Die verlassene Hütte

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... Einen Monat später...

Es war nicht das erste Mal, dass das beschissene Dach leckte und ich aus dem Schlaf schreckte. Nur mit einer Lampe bewaffnet, stieg ich in der Dunkelheit der Nacht auf das Dach und sah wie schon so oft auf die einzige Stelle in diesem Häuschen, dass ich nicht reparieren konnte.

Wie jede Woche kletterte ich wieder hinunter und mischte etwas von dem klebrigen Zeugs an, dass schon so viele Stellen geflickt hatte, und klatschte es auf die Undichte. Als ich der Meinung war, dass es hielt, kletterte ich wieder hinunter und ging zurück ins Haus. Mittlerweile war es selbst nachts heiß geworden, dass ich der Überzeugung war, dass Sommer war, denn mir klebte die Kleidung wie sonst was am Körper, weshalb ich nachts schon ohne Klamotten schlief.

Zurück unter der Bettdecke schlief ich die letzen Stunden, bis die ersten Sonnenstrahlen durch die kleinen Fenster fielen, die ich mit der Zeit eingebaut hatte. Jetzt, nachdem ich alles aufgeräumt und sauber gemacht hatte, war es eigentlich ganz schön hier. Klar, manches wie das Bett war einfach nicht mehr zu retten gewesen, nachdem ich mich das erste mal raufgesetzt hatte, und die Beine eingeklappt waren. Aber der Rest war ganz okay und mittlerweile fühlte ich mich auch wohl. Das einzige, was komisch war, war das auf Toilette gehen. Im Haus gab es kein Klo, kein Badezimmer und die ersten Tage musste ich draußen meine Bedürfnisse verrichten, bis ich mir eine Art Klohäuschen selbst gebaut hatte. Dadurch war es angenehmer geworden, außer das Reinigen. Dabei wollte ich aber nicht zu sehr ins Detail gehen.

Ich stand auf und zog mir ein leichtes Kleid aus Rivendell über. Ich hatte es etwas zerschnitten, weshalb es jetzt mehr als Mantel diente, den ich mir morgens, bevor ich mich wusch, überzog. Zuerst machte ich mir etwas zu essen, wobei ich mich an die Anweisung derjenigen hielt, die hier vorher lebten. Sie hatten sämtliche Bücher über den Wald festgehalten und der Pflanzen, die man essen konnte und welche giftig waren. So gab es morgens immer eine Art Salat aus Blättern und Beeren, die zusammen ganz genießbar, aber nicht unbedingt lecker waren.

Bevor ich hinausging und mich vor die Hütte setzte, um das Grünzeugs runterzuwürgen, warf ich einen prüfenden Blick auf die Karte von Mittelerde. Nach einigen Tagen der Suche ist sie mir aus einem Buch gefallen und seitdem hatte ich sie mehr als ausführlich studiert. Ich kannte sie auswendig und konnte blind jeden einzigen Hügel nachzeichnen, deshalb hatte ich sie mehr als nur einmal kopiert, um sicherzugehen, dass, wenn ich sie verlor, immer noch eine als Ersatz hatte.

Ich verrichtete meine Morgentoilette und machte mein Bett, wobei ich danach zur Sicherheit aufs Dach stieg, um sicherzugehen, dass mir diese Nacht keine Morgenfeuchte ins Gesicht platschte. Bis jetzt hielt es.

Der Tag im Wald war beruhigend, aber mit der Zeit genauso langweilig. Niemand war hier und nach einigen Expeditionen musste ich feststellen, dass ich in einem Umkreis von einem halben Tag komplett alleine war. Gelegentlich huschte ein Tier über meinen Weg, mehr Leben gab es auch wieder nicht. Mein Schwert hatte ich lange nicht mehr angerührt, außer zum gelegentlichen Üben.

Ich ging zum Bach und nahm meine Wäsche mit, die ich zuerst wusch, um sie nachher aufzuhängen. Dann folgte ich dem Strom abwärts und stand ziemlich bald an einem kleinen See. Die Lage der Hütte war perfekt ausgewählt und ich dankte den einstigen Menschen oder Elben, die hier früher gelebt hatten, jeden Tag dafür. Ich sah mich eilends um, was absurd war und mehr ein Instinkt, denn ich war sowieso alleine, und legte das Kleid ab, bevor ich mich ins Wasser gleiten ließ. Es war herrlich und wie jeden Morgen genoss ich es hier zu sein, denn wenn ich etwas gerne mochte, dann war es das Wasser.

Ich wusch mein Haar, was mittlerweile bis zu meinem Hintern reichte, und stieg dann wieder aus dem Wasser. Etwas Knackte im Gebüsch und ich erstarrte, griff nach meinem Kleid, während mir das Herz bis zum Hals schlug, und zog es mir über den Kopf. Doch dann huschte ein Reh an mir vorbei und ich atmete erleichtert aus.

Das ständige allein sein, machte mich verrückt.

Ich wusste nicht mal, ob ich noch sprechen konnte, so lange hatte ich meine Stimme nicht mehr benutzt.

Der Wald machte mich krank.

Thranduil FF || Die Bestimmung - Die dunkle KroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt