Kapitel 36

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Ich wollte mich noch einmal bei @CameronRoseMorgan bedanken für das schöne Cover. Also, danke noch mal 😁❤️

Scar P.O.V

Egal wie sehr ich auch versuchte ruhig zu bleiben, es gelang mir einfach nicht. Mein Fuß tippte ungeduldig auf dem Boden des Autos und verursachte ein konstantes Klopfen. Im Takt schnellte mein Fuß hoch und runter und ließ einen dumpfen Ton durch das totenstille Auto hallen. Würde ich nicht den regelmäßigen Atem der anderen wahrnehmen, würde ich glatt denken, allein in diesem Auto zu sitzen. Ich schaute aus dem Fenster und kaute nervös auf meiner Unterlippe. Auch meine Finger konnten nicht mehr still auf meinem Schoß liegen bleiben und fingen an abwechselnd auf mein Knie zu tippen.

"Scar, das ganze Getippe und Rumgekaue macht mich noch verrückt."

Schuldbewusste hörte ich auf mit meinem kleinen Orchester, dass durch das ständige zucken meiner Muskel und Glieder entstand. Doch ich konnte einfach nicht ruhig sitzen. In ungefähr zwei Stunden werden wir bei Mike sein und dann müssen wir kämpfen. Dieses Mal jedoch, hab ich ein kleines Kind mit mir, das zwar ausgebildet ist, aber noch nie einen Menschen getötet hatte. Sie war so jung, unschuldig und süß. Ihr Lachen glich dem grellen Licht eines Engels und erwärmte mit der weichen und traumhaften Stimme, die aus ihrer Kehle drang, ein wohliges und warmes Gefühl. Sie umwickelte mit ihrer Stimme, wie eine warme flauschige Decke, mein eiskaltes Herz und erwärmte es. Ihre Augen glänzten wie die Sterne im Nachthimmel. Dieses glänzen wird bald vergehen und die unzähligen Sterne in ihnen werden sich durch ihre eigene Hitze verbrennen. Jedes dieser Sterne glänzte aus einem bestimmten Grund. Menschlichkeit, Mitgefühl, Vertrauen, Trauer, Liebe, Freude, all das wird bald nicht mehr vorhanden sein. Sie wird kalt, undurchschaubar, skrupellos. Sie wird verlernen, was es heißt zu lachen, Freude zu haben und sie wird nie wissen, wie sich liebe anfühlt. Doch genau das passierte, wenn man sich in ein Leben stürzte, was von Anfang an für einen bestimmt worden ist. Das Leben, dass sie für immer Leben wird. Die Vergangenheit ist nicht vergangen, du holst im Rennen nur auf, doch irgendwann mal wirst du verarscht und die Vergangenheit ist Gegenwart und begleitet dich bis in die Zukunft. Wie bei dem Igel und dem Hasen. Der Hase dachte, er hätte gewonnen, doch kurz vor dem Ziel merkte er, dass der Igel schon vor ihm stand. Die Zeit rennt gegen einen, doch auch die Zeit rennt gegen sich selber. Die Zeit vergeht in, Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre, doch ein Ende gibt es nicht. Denn nach einem Jahr fangen wieder die Sekunden an, die Minuten folgen und es geht immer so weiter, bis ein weiteres Jahr vergangen ist, das ganze Leben lang.

"Wir sind da, macht euch fertig."

Ich atmete tief ein und aus. Dann checkte ich meine Waffen. Im Schuh, in meiner Socke, an meiner Hose, im BH, meine Halskette und die Spangen in meinen Haaren. Langsam umklammerte ich den Griff der Autotür und stieß diese dann auf. Mit einer schnellen Bewegung zog ich meine Magnum heraus und joggte mit den anderen in das riesige Gebäude. In Schwarz gekleidet, drangen wir in Sekundenschnelle in sein Büro ein. Er besaß eine bekannte Firma, in der er um die Uhrzeit an diesem Tag arbeitete. Dustin schaltete die Alarmanlage und alle Kameras, vom Auto aus, aus.

"Okay ich hab's, ihr könnt jetzt laufen."

Bekam ich durch die kleine Wanze in meinem Ohr zu hören. Schnell liefen wir die unzähligen Treppen hinauf. Wir hätten auch den Fahrstuhl nehmen können, aber das wäre zu unprofessionell. Nun standen wir vor der Tür seines Büros. Mason zählte bis drei runter und dann trat er die Tür ein. Seelenruhig sass er da auf seinem Bürostuhl und arbeitete an seinem Laptop.

"Ihr hättet einfach klopfen können."

Er schaute von seinem Laptop auf und lächelte uns an.

"Ach, was sollen denn diese Outfits, ihr seid doch nicht hier um mir etwas anzutun."

"Da wären wir uns nicht so sicher."

Ich lief auf ihn zu, schnappte mir seinen Schreibtisch und warf ihn zur Seite. Seine ganzen Blätter flogen durch die Luft und raschelten, sein Kaffee floss über den sauberen Teppich und sein Laptop gab ein leichtes knistern von sich, als er den Boden küsste.

"Danke, ich war sowieso fertig und wollte etwas aufräumen."

Ich schloss die letzten Meter zwischen uns und packte ihn am Kragen.

"Du mieser Mistkerl, ich bring dich um."

"Aber, aber Scarlett, wenn du mich umbringst, leben deine kleinen Freunde auch nicht mehr."

Ich drehte mich zu den anderen um und sah kleinste Laserpunkte auf ihren Köpfen tanzen. War ja klar, dass er wusste, dass wir kommen. Auch klar war ja, dass uns bis jetzt noch niemand aufgehalten hatte.

"Also, Finger weg, du zerknitterst mir noch mein Hemd."

Ich glaube mich verhört zu haben, er machte sich Sorgen um sein verdammtes Hemd? Ich könnte ihn mit nur einer Bewegung den Hals umdrehen und ihm somit sein Genick brechen, stattdessen spricht er mit mir, als wäre ich seine Freundin.

"Also, was möchtest du? Ich habe schließlich nicht ewig Zeit."

"Wo ist mein Bruder?"

Er tippte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger auf sein Kinn und überlegte.

"Ich weiß es nicht."

Langsam verlor ich die Geduld. Wütend schnaubte ich auf und griff wieder nach seinem Kragen.

"Zieht die Jalousie runter."

Jolin lief zum Fenster hin und tat dies. Nun war der Raum stockdunkel, doch Licht konnten wir nicht anmachen. Da unsere Schatten uns verraten würde.

"Fesselt ihn. Und kommt weg vom Fenster. Dustin? Dustin hörst du mich?"

"Ja, was ist los?"

Seine Stimme kam gedämpft und ein leises Rauschen war zu Hören, doch ich verstand ihn.

"Schließ die Tür Nummer 378 ab."

Mason schloss die Tür und schon war eine automatische Sicherung angesprungen. Chace machte das Licht an und dann kamen die anderen und fesselten den Bastard in meinen Händen.
Ich verpasste ihm einen Faustschlag und ließ seine Lippe aufplatzen. Er leckte sich über das Blut und grinste.

"Nicht schlecht für ein Mädchen, aber ich habe deinen Bruder wirklich nicht. Dank dir durfte ich ein halbes Jahr im Rollstuhl sitzen, da du mir meine Muskeln und Sehnen durchtrennt hast. Deshalb habe ich auch aufgehört nach dir zu suchen. Ich weiß wozu du fähig bist und du hast meinen größten Respekt. Welcher Mensch ist so lebensmüde und entführt deinen, ich wiederhole, DEINEN BRUDER?"

Ich wusste nicht warum, doch seine Augen bewiesen mir, dass er die Wahrheit sagte.

"Weißt du, wo er sein könnte?"

Er überlegte und dann hellte sich sein Gesicht auf.

"Es gab da einen, er wollte wissen wo du steckst. Er hatte nach dir gesucht."

"Wie hiess er?"

"Er nannte sich selber Big Joe."
...
Ich hoffe es hat euch gefallen
Liebe grüsse Susan

Good, Badgirl!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt