir ähnlich, zu ähnlich. Wenn ich nicht reden will, schüttel ich auch meinen Kopf. Ich wollte nicht weiter nach Haken, bald wird sie es mir selber erzählen.

"Willst du einen Kakao?"

Sie nickte nur ganz schwach, doch ihr Blick blieb auf den braunen Holztisch an dem wir sitzen. Ich stand auf und nahm das Kakaopulver aus dem Schrank. Dann goss ich in ein großes Glas Milch und schüttete drei große Löffel Kakaopulver hinein. Mit kleinen Bewegungen löse ich das Pulver im Glas auf und überreichte es Jolin.

"Wo sind deine Eltern?"

Fragte jetzt Jonas und ich könnte ihn töten. Er ist ein Trottel. Sie wollte mir noch nicht einmal sagen was passiert war, aber- sie sprach.

"Sie sind Tod. Schon eine ganze Weile."

"Hast du andere Verwandten?"

Sie schüttelte ihren Kopf und schaute wieder auf ihren Kakao.

"Trink und iss erst einmal du musst noch nichts erzählen. Ich werde dich die nächsten Tage in Ruhe lassen, jedoch wirst du ab nächste Woche trainiert. Ich will, dass du dich wehren kannst. Du sollst lernen zu kämpfen und ausgebildet werden zum töten. Du wirst in die Schule gehen und ich werde deine neue Erziehungsberechtigte. Ich werde dafür sorgen, dass dich niemals mehr irgendjemand anfasst. Du bist mein kleiner Schützling."

Ich setzte mich neben sie und nahm sie in den Arm. Sie weinte bitterlich auch ich konnte mir eine Träne nicht verkneifen. Ich habe seit 8 Jahren nicht mehr geweint. Doch dieses Mädchen in meinen Armen, sie hat das, was ich mir vor 8 Jahren gewünscht habe. Sie hat jemand der sie liebt. Und ich tue es aus ganzem Herzen. Mit einer schnellen Bewegung wischt ich die fremde Nässe von meiner Wange und schaute in ihr Gesicht. Ich wischte auch ihr Tränen weg und gab ihr einen Kuss.

"Iss bitte etwas, du brauchst Kraft. Ich geh kurz mit Jonas reden."

Ich schaute zu Jonas, der auch die letzten Pancakes auf den Teller stapelt und sie auf den Tisch stellt. Sie schnappte sich welche und legte sie sich auf ihren Teller. Solange ging ich mit Jonas ins Wohnzimmer.

"Hast du dir es auch gut überlegt? Ich mein du bist selber noch ein Kind und du wirst eine große Verantwortung tragen. Natürlich werde ich dich unterstützen und hinter dir stehen."

"Jonas ich bin mir sicher, ich kann mich mit ihr identifizieren. Wie lange habt ihr gebraucht um mich zu finden? 5 verdammte Jahre und ich habe sie gefunden. Siehst du ihre Augen? Die sind leer emotionslos. Sie ist schon viel länger unter falschen Umständen aufgewachsen. Man sieht ihr den Schmerz der letzten Woche, Monaten, gar Jahren an. Sie ist gebrochen und ich werde sie wieder zusammenkleben. So schwer es auch wird. Ich habe es geschworen."

"Ich bin stolz auf dich kleines."

Er nahm mich in den Arm und drückte mich fest. Er gab mir einen Kuss auf den Scheitel und ließ mich dann sanft los. Ich lief wieder in die Küche und schaute nah Jolin.

"Bist du fertig?"

Sie nickte wieder und stand auf. Ich habe keine anderen Sachen, die ich ihr geben könnte, also nahm ich sie in meinem T-Shirt mit. Auf ins Kaufhaus.

"Wir gehen jetzt etwas shoppen. Damit kannst du dich ja nicht Blicke lassen, das ist sowas von letzter Saison."

Ich entlockte ihr ein Lachen und machte sie fertig für die kleine Spritztour. Auch ich zog mich um und wir liefen auf den Ausgang zu.

"Ich muss zur Arbeit. Viel Spaß euch beiden."

Wir winkten ihm zu und verließen die Wohnung. Jetzt geht's erst einmal shoppen.
...
Ich hoffe es hat euch gefallen.
Liebe grüsse Susan

Good, Badgirl!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt