Verlorene Herzen

94 6 1
                                    

>> Und warum willst du ausgerechnet dahin? << Legolas sah mich von der Seite her an. Er war überrascht, hatte mir aber meine Idee nicht ausgeredet, sondern wollte mich begleiten.

Ich tätschelte mein Pferd und starrte in den Düsterwald. Wir ritten seit einer Weile und mein Hintern schmerzte bereits. >> Weil das der einzige Ort ist, den ich kenne und gern mag. <<

>> Und es ist der schönste Ort, den es neben meinem Zuhause gibt <<, bemerkte Caiwaynn, meine neu gewonnene Freundin und zeitgleich treue Soldatin von Thranduil.

Yelkian, der heute etwas fröhlicher als sonst war, denn er lächelte leicht, stimmte ihr zu. >> Findest du? Ich persönlich war schon ein paar Mal in Rivendell, am liebsten wäre ich da geblieben, als hier im Düsterwald. Alles hat sich verändert, nachdem die Spinnen kamen. Es ist so düster. <<

>> So düster wie deine Stimmung? <<, lachte ich und fing mir einen bösen, aber lieb gemeinten Blick ein. Ich kannte die beiden Elben zwar kaum, wobei ich wusste, dass Caiwaynn Familie in Bruchtal hatte, weshalb ihr Haar Braun und nicht blond war, und Yelkian schon immer Soldat werden wollte, aber ich mochte sie wirklich gerne. Wir verstanden uns gut und auch während der Suche nach einem Brautkleid, waren sie mir sofort ans Herz gewachsen. Irgendwie herrschte zwischen uns nicht so eine starke Barriere wie bei den anderen Elben unter Thranduils Herrschaft.

>> Sehr lustig <<, bemerkte Yelkian.

>> Ich weiß <<, gab ich etwas zu leicht zurück, dass Legolas mich komisch ansah.

Ich wusste, dass er meine Beziehung zu den anderen zwei Elben in Frage stellte, sie vermutlich merkwürdig fand, weil er bis vor ein paar Stunden noch nichts davon wusste. Aber er hielt den Mund. Und das war das beste, was er tun konnte.

>> Wie lange reiten wir? <<, fragte ich nach einer Weile. Der Wald schien sich endlos vor uns zu erstrecken und wurde von Zeit zu Zeit immer unheimlicher und dunkler. Ich wusste, wäre ich alleine geritten, hätte ich nie den Weg hieraus gefunden oder überhaupt irgendwohin.  Meine Begleiter waren deshalb gut ausgewählt und sind womöglich auch die einzigen, die mich hätten gehen lassen, ohne Thranduil vorher Bescheid zu sagen. Das Ende des Liedes wäre es gewesen, dass ich gar nicht hier weggekommen wäre, weil Thranduil wieder irgendetwas getan hätte, um mich davon abzubringen. Ich wusste nicht, warum er das immer gerne tat, aber irgendwie waren wir uns nie wirklich einer Meinung gewesen. Denn er wollte den Kurs angeben, vergaß aber oft, dass ich nicht die Art von Elbin war, die alles so einfach hinnahm. Ganz im Gegenteil, wenn mir etwas nicht gefiel, bekam er Gegenwind und davon gewaltige Böhen.

>> Wenn wir so weiterreisen, bestimmt noch vier oder fünf Tage. << Legolas gefiel diese Feststellung nicht.

>> Und wenn wir schneller reiten? <<

>> 2 Tage << Yelkian tätschelte sein Pferd und lenkte die Stute so, dass er neben mir ritt. >> Einmal habe ich es geschafft in zwei Tagen in Rivendell anzukommen, aber nur ohne Pausen und im gestreckten Galopp. <<

Ich runzelte die Stirn. >> Warum so schnell? <<

Er zuckte die Achseln. >> Ich wollte einfach schnell da sein. <<

>> Okay, aber halten das die Pferde aus? <<, fragte ich und sah auf die Mähne von Tilion hinab. Er war wunderschön und mein bester Freund, aber ich wollte ihm nur ungern diese Reise ohne Pausen zumuten.

>> Unsere Pferde sind nicht wie die gewöhnlichen. Sie sind schneller und haben ein großes Herz <<, erklärte Legolas. >> Sie sind so gezüchtet, dass sie den meisten Extremen standhalten können. <<

Thranduil FF || Die Bestimmung - Die dunkle KroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt