Schicksalstreffer

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Die Tage flossen dahin. Mein Zimmer verließ ich nicht. Nur dann, wenn der Hunger unerträglich wurde und ich mich den Blicken der Elben aussetzten musste.

Legolas lud mich ab und an zum Essen ein, jedoch saßen wir mitten zwischen den anderen Elben. Es war nicht besser, als alleine zu sein. So musste ich ihre Abneigung und ihre Verachtung mir gegenüber nur aus der Ferne ertragen. Wenn ich bei dem Prinzen war, rissen sie sich zusammen, unterhielten sich weiterhin und verstummten nicht. Doch es war auch nicht besser. Ich spürte die Anspannung, die über dem Saal lag, wie ein dickes Nest von Spinnen.

Ich war hundemüde, als ich mich an diesem Abend ins Bett legte. In letzter Zeit war ich ständig müde, schlief den ganzen Tag. Selbst auf Toilette musste ich kaum.

Es klopfte, aber ich reagierte nicht. Ich war bettfertig, zog die Decke bis über den Kopf und versuchte das aufdringliche Hämmern der Tür zu ignorieren. Irgendwann würde die Person schon gehen. Spätestens dann, wenn sie merkte, dass selbst das Türschloss sich nicht öffnen ließ, wozu nur ich einen Schlüssel hatte. Dank Legolas.

>> Arien! << Die Stimme drang nur schwer durch das dicke Holz.

Ich kannte sie, die schrecklich hohe Stimme meiner ehemaligen Kammerzofe. Ich knurrte und packte mir ein Kopfkissen über die Ohren. Sie sollte verschwinden!

>> Arien! <<, rief sie und ließ meine Ohren klingelten.

Ich sprang aus dem Bett und stürmte nur in Nachtwäsche zur Tür, wobei es nicht mal zum Abendessen geläutet hatte. In Saus und Braus riss ich die Tür auf und keifte: >> Was?! <<

Ihr Blick glitt über mich, blieb an meinem Gesicht hängen. Sie schluckte und trat nervös einen Schritt zurück, wischte sich die Hände an dem Kleid ab. >> Oh <<, machte sie nur.

Etwas klirrte leise und meine Aufmerksamkeit richtete sich hinter sie. Zwei Soldaten standen in voller Rüstung hinter ihr. Sie bewegten sich nicht, starrten mit erhobenen Köpfen geradeaus und über mich hinweg.

Ich verengte die Augen, schloss die Tür etwas. >> Was ist hier los? <<

Meine Kammerzofe seufzte, ihre Schultern fielen herab. Ich ahnte Böses und ihr huschender Blick bestätigte meine Vermutung. Sie sah überall hin, nur nicht zu mir.

>> Ähm... << Sie schluckte und sah sich im Flur um. Es war töricht, denn nur die Familie des Königs durfte in diesen Teil des Schlosses. Gerade deshalb wünschte ich mir, woanders zu wohnen. Überall, nur nicht hier. Selbst Tilions Box wäre mir lieber gewesen. Er war wenigstens ein Kerl, der wusste, wann er mich in Ruhe lassen sollte und wann nicht. Tilion besaß etwas wie Feingefühl und achtete auf mich. Nicht wie er. Sie zwang sich ein Lächeln auf. >> Dürfte ich eintreten? <<

Ich verzog den Mund, trat aber beiseite. Ich durfte mir nicht zu viele Feinde machen, ich brauchte dringend Verbündete.

>> Danke. << Ich hörte wie sie erleichtert ausatmete und ließ sie herein.

Die Soldaten setzten sich in Bewegung, wollten der kleinen Elbin hinterher. Ich verengte die Augen und grinste, als ich ihnen die Tür vor der Nase zu schlug und den Schlüssel im Schloss drehte. >> Ihr bleibt draußen! <<

Die junge Elbin sah sich um, rümpfte die Nase und betrachtete mein zerwühltes Bett und die Tellerstapel mit Essensreste. Seitdem ich hier war, hatte ich keine Bediensteten in mein Zimmer gelassen. Die Gefahr war zu groß, dass sie bemerkten, dass das Schloss ausgetauscht wurde und einen passenden Schlüssel für den König anfertigen ließen. Ich wollte nie wieder von ihm eingesperrt werden, wobei ich immer noch eingesperrt war. Nur, dass mein Gefängnis deutlich größer und nobler als die eigenen vier Wände waren. Dennoch schloss ich mich lieber selbst ein, als das er es tat.

>> Also... << Ich verschränkte die Arme und wartete, dass sie mit ihrer Inspektion fertig war. Ich war mir sicher, sie würde Thranduil alles erzählen. Er würde sich freuen, wenn er ihr lauschte. Meine Finger gruben sich in mein Fleisch. >> Was willst du? <<

Meine ehemalige Kammerzofe, denn mir war bewusst, dass ich mich nie wieder von ihr wie ein Püppchen waschen oder ankleiden ließ, drehte sich zu mir herum. Sie atmete einmal tief aus, schloss die Augen und erklärte: >> Ich soll euch für die Zeremonie vorbereiten. <<

Mein Herz blieb stehen, sackte in meinen Magen und lag wie ein schwerer Mehlsack. Es zog mich hinab, während mit zeitgleich heiß und kalt wurde. Schweiß tat auf meine Handrücken. >> Welche Zeremonie? << Ich hatte eine böse Vorahnung, hätte aber nie geglaubt, dass er wirklich ohne meine Zustimmung die von ihm langersehnte Zeremonie durchführen wollte.

>> Eure Vereinigung. << Sie lachte nervöse, nahm einige Schritte Sicherheitsabstand ein. >> Unter den Menschen wird sie auch Hochzeit genannt. <<

Thranduil FF || Die Bestimmung - Die dunkle KroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt