Riskante Flucht

76 5 0
                                    

Ich sprang die Treppen hinab und rutschte beinahe auf dem Saum meines Kleides aus, bevor ich in mein Zimmer rannte und eilig einige Klamotten in mein Bettlaken einwickelte und mir über die Schulter warf. Einen Rucksack hatte ich nicht gefunden und ich würde ihn sicher nicht suchen und riskieren länger hier zu bleiben. Ich hatte keine Ahnung, ob Lord Elrond mich aufhalten würde, von hier wegzukommen und einen Weg nach Hause zu finden, aber es sah so aus, als wäre er nicht sonderlich begeistert gewesen.

Kaum hatte ich alles verstaut, Proviant hatte ich leider nicht dabei, was ein Problem werden würde, denn ich wusste nicht, wie ich nach Hause kommen sollte oder wohin ich musste, um jemanden zu finden, der mir sagen konnte, wie ich es zurückschaffte. Gandalf könnte mit vielleicht helfen, schoss es mir durch den Kopf. Aber er war immer unterwegs, überall in Mittelerde, und ich hatte keine Ahnung wie ich ihn finden sollte.

Vielleicht war er bei den Zwergen im Erebor. Das war sinnvoll, denn nachdem der König unter dem Berge im Kampf gegen Arzog gefallen war, musste die gesamte Ordnung neu hergestellt werden, wobei auch der ganze Berg neu hergestellt werden musste, nachdem der Drache für so lange Zeit auf den Schätzen der Zwerge geruht hatte.

Andererseits konnte Gandalf genauso gut im Auenland sein, wo die Hobbits lebten. Wir kannten uns zwar nur flüchtig, aber ich wusste so viel über ihn, dass er besonders einen Hobbit gerne mochte. Es war der Hobbit, der die Schlüssel zu Thranduils Kerkern gestohlen hatte, um die Zwerge zu befreien und der, der letztlich dafür gesorgt hatte, dass Thorin mich mit aus dem Schloss nahm. Ja, ich konnte mir ziemlich gut vorstellen, dass der Zauberer im Auenland war, aber der Weg dorthin war viel zu weit und viel zu gefährlich, besonders, wenn man alleine war und nur halbwegs gut mit dem Schwert umgehen konnte.

Soldaten rauschten an meinem offenem Fenster vorbei und ich duckte mich unwillkürlich. Mein Schwert, dass ich aus dem Düsterwald mitgenommen hatte, band ich mir um die Hüfte und streifte einen Umhang über.

Vorsichtig öffnete ich die Tür, überlegte es mir dann anders und stieg aus dem Fenster. Es herrschte Unruhe und ich schätzte, es lag an meiner Ankündigung, dass ich verschwinden wollte.

Soldaten liefen auf und ab und jemand ritt im Jagdgalopp über die steinerner Brücke. Mit bedacht eilte ich zwischen den hochstehenden Häusern von Rivendell und dessen schönen, reinen Statuen entlang. Sie waren hoch und boten mir mit ihren Schatten ein perfektes Versteck, wenn jemand in meine Richtung sah.

Kurz darauf erreichte ich eine der Brücken, die über den Fluss führten, die von den Wasserfällen auf der einen Seite zu dem See und auf der anderen Seite zu der Stadt führten. Es wäre nicht sehr schlau, wenn ich in die Ställe ging, um Tilion zu holen, auch wenn ich deutlich schneller mit ihm reisen konnte. Ich war mir sicher, dass gerade dort Soldaten auf mich warten würden, falls der Aufruhr wirklich an mir lag. Deshalb musste ich wohl oder übel zu Fuß gehen.

Ich ging so weit in Deckung, dass mich die zwei Soldaten nicht sahen, die vor der Brücke standen und überlegte, was ich tun musste, um sie abzulenken. Dann nahm ich einen losen Stein in die Hand und warf ihn.

Er traf den einen Soldaten direkt am Helm und dieser drehte sich suchend um. Ich nahm einen weiteren Stein in die Hand und warf den anderen Soldaten ab, der seinen Kopf in alle Richtungen drehte. Sie sahen sich einen Moment lang an, bevor sie wieder in ihre Haltungen zurückkehrten und still geradeaus starrten.

Diesmal nahm ich zwei Steine gleichzeitig und warf erst den einen ab und dann den anderen. Sie fluchten hörbar und sprachen leise, bis sie sich aufteilten, um den Übeltäter zur Rede zu stellen. Sie gingen nicht weit, behielten die Brücke immer in Sichtweite, aber sie waren doch so weit weg, dass ich, wenn ich schnell war, vor ihnen die andere Seite erreichen konnte, um mich dann zwischen den hoch aufragenden Felsen, die die Stadt umrahmten, verstecken konnte.

Thranduil FF || Die Bestimmung - Die dunkle KroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt