Ohne Erinnerungen? Ohne Gefühle?

195 8 0
                                    

— Thranduil —

Ich fand sie in den Stallungen und war erleichtert, dass ich Arien endlich gefunden hatte.

Sie stand vor der Box ihres schwarzen Pferdes, aber sie erkannte den edlen Rappen nicht. Das große Pferd, Tilion, stupste sie immer mal wieder mit den Nüstern an. Es war eine Aufforderung, aber Arien schien blind für die Welt.

Was war nur passiert? Alles schien normal, aber dann...

Ich sah noch genau, wie die Schritte meiner schönen Königin unsicherer wurden, ehe sie das Gleichgewicht verlor und fiel.

Ich schluckte die aufwallende Besorgnis und Angst in mir hinunter, als ich einen Schritt auf Arien zumachte. Augenblicklich fuhr sie herum, dass ich überrascht war, dass sie mich überhaupt kommen gehört hatte. Normalerweise bemerkte mich niemand.

Meine Gefährtin starrte mich aus großen Augen an und hielt in ihrer Bewegung inne. Erkenntnis huschte kurz über ihr viel zu schönes Gesicht, bevor sie mich fragend ansah.

>> Ihnen geht es besser. Ich wollte eigentlich einen Arzt holen, aber der Ort ist so groß und ich hatte niemanden gefunden. << Verlegen blickte sie auf ihre Schuhe.
 
>> Mir geht es gut, aber danke <<, antwortete ich erleichtert, froh, dass sie überhaupt mit mir sprach. >> Ich bin nur besorgt was dich anbelangt. Komm ich bringe dich zu einem Heiler. Er wird dir helfen. << Trotz der Entfernung zwischen uns, streckte ich die Hand nach ihr aus. Ich hoffte sie würde sie ergreifen, aber das tat sie nicht. Schmerzhaft zog sich mein Herz zusammen, als sie einen Schritt von mir weg trat und mit nie Entfernung zwischen uns bewusst wurde. Sie war noch größer, als vor Monaten, nachdem wir uns in Elronds Haus kennengelernt hatten.
 
>> Mir geht es gut, ich brauche keine Hilfe. Ich will nur nach Hause. Wo sind wir hier überhaupt? <<

Ich lächelte, oder versuchte es zumindest, um ihr keine Angst einzujagen und trat vorsichtig einen Schritt auf sie zu. Kleine Schritte folgten, die sie kaum bemerkte, bis ich vor ihr stand.
 
Ich will nach Hause hallte es in meinem Kopf wieder.
 
Nach Hause
 
Dabei war hier ihr zu Hause. Im Düsterwald, bei mir.

  Sie zog die Augen zusammen und musterte mich kritisch. >> Ich verlange eine Antwort. Noch heute. <<

Einen Augenblick später stand ich dicht vor ihr, was Arien auch erst bewusst wurde, als ich es realisierte. Es ging schneller und war weitaus unkomplizierter gewesen. Ich lächelte zufrieden, wohingegen dieses ein echtes Lächeln war. Sie ist nicht zurückgewichen und tat es derweil nicht. Arien musste mich einfach tief in ihrem Innersten erkennen, sonst wäre sie schon längst zurückgewichen. Das tat sie immer, wenn sie verunsichert war. Sie war zwar eine Kämpferin, aber erkannte, wenn sie keine Chance hatte. Das wusste ich, ich hatte ihr dieses Denken schließlich beigebracht.

  >> Und du bekommst sie <<, fuhr ich sie etwas zu schroff an, als ich geplant hatte.

  Zu hart, wie es schien, denn Arien hob trotzig das Kinn und versuchte auf mich hinab zu starren. Es gelang ihr nicht.

>> Dir geht es nicht gut. Ich werde dafür sorgen, dass du dich wieder erinnerst, an mich und an uns . Komm, lass mich dir helfen. << Ich ging einige Schritte Richtung Ausgang, aber Arien hielt sich verkrampft an der Boxentür fest, fast so, als hätte sie Angst, dass ich sie mitreißen würde. Zugegeben wäre das um einiges leichter und würde etliche Zeit sparen.

  >> Nein, ich will das nicht. Sie müssen sich wahrscheinlich mal durchchecken lassen, ob bei Ihnen in der Birne noch alles glatt läuft. Ich nicht. Wer läuft hier schließlich mit einer albernen Krone aus dem 18. Jahrhundert herum? Ich nicht! Für wen halten Sie sich überhaupt?! <<, schimpfte sie und wurde zum Ende immer lauter.

  Ich musste mich beherrschen meine Gefährtin nicht mit bösen Blicken zu strafen, weshalb ich nur den Kopf schüttete und meine Hand hob.
 
  Arien sah mich aus zusammengekniffenen Augen an und grinste böse, als nichts passierte. Wobei sie zuerst schockiert aussah.

  Tatsächlich passierte eine Weile nichts, was Arien nur noch amüsierter Grinsen ließ, dass sie gerade ihren frechen Mund wieder öffnen und mir höchstwahrscheinlich irgendeine Beleidigung an den Kopf werfen wollte. Typisch, denn das fiese Lächeln auf ihren unglaublich sinnlichen Lippen bahnte sich bereits an, als sie augenblicklich erstarrte und ihren Blick auf etwas hinter mich richtete. Ihre Augen wurden riesig und das leise Scheppern der Rüstungen ließ meine Vermutung bestätigen.

>> Nehmt sie fest und folgt mir<<, presste ich schweren Herzens hervor. Ich wusste, dass es falsch war, dass, wenn ich nicht alles richtig machte, Arien mir nie diese Tat verzeihen würde. Ich wusste, wie wichtig ihr ihre Freiheit war, deshalb ließ ich sie tun und lassen, was sie wollte, obwohl es mir oft nicht gefiel.

  Arien erkannte wohl oder übel, dass Weglaufen sinnlos war und alles schlimmer machen würde, denn sie klammerte sich umso mehr an der Boxentür fest. Sie hatte Angst, aber ich konnte uns nicht anders helfen, ich musste sie zu Elrond bringen.

Ich sah es mir nicht an und kehrte dem Geschehen dem Rücken zu, als zwei meiner Soldaten an mir vorbei auf die schöne Elbin zugingen, die sich scheinbar nicht einmal an ihr verändertes Selbst erinnerte. Hinter mir ertönte empörtes Kreischen und das Ächzen von Holz.
 
  Ich ging auch weiter, als mein Herz zu bluten begann und ich den gequälten Schrei vernahm, als kurz darauf Holz das Holz der Boxentür nachgab und die Tür aus dem Rahmen gerissen wurde, sowie die plötzlich folgende Stille und schließlich das erneute Ächzen der Rüstungen, als meine Soldaten einen bewusstlosen Körper mit sich schleppten.

Thranduil FF || Die Bestimmung - Die dunkle KroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt