Sattelt die Pferde, es wird ungemütlich

83 5 0
                                    

Thranduil

>> Seid ihr euch sicher, Vater? << Legolas sah ernsthaft besorgt drein.

>> Stellst du mich etwa in Frage? <<

Er schüttelte eilig den Kopf, aber Legolas war nie besonders gut im Lügen.

>> Seid wann wisst ihr es? <<, fragte mein Sohn mich. >> Wie ist das überhaupt möglich? Varda und Manwë hatten keine Kinder, wenn sie überhaupt imstande waren, echte Kinder mit Leib und Seele in die Welt zu setzten. <<

Legolas hatte recht, ausnahmsweise. Wir wussten viel über die Ainu und Vala, allerdings nicht genug, um zu wissen, ob sie Kinder zeugen konnten. Mit Leib und Seele. Sie waren unsterblicher und schöner als wir, stammten direkt aus dem Gedanken des Ilúvatar und formten aus seinen Gedanken ein Lied, was gesamt Arda erschaffen ließ. Man könnte fast meinen, sie waren wie Götter, allerdings waren Götter aus Mythen und die Ainu und Vala lebten wirklich oder tun es noch immer. Weit abseits von Arda.

>> Ich weiß nicht, ob oder wie es möglich war, dass Manwë und Varda Nachkommen erschaffen konnten, bevor sie Arda verließen, aber Lord Elrond ist davon überzeugt, dass Arien ihre Essenz in sich trägt. Sie ist die Hoffnung für unser Übel und deshalb hatte mein Freund sie mir anvertraut. Er ist davon überzeugt, dass Arien mit der Kraft des Súlimo den Wald befreien kann. Nur deshalb hatte er sie aus der Welt der Menschen hergebracht und nur deshalb hatte er sie mir zur Gemahlin gegeben. <<

Legolas Bestürzung war deutlich ins Gesicht geschrieben, es war so weit versteckt, dass nur ich sie sehen konnte und niemand sonst. In dem Spiel mit Maske und Gesicht war er gut, aber ich war besser. >> Aber wie soll Arien uns helfen, wenn sie nicht weiß, wer sie ist? Wie ist sie überhaupt in diese andere Welt gekommen? <<

Ich seufzte und schenkte mit ein Glas Dorwinion ein. Ich wusste nicht mehr, wie anstrengend es war, einen Sohn zu haben, nachdem er für ganze Wochen verschwunden war, um einen König im Norden zu suchen.

>> Arien weiß, wer sie ist. Zumindest in ihrem Inneren, alles andere muss sie nicht erfahren. Sie hat sowieso schon genug Sorgen. Mit der Zeit, die sie hier verbringt, wird sie immer mehr zu sich finden und ihre Aufgabe erkennen. <<

>> Die Spinnen zu töten? <<, fiel mir Legolas ins Wort und mein Blick verdunkelte sich augenblicklich.

>> Ich schicke sie nicht zu den Spinnen. Niemals würde ich das tun, oder sie auch nur freiwillig in die Nähe dieser Dinger lassen. << In meiner Stimme schwang Groll und Legolas wusste sofort, er sollte mich besser nie wieder darauf ansprechen. Ich nahm einen Schluck Wein zur Beruhigung, seufzte fast erleichtert, als mir der kräftige Geschmack Klarheit verschaffte.

>> Verzeiht, Vater. << Legolas sah zu mir und runzelte die Stirn. >> Aber wie ist sie in diese andere Welt gelangt? <<

Das war eine Frage, die ich mir selbst ziemlich oft stellte. Aber, dass ich keine Ahnung hatte, wie das möglich war, wollte ich nur ungern zugeben. Oder auch nur, wann Arien dorthin gebracht wurde, und von wem, war mir ebenso schleierhaft. Elrond war genauso ratlos und wenn ihm Galadriel nicht aus ihrer  Vorhersehung  von einem Mädchen, einer Elbin, in einer Welt voller Menschen erzählt hätte, hätte er niemals von ihr erfahren und nie alle möglichen Nachforschungen getätigt. Arien wäre nie hier gewesen. Und genau deshalb forschte Elrond weiter, suchte nach einer Antwort mit der Herrin des Lichtes, wie gerade Arien uns von dem Übel der Dunkelheit befreien konnte. Wie sie eine Nachfahrin von Manwë und Varda werden konnte, wenn sie uns schon längst den Rücken zugekehrt hatten, und Arien laut Rechnung mit ihrem Alter und der Zeit, wo die Ainur von uns gegangen waren, fast 2000 Jahre betrug.

>> Keine Fragen mehr zu dem Thema, Legolas <<, mahnte ich ihn. Ich konnte es mir nicht leisten, dass Arien davon erfährt, und mich zu Tode rügt, weil ich ihr nicht vorher die Wahrheit gesagt hatte. Aber die Wahrheit tat weh und warf viel zu viele Fragen auf, die ich selbst noch nicht beantworten konnte. Ich hatte selbst noch zu viele von ihnen und würde Arien davon erzählen, wenn ich sicher stellen konnte, dass sie von mir alle Fragen beantwortet bekam, die sie stellen könnte. Und das würden viele sein. Sie musste sich also noch etwas Gedulden, bis mir Elrond mehr von seinen Testergebnissen erzählen konnte, die er, als Arien bewusstlos war, zeitgleich zu ihrer Heilung durchgeführt hatte. Es war nur zu ihrem besten, deshalb hatte ich es ihm erlaubt, wobei Arien noch nichts davon wusste. Ich wusste selbst noch nicht, ob ich ihr davon erzählen wollte, sie würde mir wortwörtlich den Kopf abreißen.

Mein Sohn nickte und befolgte meine Anweisung ohne sie zu hinterfragen. Wie ein treuer Soldat. >> Wenn ihr mich nun entschuldigt, ich besuche Arien. <<

Ich nickte ihm zu und er verbeugte sich leicht, bevor er sich im angemessenem Tempo aus dem Thronsaal entfernte.

Darauf wartend, dass mein Sohn verschwunden war, nahm ich mir meinen Wein mit zu meinem Thron hinauf. Ich platzierte ihn so, dass man ihn nicht sofort sehen konnte, wenn spontan eine Audienz von Nöten war, aber auch so, dass ich jederzeit an die teuere Flasche herankam, um mir mein viel zu schnell leerwerdenden Kelch wieder aufzufüllen.

Die Minuten verstrichen und aus Minuten wurden schnell Stunden, als ich nur reglos auf meinen Thron saß, und gedankenverloren auf einen Punkt starrte. Manche würden sagen, das Leben eines Königs sei langweilig, ich würde sagen, das Leben des König ist nur so lange langweilig, wie er stumpf auf dem Thron sitzt. Und um genau das zu beenden, stand ich nun auf, und schritt eben diesen Thron, der nur aus Langeweile und Problemen bestand, hinunter.

Gerade bog ich in die Galerien ein, die nur der Königsfamilie geboten wurde, um mich an den Bildern von vergangen Zeiten, an Personen und Ereignisse zu erinnern, die ich schon längst vergessen, oder noch nie erlebt hatte. Elben starben schließlich auch irgendwann. Wenn nicht an Krankheiten, denn wir konnten nicht krank werden, jedenfalls bis vor wenigen Wochen noch nicht, als es noch keine unheilvolle Krankheit gab, die sich auf unerklärliche Weise überträgt, dann an Herzschmerz oder an schweren Verletzungen, wie die in einer Schlacht.

Ein Bote kam in die privaten Räume meines Flügels gelaufen und ich hätte ihn beinahe zurückgewiesen, wenn er nicht schwer atmend mit einem Brief angerannt gekommen wäre.

>> Herr, Herr... <<, prustete er. Ich sah ihn abwartend an. >> Der Brief ist von eurer Ge... von eurer Verlobten. <<

Ich riss ihm den Brief aus der Hand und der Junge Elb quickte erschrocken auf und wich zurück. Mir war es egal, denn mein Herz raste. Was hatte Arien getan? Warum schreibt sie mir einen Brief? Warum? Geht es ihr nicht gut?

Ich überflog dir paar Zeilen in Windeseile.

Mein Blick war von einer trügerischen Ruhe erfüllt, als ich den Boten ansah und befahl:
>> Lasst mein Pferd satteln. <<

Thranduil FF || Die Bestimmung - Die dunkle KroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt